Das Moor Des Vergessens
»Warum machst du's nicht hier im Dorf bekannt, was du suchst, vielleicht hat jemand eine Idee.« Für ihren Vater war dieser Vorschlag eine lange Rede. »Das ist eine richtig gute Idee«, sagte Jane. »Ich kann Bossy Barbara darauf ansetzen, mal sehen, was sie mit ihren Kontakten zu Heimatforschern ausgraben kann. Ich wette, sie steht auf einer Liste von Internetseiten mit begeisterten Ahnenforschern in Cumbria. Inzwischen gehe ich heute Vormittag mal ein bisschen spazieren. Vielleicht kann ein Ausflug auf den Berg mich aufmuntern.«
»Ach, das erinnert mich an was. Matthew hat gesagt, dass Diane heute Vormittag zu Hause ist, wenn du mit ihr Kaffee trinken willst«, sagte Judy. »Wird Matthew zu Hause sein?« »Nein, er macht heute mit den größeren Kindern einen Ausflug zum Hadrianswall. Das kann er gut, diese Ausflüge organisieren.«
Mit einer ganzen Herde von Eltern, die alle schwierige Arbeit erledigen, dachte Jane zynisch. »Ich schau mal bei Diane vorbei. Kann ja auch heute Nachmittag spazieren gehen.« »Ja, ich glaub, das wäre besser«, sagte Allan. »Die Wolken lösen sich bis zum Mittag wahrscheinlich auf. Dann dürfte es einen schönen Nachmittag geben.« Jane warf ihrem Vater einen dankbaren Blick zu. »Du hast lauter gute Ideen heute früh. Ein schöner Nachmittag auf dem Langmere Fell ist genau das, was ich brauche.«
Jake wachte mit einem dumpfen Druck im Kopf auf, dem er nicht entkommen konnte. Er schwitzte, und der Geschmack in seinem Mund war so eklig wie der Gestank in einem Straßengraben. Er schielte auf die roten Ziffern der Radiouhr an seinem Bett und stöhnte. Zu spät, um auch nur daran zu denken, das er Fellhead beobachten könnte. Er ließ den Kopf aufs Kissen zurückfallen und fragte sich, was, in aller Welt, ihm so schön daran vorgekommen war, den ganzen Abend mit einer Rugbymannschaft zu saufen. Er mochte Rugby nicht mal. Er hustete und bedauerte es sofort. Am liebsten wäre er den Rest seines Lebens unbeweglich in der Dunkelheit liegen geblieben. Und wenn er Glück hatte, würde das nicht allzu lange sein.
Aber sein Körper sah das anders. Innerhalb von Minuten begehrten sein Magen und seine Eingeweide auf, und er taumelte auf die Toilette. Nach einem zweiten Besuch dort meldete sich das Gefühl, dass es vielleicht doch möglich wäre, weiterzuleben. Er schleppte sich unter die Dusche und lehnte sich an die Wand, während das Wasser sich über ihn ergoss. Eine halbe Stunde später hatte er es geschafft, sich anzuziehen und seinen Computer hochzufahren. Die Helligkeit des Bildschirms empfand er als unmenschlich, aber er hielt durch und ging online. Erneut stöhnte er, als er Carolines E-Mail sah. An diesem Morgen hatte er wirklich keine Lust auf eine Strafpredigt, nicht einmal eine virtuelle. Aber er öffnete die Mail trotzdem, denn es blieb ihm nichts anderes übrig.
Guten Morgen, Jake. Ich hab versucht, dich auf deinem Handy anzurufen, aber es war abgeschaltet. Ich nehme an, du verfolgst eine heiße Spur und bist hinter Jane her oder sprichst gerade mit jemandem von der forensischen Anthropologie. Jedenfalls sind hier die Ergebnisse vom St. Catherine's House. Wie du sehen wirst, hat unser Knabe sehr gründliche Arbeit geleistet. Das ist das Schöne an professionellen Rechercheuren, dass sie genug Phantasie haben, für eine Zeit, wo es noch Glückssache war, ob die Leute lesen und schreiben konnten, auch mal eine andere Schreibweise auszuprobieren. Wie du sehen wirst, war aus Ms. Mason, als sie heiratete, offiziell eine Mayson geworden. Du kannst gleich anfangen, den Wohnort der jetzigen Nachfahren aufzuspüren. Lass mich wissen, wie du vorankommst. Bis bald
Caroline xxx
Als Anhang hatte sie ein Dokument geschickt, auf dem der Stammbaum von Dorcas Mayson skizziert war. Sie hatte einen Mann aus Yorkshire geheiratet und drei Kinder bekommen, bevor ihr Mann frühzeitig starb. Offensichtlich war sie nach Cockermouth zurückgekehrt, wo sie herstammte, denn dort war 1887 ihr Tod und die Heirat ihrer Kinder eingetragen.
Jake sah, dass sie mehrere direkte Nachkommen hatte. Ihm graute vor dieser Arbeit. Sie würde gar nicht spaßig werden. Aber die Mühe würde sich auf lange Sicht lohnen, sagte er sich, sie würde sich durchaus lohnen.
Er beschloss, einen Blick auf Janes E-Mails zu werfen, da er schon mal online war. Wenn sie Fortschritte gemacht hatte, wollte er es erfahren, bevor er seine Zeit auf Hinweise verschwendete, die sie bereits erledigt hatte. Als er Dans E-Mail
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