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Das Moor Des Vergessens

Das Moor Des Vergessens

Titel: Das Moor Des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Männer, die zu mir gehalten hatten, verdienten es, leben zu können, ohne dass sie in ständiger Gefahr waren, entdeckt zu werden. Und nach Tahiti zurückzukehren hätte diese Freiheit gefährdet. Jeder Kapitän, der in dieser Gegend segelte, kannte die Insel als einen guten Ankerplatz, und zu viele Schiffe legten dort an, als dass es für so viele von uns ein sicherer Zufluchtsort sein konnte. Selbst wenn wir die Eingeborenen hätten überreden können, uns zu verstecken, hätte uns irgendjemand aus Versehen oder absichtlich verraten können. Ich brütete viele Stunden in der Kapitänskajüte über Blighs Karten und versuchte, eine Zufluchtsstätte zu finden. Schließlich fiel meine Wahl auf TooBouai, das dreihundertfünfzig Meilen südlich von Tahiti lag. Dort gingen wir am 24. Mai an Land. Ich hatte auch hier ein Inselparadies erwartet, hätte aber gar keinem größeren Irrtum unterliegen können.

21
    In ihrem eigenen Bett aufzuwachen konnte Janes düstere Stimmung nicht aufhellen. Sie hatte schlecht geschlafen und war stündlich aufgewacht, in ihr Bettzeug und schlimme Träume verheddert. Bilder von Tenille, von Blut, Feuer und Rauch folgten auf chaotische Collagen, in denen ihre Familie und ihre Freunde durch die endlosen Betongalerien von Marshpool hetzten. Schuldgefühle sorgten für Aufruhr in ihrem Magen. Die Augen taten ihr weh, und ihr Kopf fühlte sich dumpf und unnütz an. Aber trotz ihrer gegenteiligen Erwartungen löste der Geruch von gebratenem Speck, der die Treppe heraufzog, plötzlich heftigen Appetit aus. Sie hasste sich wegen ihres Hungers.
    Jane raffte sich auf und ging ins Bad. Was war nur los mit der Generation ihrer Eltern? Niemand über fünfzig besaß eine richtig funktionierende Dusche. Sie wünschte sich eine reinigende Sturzflut von heißem Wasser, nicht so ein schwächliches Getröpfel. Sie begriff, dass ihr Wunsch sich genauso auf die Symbolik wie auf ihre tatsächliche Lage bezog, aber diese Erkenntnis machte die Erfahrung auch nicht befriedigender.
    Bevor sie nach unten ging, beschloss sie, noch einmal nachzusehen, ob sie eine E-Mail von Tenille hatte. Von ihr war nichts da, aber Dan hatte ihr noch spät am Abend eine Nachricht geschickt.
     
     
    Hi, Süße,
    wie geht's dir? Ich wünschte, ich hätte eine bessere Nachricht für dich, aber leider hab ich nichts erreicht. Ich habe fast den ganzen Tag im St. Catherinen House verbracht, kam aber mit Dorcas Mason nicht weiter. Ich fand die Geburtsurkunde, die du schon hast, aber danach nichts mehr. Es ist, als hätte sie, nachdem sie das Haus der Wordsworths verließ, der Erdboden verschluckt. Der einzige Grund, der mir dazu einfällt, wäre, dass sie jemanden aus Übersee geheiratet haben könnte. Das würde erklären, wieso sie aus den Akten verschwunden ist. Vielleicht hat sie einen Matrosen kennen gelernt und ist nach Frankreich oder Spanien gegangen. Ich bin durchaus bereit, am Montag weiterzusuchen, aber ehrlich gesagt sind die Dokumente hier nicht so schwierig durchzuarbeiten, und ich bin wirklich nicht sicher, wo oder wie ich die Suche woanders sinnvoll fortsetzen könnte. Bis bald, mit lieben Grüßen
    Danny Boy
     
    »Mist«, sagte Jane laut. Sie hatte ihre Hoffnung auf Dan gesetzt, aber er hatte auch nicht mehr Glück gehabt als sie. Ihr Verstand sagte ihr, dass es keine naheliegende Möglichkeit mehr gab, noch irgendwo zu suchen. Aber tief in ihrem Inneren saß ein hartnäckiger Wille, der sie nicht aufgeben ließ. »Mir wird schon noch was einfallen«, murmelte sie. Als sie in die Küche kam, war ihre Mutter dabei, Würstchen zu braten. Ein zugedeckter Teller mit Speck stand auf dem Herd. Judy sah über die Schulter und warf einen geübten mütterlichen Blick auf ihre Tochter. »Du siehst ja furchtbar aus«, sagte sie. »Dan hat im St. Catherine's House kein Glück gehabt.« Judy drehte sich besorgt um. »Ach, Jane, mein Schätzchen, es tut mir so leid. Ich weiß, das war dir sehr wichtig.«
    Allan kam herein, während sie sprach. »Morgen«, sagte er und streifte an der Küchentür seine Stiefel ab. »Jane hat keine gute Nachricht bekommen«, sagte Judy, während sie routiniert das Frühstück auf drei angewärmte Teller verteilte.
    »Über das Mädchen im Fernsehen?« Seine Miene verfinsterte sich.
    »Nein, über ihr Projekt«, sagte Judy, was bei dem Geräusch des fließenden Wassers, als Allan seine Hände wusch, fast nicht zu hören war. »Dan kann keine Spur von dieser Dorcas entdecken.«
    Er sah zu Jane hinüber.

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