Das Mordhaus (German Edition)
öffnete und mit we henden Haaren zu meinem Auto gelaufen kam.
Ich musste zugeben, dass ihre heutige Kleidung recht passabel da herkam. Sie hatte eine schlichte gelbe Bluse und blaue Jeans an. Gut, die Jeans saß wie erwartet wie eine zweite Haut an ih rem Körper, aber ich hatte Schlimmeres an ihr gesehen, zum Bei spiel die Hose mit den Löchern ... fürchterlich. Das musste vor circa zwei Wochen gewesen sein.
Als ich sie damals ausgelacht hatte, sagte sie zu mir: »Das ist Vin tage, das trägt man so. Die habe ich mir gestern gekauft«
Ich kratzte mich am Kopf. »Sehe ich das richtig? Du kaufst dir eine neue Hose, die aussieht, als wäre sie zehn Jahre alt? Wo ist denn da der Sinn?«
Ihre Augen schossen tödliche Blicke auf mich. »Du verstehst das nicht, du bist zu alt!«
Ich hatte schallend losgelacht und seitdem trug sie die Hose nicht mehr.
Jetzt fand ich, dass sie beinahe erwachsen wirkte. Sie öffnete die Tür und stieg ein. Den üblichen Knuff in die Seite nahm ich heute lo ckerer als sonst. Meiner Laune tat es keinen Abbruch.
»Guten Morgen«, begrüßte ich sie.
Sie sah mich einen Moment lang verblüfft an. »Guten Morgen?«, entgegnete sie. »Wie geht es dir?«
»Eigentlich ganz gut«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »So wie lange nicht mehr.«
Diana lächelte gequält. »Das freut mich. Dann hat wenigstens ei ner von uns gute Laune.« Sie rieb sich wie ein kleines Kind die Au gen. »Ich habe die halbe Nacht im Büro verbracht und mit den ande ren die ersten Spuren in unserem neuen Fall verfolgt und ausgewer tet. Paul hat mich nach Hause gefahren.« Sie kräuselte die Lippen. Sie legte eine Miene auf, die ich von ihr nicht kannte. Sie sah verle gen aus.
»Ist was passiert?«, fragte ich sie.
Sie nestelte nervös an ihrer Bluse. »Paul hat sich an mich range macht.«
»Paul aus der Soko?«
»Klar! Wer denn sonst?«
Diana schien verletzt zu sein. Die Stimme, ihr Verhalten, das Aus sehen, alles war heute anders an ihr.
Ich schlug einen versöhnlicheren Ton an. »Hat er versucht, dich anzufassen?«
Sollte das der Fall sein, war das kein Kavaliersdelikt mehr und sie musste es dem Chef melden. Sexuelle Belästigung war ein hartes Vergehen.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber er hat mich angemacht, als wäre ich ein Stück Fleisch. Er hielt vor meiner Wohnung und wollte mit raufkommen. Ich fragte ihn, wieso und er antwortete, ich wüsste doch genau wieso.« Diana räusperte sich. »Ich ver stand, was er meinte, ich konnte es in seinen Augen lesen. Wie ein geiler Stier hat er mich von oben bis unten begafft. Ich habe selbstverständlich ab gelehnt, schon alleine deswegen, da er ver heiratet ist und ein Kind hat. Und weißt du, Tomas, was er dann gesagt hat?« Sie sah mich fragend an.
»Nein, woher soll ich das wissen?«
»Er wurde wütend und schrie mich an, dass ich ein Flittchen sei, das mit jedem ins Bett steigt. Sogar mit meinem Partner.«
Das saß! Glaubten unsere Kollegen allen Ernstes, ich würde mit Diana schlafen?
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe Paul gesagt, dass er sich gewaltig irrt und ihn gefragt, wie er auf darauf kommt.«
Ich wusste die Antwort, bevor Diana sie aussprach.
»Er meinte, ich solle in den Spiegel schauen. Alles an mir wür de danach schreien, von den Männern vernascht zu werden. Mei ne Kleidung, das Make-up und meine Körperhaltung würden unver kennbare Signale ausstrahlen. Kannst du dir das vorstellen, Tomas? Ist das zu fassen?« Diana verstummte abrupt. Sie begann zu weinen.
Jetzt steckte ich in einem Dilemma. Sollte ich meiner weinen den Kollegin sagen, dass Paul in allen Dingen recht hatte, oder sollte ich meine gute Laune nutzen, um sie aufzubauen. Sekun den verstrichen und ich bekam keinen Ton heraus.
»Willst du dich nicht dazu äußern?«, fragte sie mich.
Ich entschied mich für beide Möglichkeiten. »Du bist eine attraktiv e Frau. Das zeigst und weißt du. Ich kann mir gut vorstel len, dass viele Männer sich von dir angezogen fühlen.«
»Also glaubst du auch, ich wäre ein Flittchen?«, schrie Diana.
Ich zuckte vor Schreck zusammen. »Nein, so meinte ich es nicht! Ich wollte nur andeuten, dass manche Männer schwanzge steuert sind und dein Aufzug sie animieren könnte.«
Sie seufzte. »Du hast ja recht. Ich habe die ganze Nacht über die Sache nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es Zeit ist für eine Veränderung.«
»Das ist mir aufgefallen und mir gefällt dein neues Outfit, so bist du um einiges
Weitere Kostenlose Bücher