Das Mordhaus (German Edition)
begehen konnte. Was hät te er getan, wenn Anke und Jenny nicht ums Leben gekommen wären und sie mir ge standen hätten, dass sie beide das neue Traumpaar 2012 waren? Be stimmt hätte er sich nicht an der Wand verteilt ...
Die Beamten nahmen mich mit aufs Revier, um mich nochmals zu verhören. Man verständigte Schroer und bat ihn, meine Anga ben zu bestätigen. Das tat er offensichtlich ohne Umschweife. Zwei Stunden nach dem ganzen Dilemma stand ich auf der Stra ße und wusste nicht wohin. Immerhin hatten die Beamten mich mit meinem eige nen Wagen fahren lassen und mir einen saube ren Trainingsanzug gegeben. Ansonsten hätte ich jetzt einen rie sen Fußmarsch in bluti ger Kleidung vor mir. Ich blickte auf die Uhr. Dreiundzwanzig Uhr ... ich musste Gesellschaft haben, sonst würde ich verrückt wer den. Wen sollte ich anrufen? Meine Frau? Tot! Mein bester Freund? Tot! Wer blieb mir noch? Kerstin? Nein, es war viel zu spät. Um die se Zeit schliefen alle im Haus meiner Schwester. Schroer? Nein, der mochte zu besoffen sein, um mich zu beruhigen. Es kribbelte in mei nem Bauch. Mir blieb eine Mög lichkeit. Diana! Ob sie nach der Ab fuhr vorhin mit mir sprechen wollte? Wenn sie die Geschichte hören würde, die ich soeben er lebt hatte, bestimmt. Ich zündete mir eine Zigarette an und holte mein Handy aus der Jackentasche. Schnell fand ich ihre Nummer. Mein Daumen schwebte über der Taste mit dem grünen Telefon hörer. Mach schon, Tomas, alter Freund. Wenn du nicht sofort je mand zum Reden bekommst, drehst du durch. Ich drückte die Taste und es tutete. Einmal, zweimal, dreim... der Anruf wurde angenommen.
Eine verschlafene Stimme hauchte: »Ja?«
»Ich bin´s, Tomas. Kann ich zu dir kommen? Ich brauche drin gend eine Schulter zum Anlehnen. Bitte!«
»Ja, klar.« Sie wirkte wacher. »Komm vorbei, ich mach uns einen Kaffee.«
Ob Kaffee das Richtige für meine aufgekratzte Stimmung war? Egal! »Ich bin in zehn Minuten bei dir.«
4.Tag – Freitag
Kapitel 27
Total gerädert wachte ich auf. Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu erkennen, wo ich war. Ich lag auf Dianas Couch, eingewi ckelt in eine Wolldecke. Ich sah auf die Uhr an der Wand. Elf Uhr morgens. Wie viele Stunden hatte ich geschla fen? Ich kramte in meinen Erinnerungen an den gestrigen Abend. Die Sache mit Her mann übersprang ich gekonnt und landete bei dem Zeit punkt, als ich bei Diana schellte. Sie musste an der Woh nungstür ge wartet ha ben. Kaum das ich die Klingel betätigte, wurde die Haus tür surrend geöffnet. Ich schlich durch den Flur. Ich wusste noch nicht einmal, in welcher Etage meine Partnerin wohnte. Ich fand Diana im zweiten Stock und fiel ihr sogleich in die Arme. Staunend folgte ich ihr ins Wohnzimmer. Ihre Woh nung war überaus stilvoll eingerichtet. Nicht langweilig, aber auch nicht zu überladen.
Wir setzten uns auf die Couch und ich erzählte ihr, was sich abge spielt hatte, seitdem sich unsere Wege getrennt hatten. Von ei nem »dich kann man nicht alleine lassen« bis hin zu einem »ach du Schei ße« war alles dabei. Im Großen und Ganzen hörte sie mir einfach nur zu, strich mir über die Arme und gab mir ein Gefühl der Sicher heit. Ich verbarg vor ihr auch nicht meine Angst, lang sam durchzu drehen. Diana nickte und hielt mit ihrer Meinung nicht hinterm Zaun. Als ich meinen Bericht beendete, kam sie an die Reihe. Sie quatschte und quatschte. Das letzte, woran ich mich erinnern konn te, bevor ich anscheinend wie tot auf der Couch einschlief, war, dass sie mir vorgeschlagen hatte, mich doch von der Arbeit freistellen zu lassen. Ich widersprach nicht. Ich sah ein, dass ich nicht länger zusi chern konnte, Herr über meine Lage zu sein. Zu viel war passiert. Zu sehr schmerzten mich die vergangenen Ereig nisse. Ich sah es ein, ich war noch nicht über den Berg. Ob gleich ich einen neuen Psychia ter brauch te ...
Diana und ich vereinbarten, dass wir nach der Geburtstagsfeier meiner Mutter auf das Revier fahren und Schroer über meine Ab sichten aufklären würden. Sie würden ohne mich klarkommen. Ich war schließlich ein kleines Licht bei der Kriminalpolizei, es war ja nicht so, dass mit mir ein Sieg sicher war.
Ich rappelte mich auf und ging auf Toilette. Derselbe Duft wie am Abend hing in dem kleinen Raum in der Luft. Der herrliche Geruch von Dianas Parfum. Wie verständnisvoll sie gewesen war, unglaub lich. Der Kaffee trieb unheimlich und meine Blase drohte zu platzen. Ich wagte es nicht, im Stehen zu pinkeln,
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