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Das Mordhaus (German Edition)

Das Mordhaus (German Edition)

Titel: Das Mordhaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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Möglichkeit. Also mal nicht gleich den Teufel an die Wand, Tomas!
    Ich öffnete die Tür, wie frisch geölt glitt sie lautlos auf. Und da sah ich ihn, meinen besten Freund. Eigentlich hätte es mich beru higen sollen, dass Hermann auf seinem Psychiatersessel saß und auf mich wartete, oder? Hätte es sollen, ja! Aber nur, wenn ihm nicht der hal be Kopf gefehlt hätte und sich leise schmatzend Ge hirnreste an der Wand hinter ihm den Weg auf den Teppich bahnten. Ich rannte zu ihm. Trat in frisches Blut. Rutschte weg. Der Versuch, seinen Puls zu fühlen, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er war tot. Das viele Blut an der Wand und dem Boden, die Reste seines einst schlauen Geistes und das große Loch in seinem Schädel reichten, um den Tod zu akzeptieren.
    Ich kniete mich vor ihn. »Was hast du gemacht, du Dummkopf?« Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten. Ich schlug den Blick nie der und sah den Verursacher dieser Sauerei. Eine Magnum lag auf dem Boden und verhöhnte mich mit ihrem glänzenden Aussehen. Seit wann hatte Hermann eine Waffe? Warum hätte er mir davon er zählen sollen? Schließlich war ich Kriminalhauptkommissar und hätte ihm im Handumdrehen die Magnum abgenommen. Klar, dass er mir nichts erzählte. Ein Stück neben der Waffe lag ein mit Blut be spritzter Zettel. Ich kroch hin. Mir war es egal, dass ich mittlerweile blutverschmiert war. Ich nahm den Zettel, hinterließ blutige Finger abdrücke und las.
    Ich war der Andere. Es tut mir leid. Verzeih mir bitte.
    Mehr stand dort nicht. Aber es reichte. Ich setzte mich auf den Ho senboden und feine Blutstropfen spritzten hoch, als ich sie mit mei nem Gewicht aus dem vollgesogenen Teppich drückte. Er war der Andere? Hieß das, er war derjenige, für den meine Frau mich verlas sen wollte? Was zur Hölle ...? Es tat ihm leid? Er war der Andere? Es tat ihm leid? Ich schrie wie ein Tier und schlug mit den Händen auf den nassen Teppich. Blut spritze mir ins Ge sicht. Hatte er deshalb darauf bestanden, dass ich ihm etwas vom Tag des Unfalls ver schwieg? Weil er ahnte, was geschehen war, bevor Anke und Jenny in den Tod fuhren? Hatte er darauf gewar tet, dass die Erinnerung zurückkam, um sich dann still und heimlich aus der Verantwortung zu ziehen, indem er sich den Schädel wegpustete? Hermann war mein bester Freund. Wie konnte sie sich da in ihn verlieben? Dazu kam noch, dass er op tisch kein Highlight war. »Weil er für sie Zeit hatte, wenn du auf der Arbeit warst«, flüsterte das Teufelchen. »Die Liebe kennt kei ne Hürden.«
    »Das darf alles nicht wahr sein«, sagte ich laut. »Was soll das?«
    Unerwarteterweise bekam ich eine Antwort. »Das würden wir auch gerne wissen.«
    Ich drehte mich um und sah in zwei Pistolenläufe. Jemand musste den Schuss gehört und die Polizei gerufen haben. Zwei Streifenpoli zisten standen ein paar Meter von mir weg und fixier ten mich. Wie musste die Szenerie auf sie wirken? Ich saß im Blut eines Toten, von oben bis unten vollgesudelt und sprach mit mir selbst.
    Ich gab einen wohlbekannten Satz von mir: »Es ist nicht so, wie es aussieht!« Ich hob die Hände und stand auf. Erst jetzt bemerk te ich die klamme Nässe. Meine Jeans musste sich mit Hermanns Blut voll gesogen haben.
    »Hände über den Kopf und an die Wand stellen«, forderte einer der Polizisten.
    Ich gehorchte ohne Widerworte. »Sehen Sie in meine Gesäßta sche. In der Brieftasche ist mein Dienstausweis. Ich bin von der Kriminal polizei.«
    Die Beamten durchsuchten mich kommentarlos. Als sie meine Brieftasche fanden, hörte ich verhaltenes Gemurmel.
    »Kommissar Ratz?«
    »Ja, der bin ich.«
    Ein Zögern, dann ein Räuspern. »Drehen Sie sich um.«
    Ich tat wie mir geheißen und stellte erleichtert fest, dass sie die Waffen gesenkt hatten.
    »Was ist passiert?«, fragte einer von ihnen.
    Ich erzählte ihnen von dem Unfall, den Sitzungen hier in der Pra xis, bis hin zu unserem Serienkiller und von Hermanns Selbst mord. Ich musste die Karten offenlegen, um zu verhindern, dass sie mich als Mörder von Hermann ansahen. Sie schienen mir zu glau ben. Auch wenn die Geschichte abenteuerlich klang.
    Die Beamten leiteten alles in die Wege, damit die Spuren gesi chert und der Leichnam abtransportiert werden konnte. Ich er lebte alles wie durch Watte. Ich konnte oder wollte nicht verste hen, was ge schehen war. Mein bester Freund hatte ein Verhältnis mit meiner Frau gehabt und anscheinend nur darauf gewartet, dass ich es her ausfand, damit er Suizid

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