Das Mordhaus (German Edition)
Chef wütend wurde, aber das tat er nicht, er blieb ruhig, geradezu beängstigend gelassen.
»Ratz, wir haben keine Spuren mehr, denen wir nachgehen kön nen. Wir müssen auf das Profil oder ...«
Ich ahnte, was er sagen wollte. »Oder auf weitere Opfer warten, die uns hoffentlich neue Hinweise liefern?«
Er nickte. »So beschissen es sich auch anhört, wir haben keine an dere Wahl.« Wieder ein kräftiger Schluck aus der Tasse.
Diana sprang plötzlich auf. »Und was ist mit einem Mas sen-DNS-Test? Vielleicht ist der Täter dabei.«
Schroer blieb immer noch ruhig. »Glauben Sie nicht, Frau Bal ke, dass ich das in Betracht gezogen und sogar angefordert habe?«
»Und?«, fragte sie.
»Abgelehnt, zu teuer.« Er warf die Arme in die Luft und ver schränkte sie überm Kopf. »Durch die Blume hindurch wurde mir etwas in der Art gesagt wie, falls es mehr Opfer gäbe, könnte man erneut über eine derartige Maßnahme nachdenken. Aber im Mo ment, nein.«
Diana lief wie ein Tiger im Käfig auf und ab. »Und was heißt das für uns genau?«
Schroer stand auf, ging zu ihr und hielt sie an den Schultern fest. Ich konnte beinahe hören, wie Dianas Schuhe beim Abbrem sen quietschten.
»Sie und Ratz gehen jetzt nach Hause. Den Rest des Teams habe ich schon weggeschickt. Ich weiß nicht, wieso die da oben glauben, wir könnten das mit acht Leuten alleine stemmen. Un terstützung aus umliegenden Revieren bekommen wir jedenfalls keine.« Er seufzte. »Alle Soko Mitglieder bleiben in Bereitschaft. Sie, Ratz und zwei weitere aus der Gruppe nehmen sich morgen frei. Samstag werden Sie und die anderen beiden dann hier er scheinen. Wir müs sen vorübergehend in Viererteams arbeiten und unsere Kräfte eintei len, so lange, bis wir neue Hinweise ha ben.«
Ich stellte mich neben ihn und legte meine Hand auf seine Schul ter. »Und was ist mit Ihnen? Wann haben Sie das letzte Mal geschla fen?«
Er sah mir in die Augen. »Machen Sie sich um mich keine Sor gen, ich komm klar.« Er nahm seine Tasse. Ja, ja, Onkel Jack Da niels half ihm wahrscheinlich beim Wachbleiben. »Und jetzt ver schwinden Sie! Sollte nichts passieren, will ich Sie erst am Sams tag wiederse hen.«
Einen Moment lang standen wir zu dritt beieinander und schwie gen. Diese Stille schien uns zu verbinden. Sie sagte eine Menge über den Gemütszustand eines jeden von uns aus. Wir waren kaputt, fer tig, völlig ausgelaugt. Wir gaben unser Bestes und wie dankte man es uns? Die Chefetage legte uns Steine in den Weg und die Presse trat uns in die Eingeweide. Miese Aus sichten!
Wir verabschiedeten uns voneinander. Schroer setzt sich mit seiner Tasse an den großen Besprechungstisch, während Diana und ich den Raum verließen. Vor der Tür blieb sie stehen.
»Und was jetzt? Was machen wir zwei Hübschen heute noch?« Sie zwinkerte mir zu.
Was war das denn für eine Aktion?
»Du hast den Chef gehört.« Blockte ich ihren Flirtversuch ab, auch wenn ich mir dafür in den Hintern hätte beißen können. »Ich bringe dich nach Hause und danach fahre ich zu Hermann. Ich hab einiges mit ihm zu besprechen.«
Diana schob ihre Unterlippe vor, warf sich das rote Haar über die Schultern und trottete hüfteschwingend davon. Hatte sie wirklich mit mir geflirtet oder spielte meine Wahrnehmung ver rückt? Es war lange her, dass ich auf dem Singlemarkt unterwegs war, vielleicht kannte ich die Signale nicht mehr. Egal was sich zwischen mir und meiner Partnerin anbahnte, es musste warten. Meine Kraftressour cen neigten sich dem Ende zu und da war kein Platz für eine junge Liebelei. Ich musste lächeln, als ich ihr zu meinem Auto folgte. Wie war es noch vor ein paar Tagen ge wesen? Ich hasse dieses Weib, warum habe ich sie als Partnerin, die nervt, hält nie die Klappe ... Und nun? Alles hatte sich geän dert. Ich war offener geworden und Diana erwachsener, zumin dest ein bisschen.
Mit den Händen in den Hüften wartete sie ungeduldig am Wa gen. »Soll ich dir einen Rollator besorgen?«
Sicher aber beleidigt hatte ich sie zu Hause abgeliefert. Sie sprach die Fahrt über kein Wort mit mir, sie war doch noch ein wenig naiv. Was hatte sie denn geglaubt? Klar, sie hatte mit Si cherheit die immer größer werdende Spannung zwischen uns ebenso gespürt wie ich. Aber, Hallo? Wir steckten mitten in ei nem scheinbar unlösbaren Fall. Das kleine Teufelchen flüsterte in mein Ohr: »Zu deiner Mutter nimmst du sie mit. Dann hättest du auch heute mit ihr ...« Nein! Das mit dem Geburtstag meiner
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