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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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noch in alle Richtungen. Darunter fallen auch Fälle, die die beiden bearbeitet haben.»
    «Sie meinen, eines ihrer Opfer hat sich an ihnen gerächt?»
    «Davon habe ich nicht gesprochen. Bezeichnen Sie sich als Opfer?»
    «Wenn Sie das erlebt hätten, was wir durchgemacht haben, dann fällt Ihnen kaum eine andere Beschreibung ein.»
    «Was werfen Sie Zinnhobel und Mangel vor?»
    «Nichts mehr. Sie haben am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, Opfer einer Gewalttat zu werden. Das anschließende Leid ist Ihnen jedoch erspart geblieben. Friede ihrer Asche.»
    «Und davor? Ich meine zu ihren Lebzeiten?»
    Müller rang sichtlich um Fassung. Der Zorn in ihm war noch immer sehr stark. «Diese unbeschreibliche Kälte und Abgebrühtheit, die sie während des gesamten Verfahrens an den Tag gelegt haben. Ich betone Tag. Denn länger hat der Prozess nicht gedauert. Sie wollten den Fall schnell vom Tisch haben.»
    «Entschuldigen Sie, ich verstehe nicht.»
    «Nur keinen Staub aufwirbeln, und weiter zum nächsten Fall. Unser Anwalt hatte eine Handvoll Zeugen aufgeboten, um zu beweisen, dass der Täter sein Messer weiß Gott nichtnur zum Schnitzen von Holzfiguren eingesetzt hatte. Er trug es stets mit sich, an seinem Gürtel, in so einer Art Ledertasche, wie man sie auch für Handys benutzt. Aber davon wollten die beiden Herren nichts wissen. Das hätte nämlich ein weitaus höheres Strafmaß bedeutet als diese lächerlichen vierzehn Monate. Heute läuft er wieder frei herum, bereit für die nächste Tat.»
    «Worauf führen Sie das zurück?»
    «Haben Sie schon mal einen König hängen sehen? Nein, denn das Gesetz gilt nur für die Bauern. Mangel wohnte in einem sehr schönen Haus. Ich war mal dort und habe es mir angesehen. Nur so aus Interesse. Ich wollte sehen, wie viel ein Mensch wert ist.»
    «Haben Sie ihn je darauf angesprochen?»
    «Nein, es war alles gesagt. Hin und wieder bin ich auf dem Weg zum Krankenhaus bei ihm vorbeigefahren und habe vor seinem Haus haltgemacht. Er hat mich bestimmt gesehen, aber herausgekommen ist er niemals. Dafür war er zu feige.»
    «Und Zinnhobel? Haben Sie ihn auch aufgesucht?»
    «Das war nicht nötig. Ich habe ihn ein paar Wochen nach der Verhandlung auf dem Marktplatz getroffen. Er war gut gelaunt, wie immer. Als er mir dann in die Augen sah, war es vorbei mit der Ausgelassenheit. Er hatte es sofort kapiert.»
    «Was?»
    «Dass er sich verkauft hatte.»
    «An wen?»
    «Keine Ahnung. An den Vater des Täters, diesen Immobilienmakler, oder an irgendjemand anderen, der noch die Finger in der Sache drin hatte. Ich weiß es nicht.»
    «Haben Sie einen Verdacht?»
    «Wie ich schon sagte, ich weiß es nicht.»
    Müller wurde durch ein Plätschern aufmerksam. Er sah zu seiner Frau hinüber, die immer noch an derselben Stelle stand. Inzwischen hatte sich vom Bewässern eine Pfütze umihre Füße gebildet. Er sprang auf und eilte zu ihr hinüber. Wie geistesabwesend hielt sie den Schlauch noch immer in die Büsche und merkte nicht, wie das Wasser sich an ihren Füßen sammelte. Er nahm sie behutsam an den Schultern und führte sie ins Haus zurück. Kilian stand anstandshalber auf, doch von ihr war keine Reaktion zu erwarten. Ihr Blick war leer.
    «Sie entschuldigen uns», sagte Müller und führte sie ins Badezimmer.
    «Sicher», antwortete Kilian kleinlaut.
    Er zögerte noch einen Moment, doch dann entschloss er sich, seinen Besuch zu beenden.
    Die beiden hatten ganz andere Probleme.

23
    Nur ein paar hundert Meter Luftlinie von dem Haus der Müllers entfernt lag die Justizvollzugsanstalt Würzburg am Friedrich-Bergius-Ring, einer seelenlosen Straße, die das Gewerbegebiet Ost an der östlichen Seite der Stadt umfasste. Wer hier untergebracht war, hatte viel Zeit, über sich, seine Vergangenheit und vielleicht auch seine Zukunft ungestört nachzudenken. Außer dem Lieferverkehr tagsüber gab es vor den Toren der Stadt wenig Ablenkung.
    Heinlein traf den ehemaligen Krankenpfleger Gunther Pirsch, der einen Patienten mit einem Medikamentencocktail getötet haben sollte, am gefängniseigenen Sportplatz. Obwohl es viel zu heiß für Sport war, ließ es sich Pirsch laut eines Wärters nicht nehmen, seine täglichen Runden zu drehen. Allem Anschein nach ging Pirsch von seiner baldigen Freilassung aus. Heinlein wartete im Schatten auf ihn.
    «Gunther Pirsch?», rief er dem völlig verschwitzten Mann zu.
    «Ja, was gibt’s?», antwortete er und kam näher. Dabei trank er aus einer Wasserflasche.
    «Ich

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