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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Zinnhobel hat es nicht zugelassen. Mangel hatte ein Gegengutachten angestrengt und sich damit durchgesetzt. Pikant an der Sache war, dass das vermeintliche Testament des Verstorbenen abhandengekommen ist. Pirsch soll es an sich genommen haben, was er bis heute bestreitet. Der Begünstigte, der Sohn des Verstorbenen, wartet bis heute auf die alleinige Verfügungsgewalt der Hinterlassenschaft, die er so lange mit seinen Geschwistern teilen muss. Man munkelt, dass ein Spezi Zinnhobels, der mit dem Begünstigten gut bekannt ist, auf Zinnhobel eingewirkt hat, eine möglichst hohe Strafe zu verhängen, um Druck auf Pirsch auszuüben, damit er das Testament endlich herausrückt.»
    «Klingt ziemlich verworren», urteilte Pia.
    «Eigentlich ganz einfach. Noch immer sitzt er in der JVA und gehört eigentlich in die Psychiatrie, wo er nach erfolgreicher Therapie die Aussicht hätte, als geheilt entlassen zu werden.»
    «Wären Zinnhobels und Mangels Tod für ihn von Vorteil?», fragte Pia.
    «Sicher. Wenn es zur Wiederaufnahme kommt, dann müsste er nicht fürchten, vor Gericht auf die beiden zu treffen.»
    Heinlein nickte. «Okay, Fall Nummer drei.»
    «Rosie Wilde. Opfer eines Verkehrsunfalls vor neun Monaten.»
    Heinlein stutzte. «Was haben Zinnhobel und Mangel mit einem Verkehrsunfall zu schaffen?»
    «Streng genommen nichts. Doch bevor der Fall zu einem Verkehrsunfall wurde, handelte es sich um fahrlässige Tötung. Und genau darin liegt der Skandal. Rosie Wilde war an einem nebelverhangenen Morgen mit dem Auto auf dem Weg zur Arbeit. Aus nicht geklärten Umständen raste sie ungebremst in einen Sattelschlepper, der von der Autobahnabfahrt bei Randersacker auf die B13 einbog. Der Fahrer des Sattelschleppers hatte die Lenkzeit beträchtlich überschritten, ging aber nahezu ungeschoren aus dem Prozess hervor. Rosie Wilde hingegen erhielt eine Teilschuld, da sie mit abgefahrenen Bremsen unterwegs war.
    Die Zeugen behaupteten, dass der Fahrer des Sattelschleppers ohne zu stoppen auf die stark befahrene B13 aufgefahren sei und Rosie Wilde selbst mit intakten Bremsen keine Chance gehabt hätte. In der Gerichtsverhandlung verhielt sich der Angeklagte auffallend entspannt, manche wollten ihn gar lächelnd bei der Zeugenvernehmung gesehen haben, was einige Anwesende zu Unmutsäußerungen veranlasste.»
    «Und wo ist da Zinnhobels und Mangels Versagen zu sehen?»
    «In der auffallend milden Strafe, die trotz Nichteinhaltung der Lenkzeiten verhängt wurde. Laut Staatsanwältin Lichtenhagen liegt das Urteil dem Gerichtspräsidenten schwer im Magen.»
    «Wieso das?»
    «Das weiß ich noch nicht. Sie hat nichts weiter dazu gesagt.» Er trank einen Schluck Bier. «Nun zu dir. Was hast du herausgefunden?»
    «Wie es scheint, haben wir es mit einem Täter zu tun, dersich in der mainfränkischen Sagenwelt sehr gut auskennt und sie in seinen Taten umsetzt.»
    Kilian ahnte, was kommen würde. «Du meinst den Unfug mit dieser Weißen Frau?»
    «Bei näherer Betrachtung versteckt sich dahinter viel mehr.»
    Heinlein berichtete von seinem Gespräch mit Kremer. «Zusammengenommen sind das sehr viele Zufälle. Meinst du nicht auch?»
    Doch Kilian war nach wie vor für geheimnisvolle Legenden um verschleppte Bildstöcke und Stimmen aus dem Holunderbusch nicht zu begeistern. «Willst du das dem Chef oder vielleicht gar der Presse erzählen? Die werden dich vierteilen.»
    Heinleins Blick wechselte zu Pia. «Was sagst du dazu?»
    Sie seufzte. «Also ganz ehrlich: Offiziell würde ich das nicht machen. Aber bis es so weit ist, ist die Spur genauso gut wie jede andere.»
    Kilian glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. «Reicht es nicht, dass Schorsch sich so einen Bären aufbinden lässt? Jetzt bestärkst du ihn auch noch darin.»
    «Danke», erwiderte Heinlein und trank sein Bier leer. Er schob das Glas Kilian zu. «Deine Runde.»

20
    Eine wunderbar angenehme Nacht hatte sich über das Maintal ausgebreitet. Zum ersten Mal seit Tagen hatte man das Gefühl einer leichten Abkühlung. Im oberen Frauenland lag Heinlein wie in den letzten Tagen auch auf seinem Notbett mit freiem Blick auf die Stadt. Inzwischen hatte er seine Insektenabwehr professionalisiert. Neben Teebaum- und Lavendelöl kam ein Ring aus Kerzen zum Einsatz sowie ein Moskitonetz aus Thomas’ Campingausrüstung.
    Die Familie war bereits zu Bett gegangen. Claudia war über einem Bildband Tiepolos eingeschlafen, und Thomas bereitete sich auf seinen Sühnedienst vor, der am nächsten Morgen

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