Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
Vom Netzwerk:
sollten nach der jüngsten Erhebung außer Form sein, auch Heinlein kam beim Erklimmen der Stufen zur Universitätsbibliothek ins Schwitzen.
    «Sag, wenn du ’ne Pause brauchst», stichelte Kilian.
    «Dir geb ich gleich.» Heinlein legte am Scheitel der Treppe eine Verschnaufpause ein. «Das ist einfach nur diese Mörderhitze.»
    Aus der Raucherecke erhielt er unerwartet Zustimmung. «Machen Sie langsam, zwei meiner Kollegen sind schon umgekippt.»
    Kilian erkannte in ihr die Freundin Rosie Wildes. «Das trifft sich gut. Sie wollten wir gerade sprechen.» Er steckte sich ein Zigarillo an. «Darf ich vorstellen? Mein Kollege Heinlein.»
    Ein Kopfnicken musste genügen, Heinlein sammelte sich noch.
    «Frau Hartmann», begann Kilian, «als Sie Rosie für die Reise nach Irland abgesagt hatten, suchte sie da nach einem Ersatz? Ihrem Mann vielleicht?»
    Hartmann grinste abfällig. «Der wäre der Letzte gewesen, mit dem sie verreist wäre. Der wollte es ihr sogar verbieten.»
    «Wieso?»
    «Weil er ein gewalttätiger Pascha ist, deswegen.»
    «Sie wussten demnach von den Auseinandersetzungen der beiden?»
    «Sicher, es war ja kaum zu übersehen. Seitdem er den Erweiterungsbau dort drüben übernommen hatte, tauchte er hier mehrmals am Tag auf, und dann flogen die Fetzen.»
    «Wurde er handgreiflich?»
    «Ja.»
    «Was war der Grund dafür? Hätte er sie nicht einfach ziehen lassen können?»
    «Für Gerald gibt es immer nur
Ich
. Das Du oder Wir war seit Luccas Geburt verschwunden. Anfänglich hielt er Rosies Erlebnis im OP noch für eine lächerliche Spinnerei, aber je mehr sie sich in der Figur einer Weißen Frau sah, desto zorniger wurde er.»
    «Reicht das, um seine Frau zu schlagen?», zweifelte Kilian.
    «Bei dem schon», antwortete Hartmann. Sie drückte ihre Zigarette aus und machte Anstalten, die Unterhaltung zu beenden.
    «Ich glaube», sagte Kilian, «Sie erzählen uns nicht die ganze Wahrheit.»
    «Meine Zigarettenpause ist zu Ende. Ich muss wieder an die Arbeit.» Sie zwängte sich an ihm vorbei.
    «Wie nahe standen Sie sich?», rief Kilian ihr nach.
    Hartmann hielt inne. Den Rücken zugewandt, antwortete sie: «So nahe, wie sich zwei Menschen nur sein können.»
    «Sie mochten sie sehr.»
    Kopfnicken.
    «Und Rosie?»
    «Auch.»
    «So sehr, dass sie Sie nicht mit nach Irland nahm?»
    Hartmann drehte sich um. In ihren Augen standen Tränen. «Es sollte nur eine Studienreise sein, sagte sie, bei der ich ihr nicht helfen könnte.»
    «Aber Sie glaubten ihr nicht?»
    Kopfschütteln.
    «Gab es einen anderen Mann oder eine Frau?»
    «Ja.»
    «Mann oder Frau?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Kommen Sie, wer war es?»
    «Ich weiß es nicht. Irgendwann vor ihrer Abreise muss sie jemand kennengelernt haben. Sie hat nicht darüber gesprochen, aber ich habe es gespürt.»
    «Sie stellten sie dennoch zur Rede?»
    «Ja.»
    «Wurden daraufhin auch Sie handgreiflich», mischte sich nun Heinlein ein, «als sie Ihnen noch immer den Namen verschwieg?»
    «Unsinn. Ich hätte Rosie nie etwas antun können. Da fragen Sie mal lieber ihren Mann.»
    «Hat er von Ihrer Liaison gewusst?»
    «Er war auf alles und jeden eifersüchtig, der sich für Rosie interessierte.»
    «Wusste er es? Ja oder nein?»
    «Ich denke schon.»
    «Er hat Sie also niemals persönlich darauf angesprochen?»
    «Nein.»
    «Könnte er jemand anderen in Verdacht gehabt haben?»
    «Wen denn?»
    «Diesen mysteriösen Mister X oder eine Frau?»
    «Da fragen Sie ihn besser selbst. Ich habe mit diesem Tier nichts zu schaffen. Kann ich jetzt gehen?»
    Heinlein überlegte. «Sofort, doch zuvor noch eine Frage. Was haben Sie studiert?»
    «Bibliothekswesen. Warum?»
    «Wie sehr sind Sie mit Bildstöcken und der fränkischen Sagenwelt vertraut?»
    «Wenig. Ich interessiere mich nicht dafür.»
    «Aber Sie könnten schnell umfassende Informationen darüber beschaffen?»
    «Sicher, Herr Kommissar, schließlich arbeite ich in einem der größten Archive des Landes.»

41
    Das Ruderboot, in dem Francesca und Lucca bei ihrem letzten Besuch gespielt hatten, war nicht mehr an seinem Platz. Heinlein und Kilian gingen zur Uferböschung hinunter, um nach Gerald Wilde und den Kindern zu sehen. Mainabwärts konnten sie sie entdecken. Gerald ruderte, die Kinder saßen als Piraten verkleidet im Heck. Das Piratenschiff steuerte den Heimathafen an. Francesca in der Rolle des Kapitäns und der ansonsten stille Lucca feuerten den Steuermann Gerald an, die Schlagzahl zu erhöhen.
    «Alles

Weitere Kostenlose Bücher