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Das Mordkreuz

Das Mordkreuz

Titel: Das Mordkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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das nicht überbewerten.»
    «Wieso nehmen Sie Imhof in Schutz? Haben Sie etwas zu verbergen?»
    «Himmel, nein. Michael hat eine schwere Zeit hinter sich. Ich möchte einfach nicht, dass er da in was reingezogen wird.»
    Heinleins Handy klingelte. Sabines SMS mit dem angehängten Foto von Rosie Wilde war eingetroffen. Er zeigte es Reisinger. «Ist das die Frau, die Sie als Imhofs Freundin bezeichnen?»
    Reisinger betrachtete das Bild. «Ja, das ist sie.»
    «Sie wissen, was mit ihr passiert ist?»
    «Sie ist tot. Michael kommt nicht darüber hinweg. Selbst nach knapp einem Jahr. Er leidet wie ein Hund unter dem Verlust. Eine schreckliche Sache und ein unverständlicher Unfall.»
    «Wieso unverständlich?»
    «Nicht für mich, aber für Michael. Er hat den Prozess mitverfolgt. Seitdem war Zinnhobel ein rotes Tuch für ihn. Er hat mir alles haargenau erzählt. Das lächerliche Strafmaß, das der Staatsanwalt forderte, die unterschlagenen Zeugenaussagen, das milde Urteil. Dieses Verfahren sei ein Witz gewesen, eine abgekartete Sache, hat Michael geschimpft. Er war nicht davon abzubringen. Und schließlich die unbegreifliche Teilnahmslosigkeit ihres Ehemannes. Also, wenn das meine Frau gewesen wäre, dann hätte ich da mehr Druck gemacht.»
    «Sie wussten, dass Rosie Wilde verheiratet war?»
    Reisinger war einen Schritt zu weit gegangen. Er wusste mehr, als er zugeben wollte. «Anfänglich nicht», ruderte er zurück. «Michael hat mir später davon erzählt.»
    «Zu Beginn unseres Gesprächs wollten Sie Rosie Wilde nicht einmal kennen, und jetzt wissen Sie von der Verhandlung und ihrem Ehemann. Was verheimlichen Sie mir noch?»
    «Nichts, das ist alles. Michael hat es mir erst vor kurzem mitgeteilt. Sein Verhältnis mit ihr und diese schreiende Ungerechtigkeit beim Prozess. Er hat ja sonst niemanden, mit dem er reden kann.»
    «Was ist mit seiner Schwester Andrea?»
    «Sie ist seine jüngere Schwester und wälzt selbst genug Probleme vor sich her. Was er brauchte, war ein Freund. Jemand, der wusste, wie es ist, jemanden zu verlieren.»
    «Da hat er in Ihnen einen väterlichen Freund gefunden?»
    «Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ja, ich habe ihm zugehört,und ja, ich weiß, wie es sich anfühlt. Ich habe meine erste Frau durch Krebs verloren. Das wünsche ich niemandem. Und dann kommt noch so ein arroganter und versoffener Schnösel und meint, seine Freundin sei selbst schuld, wenn sie ungebremst in einen Laster rast.
    Ja, es stimmt. Michael hat den Richter an jenem Sonntag hier im Biergarten gesprochen. Als wir kamen, sah er ihn am Tisch mit ein paar anderen sitzen. Er kochte vor Wut, wollte ihm vor allen Leuten sagen, was für ein Schwein er war. Ich konnte ihn so weit besänftigen, dass er es in der Öffentlichkeit unterließ.»
    «Bis Sie ins Büro gingen und die Unterlagen holten.»
    «Auf dem Weg zur Toilette musste Zinnhobel an Michael vorbei. Die Chance hat er sich nicht entgehen lassen. Er folgte ihm und stellte ihn zur Rede. Ich konnte von meinem Fenster aus, das über den Toiletten liegt, alles mithören. Wie Zinnhobel es verantworten könnte, fragte er ihn, so ein Urteil zu sprechen. Das grenze an Bestechung.»
    «Imhof hat also nicht wegen seiner Schwester mit ihm gestritten?»
    «Nein, es ging um den Tod Rosies. Er drängte auf Wiederaufnahme des Verfahrens, aber Zinnhobel hatte nur Spott für ihn übrig. Wenn überhaupt, konnte nur der Ehemann Berufung einlegen. Doch dafür war die Frist längst verstrichen, und Wilde hatte dahingehend auch keine Anstalten gemacht. Er war offensichtlich mit dem Urteil vollauf zufrieden.»
    «Hatte Imhof ihm gedroht?»
    «Nein.»
    «Sagen Sie die Wahrheit!»
    «Auf meine Ehre. Michael hat ihm nicht gedroht. Er ließ ihn gehen, und damit war die Sache erledigt.»
    «Wie lange haben Sie sich dann noch im Biergarten aufgehalten?»
    «Eine halbe Stunde vielleicht. Es hatte auch keinen Sinnmehr, mit Michael zu sprechen, solange Zinnhobel anwesend war.»
    «Was passierte dann?»
    «Wir sind zur Veranstaltung nach Eibelstadt zurückgefahren.»
    «Das heißt, der Richter blieb noch mindestens so lange, bis Sie gegangen waren?»
    «Ja, er saß inmitten seiner Bekannten und amüsierte sich prächtig. Als wir gingen, schickte er uns noch einen Gruß hinterher.»
    «Wie reagierte Imhof darauf?»
    «Überhaupt nicht. Er war die Ruhe selbst.»
    «Haben Sie während der Fahrt mit ihm über seinen Streit mit Zinnhobel gesprochen?»
    «Nein, er war wie ausgewechselt. Er redete über die

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