Das Moskau-Komplott
Klagen von Schamron mehr. Keine Warnungen von mir oder sonst jemandem vor den unzähligen Terroristen, die dir nach dem Leben trachten.«
»Wird Ostrowskij von der römischen Station observiert?«
»Wir haben ihn eine Stunde nach der Kontaktaufnahme unter Beobachtung gestellt.«
»Pfeif sie zurück. Sonst laufen wir Gefahr, den italienischen Sicherheitsdiensten und allen anderen, die ihn möglicherweise beschatten, unfreiwillig zu signalisieren, was wir vorhaben.«
»Wird gemacht.«
»Ich brauche einen Beschatter, dem ich vertrauen kann.«
»Jemanden wie Eli?«
»Ja, jemanden wie Eli. Wo ist er?«
»Bei Grabungen irgendwo am Toten Meer.«
»Bringt ihn zum Flughafen Ben-Gurion und setzt ihn in die Frühmaschine. Sagt ihm, er soll mich im Piperno treffen. Sagt ihm, dass eine Flasche Frascati und ein Teller
Filetti di baccalä
auf ihn warten.«
»Ich liebe gegrilltes Dorschfilet«, schwärmte Navot.
»Das Piperno macht die
besten fdetti
von ganz Rom. Wie wär's, wenn du uns Gesellschaft leistest?«
»Bella sagt, ich soll nichts Gegrilltes essen.« Navot tätschelte seine umfangreiche Taille. »Sie meint, ich werde zu fett davon.«
5 Villa dei Fiori, Umbrien
Das Gemälde eines alten Meisters zu restaurieren, so pflegte Gabriel zu sagen, bedeute, sich dem Bild und dem Künstler, der es erschaffen hat, mit Leib und Seele hinzugeben. Das Gemälde war das Erste, woran er nach dem Aufwachen dachte, und das Letzte, was er vor dem Einschlafen sah. Selbst in seinen Träumen konnte er ihm nicht entrinnen, noch konnte er an einem Werk, das er gerade restaurierte, auch nur einmal vorbeigehen, ohne stehen zu bleiben und seine Arbeit zu begutachten.
Jetzt schaltete er die Halogenlampen aus und stieg die Steintreppe ins Obergeschoss hinauf. Chiara lag, auf einen Ellbogen gestützt, auf dem Bett und blätterte geistesabwesend in einem dicken Modemagazin. Ihre Haut war dunkel von der umbrischen Sonne, und ihre kastanienbraunen Haare bewegten sich leicht im Luftzug, der durchs offene Fenster strömte. Ein grässlicher italienischer Popsong quäkte aus dem Radiowecker auf dem Nachttisch, und zwei italienische Prominente führten eine lebhafte, aber lautlose Unterhaltung im stumm gestellten Fernseher. Gabriel richtete die Fernbedienung auf den Bildschirm und drückte.
»Ich habe da zugesehen«, protestierte sie, ohne zu ihm aufzuschauen.
»Ach, tatsächlich? Worum ging es denn?«
»Es ging um einen Mann und eine Frau.« Sie leckte ihren Zeigefinger an und blätterte umständlich eine Seite der Zeitschrift um. »Hattet ihr Jungs eine schöne Zeit?«
»Wo ist deine Pistole?«
Sie hob den Zipfel der Bettdecke an, und im Licht der Leselampe schimmerte der Walnussgriff einer 9-mm-Beretta. Gabriel hätte es lieber gesehen, sie hätte die Pistole noch schneller zur Hand, aber er verkniff sich eine Bemerkung. Obwohl Chiara nie eine Waffe in der Hand gehabt hatte, bevor sie anfing, für den Dienst zu arbeiten, schnitt sie im Kellerschießstand am King Saul Boulevard regelmäßig besser ab als er - eine umso bemerkenswertere Leistung, als sie die Tochter des Oberrabbiners von Venedig war und ihre Jugend in den beschaulichen Gassen des alten jüdischen Gettos der Stadt verbracht hatte. Offiziell war sie noch italienische Staatsbürgerin. Ihre Verbindung zum Dienst war ebenso geheim wie ihre Ehe mit Gabriel. Sie deckte die Beretta wieder zu und schlug die nächste Seite um.
»Wie geht's Uzi?«
»Er und Bella werden heiraten.«
»Im Ernst? Oder ist es wieder nur Gerede?«
»Du hättest die Brille sehen sollen, die sie ihm aufgezwungen hat.«
»Wenn sich ein Mann von einer Frau seine Brille aussuchen lässt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er unter der
chuppa
steht und ein Glas zertritt.« Sie schaute auf und sah ihn prüfend an. »Vielleicht solltest du mal zum Augenarzt gehen, Gabriel. Gestern Abend beim Fernsehen hast du geblinzelt.«
»Ich habe geblinzelt, weil ich den ganzen Tag gearbeitet habe und meine Augen überanstrengt waren.«
»Früher hast du nie geblinzelt. Weißt du, du bist jetzt in einem Alter, in dem die meisten Männer...«
»Ich brauche keine Brille, Chiara. Und wenn, werde ich ganz bestimmt deinen Rat einholen, bevor ich mich für ein Modell entscheide.«
»Du siehst sehr distinguiert aus, wenn du zur Tarnung eine falsche Brille trägst.« Sie klappte die Zeitschrift zu und drehte den Radiowecker leiser. »Und deswegen ist Uzi den weiten Weg nach Italien gekommen und hat sich mit dir getroffen?
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