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Das Moskau-Komplott

Das Moskau-Komplott

Titel: Das Moskau-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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saudischen Drahtzieher und Geldgeber des Terroranschlags aufgespürt und getötet. Der mächtige Privatsekretär des Papstes, Monsignore Luigi Donati, wusste von Gabriels Verwicklung in die Morde und billigte sie im Stillen. Wie auch, so vermutete Gabriel jedenfalls, der Heilige Vater selbst.
    Die Wohnung war mit einem Überwachungssystem ausgestattet, das in der Lage war, Zeitpunkt und Dauer jedes unerwünschten Eindringens aufzuzeichnen. Beim Hinausgehen klemmte Gabriel trotzdem einen altmodischen »Verräter« zwischen Türblatt und Türrahmen. Nicht dass er den genialen Tüftlern in der Technik-Abteilung des Dienstes misstraut hätte. Doch im Grunde seines Herzens war er ein Mann des sechzehnten Jahrhunderts und hielt in Sachen Sicherheit und Spionagehandwerk an veralteten Methoden fest. Elektronische Verräter waren wunderbare Geräte, aber ein Papierschnitzel irrte nie und brauchte keinen Ingenieur mit einem Doktortitel des Massachusetts Institute of Technology, um am Laufen gehalten zu werden.
    In der Nacht hatte es geregnet, und die Bürgersteige in der Via Gregoriana glänzten noch feucht, als Gabriel aus der Eingangshalle trat. Er wandte sich nach rechts in Richtung der Kirche Santa Triniti dei Monti und stieg die Spanische Treppe hinab auf die Piazza, wo er den ersten Cappuccino des Tages trank. Nachdem er zu der Überzeugung gelangt war, dass seine Rückkehr nach Rom von den italienischen Sicherheitsdiensten unbemerkt geblieben war, wanderte er die Spanische Treppe wieder hinauf und stieg auf eine Vespa. Der Viertaktmotor surrte wie ein Insekt, als er die elegante Via Veneto hinunterflitzte.
    Das Hotel Excelsior lag fast am Ende der Straße, nahe der Villa Borghese. Gabriel stellte den Motorroller auf dem Corso d'Italia ab und schloss seinen Helm im Topcase ein. Dann setzte er eine Panorama-Sonnenbrille und ein Basecap auf und kehrte zu Fuß zur Via Veneto zurück. Er schlenderte fast den ganzen Boulevard bis zur Piazza Barberini hinunter, dann wechselte er die Straßenseite und ging zurück in Richtung Villa Borghese. Unterwegs fielen ihm vier Männer auf, die er für amerikanische Sicherheitsleute in Zivil hielt - die US-Botschaft befand sich in der Via Veneto 121 -, aber niemand, der wie ein Agent des russischen Geheimdienstes aussah.
    Die Kellner des Doney deckten die Tische auf dem Bürgersteig gerade fürs Mittagessen ein. Gabriel betrat das Restaurant und trank, an der Bar stehend, seinen zweiten Cappuccino. Anschließend ging er nach nebenan ins Excelsior, begab sich zum Haustelefon bei den Aufzügen und hob den Hörer ab. Als die Telefonistin sich meldete, verlangte er, einen Gast namens Boris Ostrowskij zu sprechen, und wurde augenblicklich mit dessen Zimmer verbunden. Nach dem dritten Klingeln meldete sich ein Mann, der englisch mit starkem russischem Akzent sprach. Als Gabriel einen »Mr. Donaldson« zu sprechen wünschte, erwiderte der Mann, dass es bei ihm niemanden dieses Namens gebe, und legte sofort auf.
    Gabriel behielt den Hörer noch ein paar Sekunden am Ohr und lauschte auf das Knacken eines Abhörgeräts. Als er nichts Verdächtiges vernahm, legte er auf und ging zur Galleria Borghese. Eine Stunde lang sah er sich Gemälde an und vergewisserte sich, dass ihm niemand folgte. Dann, um 11.45 Uhr, kletterte er wieder auf die Vespa und fuhr zu einem ruhigen Platz am Rand des ehemaligen Gettos. Die
filetti
und der Frascati warteten bereits, als er ankam. Und mit ihnen Eli Lavon.
     
    »Ich dachte, du bist in den Flitterwochen.«
    »Schamron hatte andere Pläne.«
    »Du musst lernen, Grenzen zu ziehen.«
    »Ich könnte einen Sperrzaun errichten, und auch das würde ihn nicht aufhalten.«
    Eli Lavon schmunzelte und strich sich ein paar dünne Haarsträhnen aus der Stirn. Obwohl es ein warmer römischer Nachmittag war, trug er einen Wollpullover unter seinem zerknitterten Tweedsakko und ein Halstuch. Selbst Gabriel, der Lavon seit über dreißig Jahren kannte, konnte bisweilen nur schwer glauben, dass der intelligente und gelehrte kleine Archäologe tatsächlich der beste Beschatter war, den der Dienst jemals hervorgebracht hatte. Wie Gabriel unterhielt er zum Dienst allenfalls lose Bindungen. Er lehrte zwar noch an der Akademie - kein junger Agent des Dienstes kam zum Einsatz, ohne dass ihn der legendäre Lavon zuvor ein paar Tage unter seine Fittiche nahm -, doch seine derzeit wichtigste Arbeitsadresse war die Hebrew University Jerusalem, an der er Biblische Archäologie lehrte und in deren

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