Das Moskau-Komplott
Nur um dir zu sagen, dass er heiraten will?«
»Das Schwert Allahs hat ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt. Schamron hat Angst um unsere Sicherheit.«
»Das klingt aber so, als hätte es auch ein Telefonanruf getan, Liebling. Uzi hatte dir doch bestimmt noch mehr zu sagen.«
»Er möchte, dass ich in Rom etwas für ihn erledige.«
»Ach? Was denn?«
»Das ist streng vertraulich, Chiara.«
»Gabriel, ich würde schon gern wissen, warum du mitten in unseren Flitterwochen wegen eines Auftrags wegläufst.«
»Es ist kein Auftrag. Morgen Abend bin ich wieder zurück.«
»Worum geht es, Gabriel? Und erzähl mir nichts von irgendwelchen albernen Dienstvorschriften. Wir haben uns immer alles gesagt.« Sie stutzte. »Oder etwa nicht?«
Gabriel setzte sich auf die Bettkante und erzählte ihr von Boris Ostrowskij und seiner unorthodoxen Bitte um eine Audienz.
»Und du hast eingewilligt?« Sie raffte ihr Haar zu einem Knoten zusammen und tastete auf dem Bett zerstreut nach einer Spange. »Bin ich etwa die Einzige, die wenigstens ansatzweise darüber nachdenkt, dass du vielleicht geradewegs in eine Falle läufst?«
»Der Gedanke ist mir auch schon gekommen.«
»Warum hast du ihnen nicht gesagt, sie sollen einfach jemand anderen schicken? Uzi kann doch bestimmt jemanden in der Operationsabteilung auftreiben, der genug Ähnlichkeit mit dir hat, um einen russischen Journalisten zu täuschen, der dich nie in natura gesehen hat.« Da Gabriel schwieg, gab sie die Antwort selbst. »Weil du neugierig bist, was dieser Russe zu sagen hat.«
»Du etwa nicht?«
»Nicht genug, um meine Flitterwochen zu unterbrechen.« Chiara gab die Suche nach der Spange auf und ließ das Haar wieder über ihre Schultern fallen. »Uzi und Schamron werden immer wieder einen Vorwand finden, dich in den Dienst zurückzulocken, aber Flitterwochen hast du nur einmal.«
Gabriel ging zum Schrank und zog eine kleine Reisetasche aus dem obersten Fach. Schweigend sah Chiara zu, wie er sie mit Wäsche zum Wechseln füllte. Sie spürte, dass sich jede weitere Diskussion erübrigt hatte.
»Hatte Uzi eine
bat leveja?«
»Noch dazu eine sehr hübsche.«
»Wir sind alle hübsch, Gabriel. Ihr angegrauten Bürohengste geht gern mit einem hübschen Mädchen am Arm in den Einsatz.«
»Besonders wenn sie eine große Kanone in der Handtasche hat.«
»Wer war es?«
»Eine Tamara, sagt er.«
»Die ist hübsch. Und nicht ohne. Bella sollte besser ein Auge auf sie haben.« Sie sah zu, wie Gabriel die Tasche packte. »Bist du wirklich morgen Abend wieder zurück?«
»Wenn alles nach Plan läuft.«
»Wann ist bei einem deiner Aufträge das letzte Mal alles nach Plan gelaufen?« Sie griff nach der Beretta und streckte sie ihm hin. »Brauchst du die?«
»Ich habe eine im Wagen.«
»Wer deckt dir den Rücken? Doch nicht etwa die Idioten von der römischen Station?«
»Eli kommt morgen früh mit dem Flieger nach Rom.« »Lass mich mitkommen.«
»Ich habe bereits eine Frau an meine Feinde verloren. Ich möchte nicht noch eine verlieren.«
»Und was soll ich tun, solange du weg bist?«
»Pass auf, dass niemand den Poussin stiehlt. Seine Heiligkeit wird sehr ungehalten sein, wenn er verschwindet, solange er sich in meiner Obhut befindet.« Er küsste sie und wandte sich zur Tür. »Und egal was du tust, versuch nicht, mir zu folgen. Uzi hat Aufpasser am vorderen Tor postiert.«
»Mistkerl«, murmelte sie, als er die Treppe hinunterstieg.
»Das habe ich gehört, Chiara.«
Sie nahm die Fernbedienung und richtete sie auf den Fernseher. »Gut so.«
6 Rom
Von einer sicheren Wohnung zu sprechen, war nicht mehr ganz korrekt. Inzwischen hatte Gabriel in dem behaglichen
appartamento
oberhalb der Spanischen Treppe so viel Zeit verbracht, dass sie von der Objektverwaltung, jener Abteilung des Dienstes, die für die Bereitstellung sicherer Quartiere zuständig war, seine römische Adresse genannt wurde. Sie bestand aus zwei Schlafzimmern, einem großen, lichtdurchfluteten Wohnzimmer und einer geräumigen Terrasse, mit Blick nach Westen auf die Piazza di Spagna und den Petersdom. Zwei Jahre zuvor hatte Gabriel neben Seiner Heiligkeit Papst Paul VII. im Schatten von Michelangelos Kuppel gestanden, als der Vatikan von islamischen Terroristen angegriffen wurde. Über siebenhundert Menschen kamen an jenem Oktobernachmittag ums Leben, und um ein Haar wäre die Kuppel des Doms eingestürzt. Im Auftrag der CIA und des amerikanischen Präsidenten hatte Gabriel die beiden
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