Das Moskau-Komplott
schlug er vor. »Sonst kommt der Kellner noch auf die Idee, dass wir zwei Spione sind, die etwas Wichtiges zu besprechen haben.«
»Bist du deswegen hier, Uzi? Du bist doch sicher nicht den weiten Weg nach Umbrien gekommen, nur um mir zu sagen, dass es Leute gibt, die mich gern tot sehen würden.«
»Nun ja, wir fragen uns, ob du eventuell bereit wärst, uns einen Gefallen zu tun.«
»Was für eine Art von Gefallen?«
Navot schlug die Speisekarte auf und runzelte die Stirn. »Mein Gott, sieh dir all die Pasta an.« »Magst du denn keine Pasta, Uzi?«
»Ich liebe Pasta, aber Bella sagt, dass ich fett davon werde.«
Er rieb sich den Nasenrücken und setzte die neue Brille wieder auf.
»Wie viel musst du vor der Hochzeit abspecken, Uzi?« »Dreißig Pfund«, knurrte Navot. »Dreißig Pfund!«
4 Assisi, Italien
Sie verließen das Restaurant bei Dunkelheit und schlossen sich einer Prozession von Kapuzinermönchen an, die in braunen Kutten langsam durch die schmale Gasse zur Basilika San Francesco defilierten. Ein kühler Wind fegte über den weiten Vorplatz. Uzi Navot ließ sich auf eine Steinbank nieder und sprach vom Tod.
»Sein Name war Aleksandr Lubin. Er arbeitete für eine Zeitschrift namens
Moskowskij Gaseta.
Ein paar Tage nach Weihnachten wurde er in einem Hotelzimmer in Courchevel ermordet. Zu der Zeit hat der Rest der Welt davon kaum Notiz genommen. Wie du dich vielleicht erinnerst, drehte sich damals alles um London, wo die Tochter des amerikanischen Botschafters gerade aus der Gewalt des Schwertes Allahs befreit worden war.«
Gabriel setzte sich neben Navot und beobachtete zwei Jungen, die vor der Treppe der Basilika Fußball spielten.
»Die
Gaseta
behauptet, dass Lubin in Courchevel Urlaub gemacht hat, doch die französische Polizei ist zu einem anderen Ergebnis gekommen. Sie sagen, er sei in dienstlichem Auftrag dort gewesen. Leider hat sich in seinem Zimmer nichts gefunden, was Aufschluss darüber geben könnte, um was für einen Auftrag es sich gehandelt hat.«
»Wie ist er gestorben?«
»Durch einen einzigen Messerstich in die Brust.« »Das ist kein Kinderspiel.«
»Es kommt noch besser: Der Mörder hat es irgendwie geschafft, dass niemand auch nur das Geringste mitbekommen hat. Es ist ein kleines Hotel ohne große Sicherheitsvorkehrungen. Es gibt nicht mal jemanden, der sich daran erinnert, ihn gesehen zu haben.«
»Ein Profi?«
»Anscheinend.«
»Russische Journalisten sterben heutzutage wie die Fliegen, Uzi. Was geht uns das an?«
»Vor drei Tagen hat unsere Botschaft in Rom einen Anruf erhalten. Er kam von einem Mann, der sich als Boris Ostrowskij vorgestellt hat, Chefredakteur der
Gaseta.
Er hat gesagt, dass er wichtige Informationen hätte. Es gehe um eine ernste Bedrohung der Sicherheit Israels und des Westens. Er will sich mit jemandem vom israelischen Geheimdienst treffen, um uns zu erläutern, um was für eine Bedrohung es sich handelt.«
»Worum geht es?«
»Das wissen wir noch nicht. Ostrowskij will sich nämlich mit einem ganz bestimmten Agenten vom israelischen Geheimdienst treffen, einem Mann, dessen Foto regelmäßig in der Zeitung erscheint, weil er es sich zur Gewohnheit gemacht hat, wichtigen Leuten das Leben zu retten.«
Das Blitzlicht einer Kamera erhellte den Vorplatz. Navot und Gabriel standen gleichzeitig auf und schlugen den Weg zur Basilika ein. Fünf Minuten später saßen sie, nachdem sie eine lange Treppe hinuntergestiegen waren, in der dunklen Unterkirche vor dem Grab des heiligen Franziskus. Navot sprach im Flüsterton.
»Wir haben versucht, Ostrowskij zu erklären, dass du im Moment für ein Treffen nicht zur Verfügung stehst, aber leider ist er nicht der Typ, der sich mit einem Nein zufriedengibt.« Er blickte zum Grab. »Sind die Knochen von dem alten Knaben wirklich da drin?«
Gabriel schüttelte den Kopf. »Aus Angst vor Reliquienjägern bleibt der genaue Aufbewahrungsort seiner sterblichen Überreste ein sorgsam gehütetes Geheimnis der Kirche.«
Navot sann einen Augenblick schweigend über Gabriels Antwort nach, dann fuhr er in seinen Ausführungen fort: »Am King Saul Boulevard hat man Boris Ostrowskij als glaubwürdig eingestuft. Und man ist begierig darauf, zu hören, was er zu sagen hat.«
»Und sie wollen, dass
ich
mich mit ihm treffe?«
Navot nickte einmal mit seinem großen Kopf.
»Das soll ein anderer übernehmen, Uzi. Ich bin in den Flitterwochen, schon vergessen? Außerdem verstößt es gegen all unsere Grundsätze. Wir
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