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Das Moskau-Spiel

Das Moskau-Spiel

Titel: Das Moskau-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Rolltreppe demonstrativ um, auch wenn ihn der Blick in die wachsende Tiefe fast schwindlig machte. Zwei Frauen polierten mit Tüchern gemächlich, aber gründlich den Mittelteil mit den Prachtlampen zwischen den beiden Treppenlaufbändern. Oben angekommen, blieb Theo neben der Rolltreppe stehen, wartete, bis der Menschenstrom versiegte, beobachtete, ob sich in der Umgebung jemand herumdrückte, überlegte, ob er wieder hinuntergehen sollte, fand es dann aber übertrieben. Er schlenderte aus dem Bahnhof, lief nicht direkt in die Richtung seines Ziels, hielt immer wieder an, um angeblich im Stadtplan nachzuschauen, überquerte auf einer breiten Brücke die Moskwa, entdeckte immer noch niemanden, der ihm folgte, und stand endlich vor dem Eingang des Restaurants, über dessen Tür ein braun angelaufenes Holzschild behauptete, dass Kolja hier der Chef war.
    Aber er ging nicht hinein, sondern lief daran vorbei. Er hatte noch eine Viertelstunde Zeit. Seine Augen suchten nach einem Versteck. Es war eine schmale Straße mit Kopfsteinpflaster, am Straßenrand parkten Autos. Die Bäume waren kahl und sahen traurig aus. Aus welcher Richtung würde sie kommen? Er wusste es nicht. Wo konnte er ungesehen beobachten, ob sie jemanden im Schlepptau hatte? Er fand einen Hauseingang, der von der anderen Straßenseite durch einen Baum abgeschirmt war. Wenn sie auf seinem Bürgersteig käme, dann hatte er halt Pech.
    Er begann zu frieren, während er wartete. Zwei Autos fuhren langsam vorbei, verschwanden aber wieder. Ein Pärchen stritt sich lautstark, beide betrunken. Im Haus, in dessen Eingang er wartete, öffnete sich ein Fenster, jemand brüllte etwas, offenbar zu dem Pärchen, dassich aber fröhlich weiterstritt, auch als von oben eine Blechdose geworfen wurde, die das Kopfsteinpflaster entlangschepperte. Mit einem Fluch und einem Knall schloss sich das Fenster.
    Sie kam auf seiner Straßenseite, war aber in sich versunken. Eine zierliche Figur, eher klein, gar nicht mehr so beeindruckend ohne die Ärztetracht. Ein schlichter Mantel mit Kunstpelzbesatz am Kragen, unten ragten Jeans heraus über Halbstiefeln. Kurz bevor sie am Hauseingang vorbeikam, querte sie die Straße und steuerte diagonal die Kneipe an. Theo schaute sich nach allen Seiten um. Dann lief er umher, scheinbar ohne Ziel, um sicherzugehen, dass er nicht mit Begleitpersonal rechnen musste. Jedenfalls nicht mit welchem, das ihr direkt folgte. Vielleicht saß der Pelzmützendepp ja schon bei Kolja, während Theo draußen fror. Um sich nachher keinen Vorwurf zu machen, schaute er noch eine Weile in alle Richtungen, sah nur einen alten Mann, der aber am Lokal vorbeischlurfte und offenbar einiges getankt hatte. Der Mann beachtete ihn nicht und verschwand schließlich an der Straßenkreuzung, wo er nach links wankte. Theo eilte zur Kreuzung und sah, dass der Mann unbeirrt seinen Weg zog. Wahrscheinlich haute er sich allabendlich an einem der zahlreichen Kiosks mit Einmachgläsern, Gemüse, Saft und Wodka die Birne voll und schlurfte dann nach Hause. Was mochte der Alte erlebt haben in den vergangenen fünfzig oder sechzig Jahren? Endlich entschloss sich Theo, die Gaststätte zu betreten.
    Er entdeckte sie in einer Ecke, während er noch gegen die Rauchschwaden anblinzelte. Sie hatte den Mantel über die Stuhllehne gehängt und schaute in die Speisekarte. Sie trug einen eng anliegenden dunkelblauen Pulli. Jetzt erst sah Theo, dass sie ihre Brille nicht aufgesetzt hatte.
    »Tut mir leid, ich bin ein bisschen spät.«
    Sie löste ihren Blick von der Speisekarte, schaute ihnerst fast ein wenig streng, dann aber freundlich an. »Sie kennen sich nicht so gut aus.« Ihre Augen wanderten zu dem Stuhl ihr gegenüber. Am Tresen stand ein Mann und grölte, leise, aber bedrohlich.
    Sie achtete nicht darauf. »Haben Sie schon gegessen?«, fragte sie, als er sich gesetzt hatte. Er hatte von seinem Platz die Tür im Blick. Das beruhigte ihn etwas, auch wenn er wusste, dass es im Ernstfall nicht helfen würde. Er schaute sich um, fand nur eine Tür in der Rückwand, die zu den Toiletten führte. Eigentlich hätte er jetzt vortäuschen müssen, dass er aufs Klo wollte, um zu prüfen, ob sich da ein Fluchtweg ergab. Aber er blieb. Ein schwerer professioneller Fehler.
    »Nein.«
    »Ich empfehle die Pelmeni. Die Soljanka ist auch gut, meistens jedenfalls. Alles andere ist Rattenfraß. Aber sagen Sie das nicht Wladimir.« Ihre Augen zeigten zum Tresen.
    »Wladimir?«
    »Kolja gab’s vielleicht

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