Das Moskau Virus: Roman (German Edition)
gemacht.«
»Kann sein«, entgegnete Farmer mit einem desinteressierten Achselzucken. »Nur damit Sie es wissen, Ihre nächste Sitzung mit den Jungs aus Langley ist für heute Nachmittag vorgesehen.«
Der Gefangene nickte missmutig. Seine Diskussionen mit den Verhörspezialisten der CIA waren nie sonderlich angenehm. Er trug das Tablett zu seinem Bett und begann zu essen.
Farmer sah ihm einen Augenblick wortlos dabei zu, dann drehte er sich um und wandte sich anderen Aufgaben zu.
Später am Nachmittag hatte der Sergeant Zeit für einen Spaziergang am Strand. Dort erwartete ihn ein stämmiger, grauhaariger Mann, dessen Pass und nüchterne Geschäftskleidung ihn als Klaus Wittmer auswiesen, einen Repräsentanten des Internationalen Roten Kreuzes.
»Hat es irgendwelche Schwierigkeiten gegeben?«, fragte der Grauhaarige.
Farmer schüttelte den Kopf. »Nicht die geringsten.« Er warf Wittmer etwas zu, das der Ältere mit einer Hand auffing und festhielt. »Und der Rest der Bezahlung?«
»Wird pünktlich eintreffen«, versicherte ihm der Grauhaarige ruhig.
Als der amerikanische Unteroffizier über den Strand davonging, öffnete Alexei Iwanow, der Leiter der 13. Abteilung, die Hand. Ein leeres Glasröhrchen glitzerte in der warmen karibischen Sonne. Stirnrunzelnd betrachtete Iwanow es noch einige Sekunden. Eine unnütze Geste, dachte er verdrossen, aber was bleibt uns sonst noch übrig?
Abrupt drehte der russische Agentenchef sich um und warf die Ampulle ins Meer, weit hinein in die Wellen, die sanft an den Strand schwappten. Dann wandte auch er sich ab und ging davon.
Die letzte HYDRA-Variante war geliefert worden.
22. MÄRZ
Alexandria, Virginia
Das kleine vietnamesische Restaurant auf der King Street – gegenüber von Washington, D. C., auf der anderen Seite des Potomac – war bei allen, die gutes Essen, vernünftige Preise und aufmerksame, unaufdringliche Bedienung zu schätzen wussten, sehr
beliebt. Mit anderen Worten, dachte Jon Smith belustigt, während er die Speisekarte studierte, es war nicht schick – nur bekannt.
»Ist der Platz noch frei?«, hörte er eine vertraute Stimme fragen.
Mit einem einladenden Lächeln blickte Smith auf. Eine hübsche, schlanke Frau mit kurzen, goldblonden Haaren stand vor ihm. Sie erwiderte sein Lächeln, doch es kam ihm so vor, als wäre ihr Blick zurückhaltend. »Hallo Randi«, sagte er und stand auf, um sie zu begrüßen. »Ich habe schon befürchtet, die Jungs in Langley hätten dich am Ende doch noch eingesperrt.«
Randi Russell zuckte die Achseln. »Die Bürohengste im siebten Stock können sich offenbar nicht einigen«, erwiderte sie gelassen. »Die Hälfte von ihnen, angeführt vom nationalen Geheimdienstdirektor, ist der Ansicht, dass ich einsame Wölfin eine Gefahr für die Firma darstelle und vor die Tür gesetzt werden sollte, ehe ich einen noch größeren Skandal provoziere. Die andere Hälfte, inklusive mein Chef bei der Operativen Aufklärung, meint, wenn man Renke dafür kriegt, kann man ein paar eigenmächtige Entscheidungen in Kauf nehmen.«
Smith wartete, bis sie geschmeidig Platz genommen hatte, ehe er sich wieder setzte. »Und welche Hälfte wird sich deiner Meinung nach durchsetzen?«
»Oh, die Firma wird mich behalten«, sagte sie selbstbewusst. Ein leichtes Lächeln kräuselte ihre Lippen. »Die Jungs ganz oben werden kuschen, wie immer. Wahrscheinlich bekomme ich am Ende wieder ein paar Seiten mit ätzenden Kommentaren in meine Personalakte – und vielleicht eine Extrawoche Urlaub, für die ich aber nie Zeit finden werde.«
Smith lachte. »Jetzt wirst du zynisch.«
»Ich bin schon zynisch auf die Welt gekommen, Jon«, erwiderte sie. »Deshalb passe ich ja so gut zur CIA.« Sie nahm die Speisekarte in die Hand, legte sie dann aber wieder weg. »Weißt du, dass die Deutschen endlich herausgefunden haben, wer bei ihnen der Maulwurf war?«
»Heichler, richtig?«, riet er. »Der Kerl, der sich am Tag nach Malkowitschs Festnahme erschossen hat.«
Sie nickte. »Sie mussten sehr tief graben, aber dann ist es ihnen gelungen, eine ganze Reihe von Barzahlungen nachzuweisen, die eine von Malkowitschs Scheinfirmen an ihn geleistet hat.«
»Das von Malkowitsch habe ich auch gehört«, sagte er leise. »Ich schätze, Guantanamo ist nicht ganz so sicher, wie alle glauben.«
Randi lüpfte eine Braue. »Die elitären Kreise, in denen du verkehrst, scheinen ja gut informiert zu sein – was immer das auch für Kreise sind. Nach all der Schelte,
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