Das Motel
Trotzdem will ich sie nicht anfassen. Ich glaube, es ist allmählich Zeit, aufzubrechen. Hier drin stinkt’s.«
Da war er wieder! Der Ausdruck auf Eddys Gesicht.
Wayne lächelte.
Er ging hinüber zu dem Beil, das auf dem Hüttenboden lag, und wollte es gerade aufheben, als ihn eine Explosion auf den Rücken warf.
Die Wände der Hütte bebten und immer wieder knallten und krachten kleinere Folgeexplosionen.
»Was zur Hölle war das denn?«, japste Wayne.
Irgendetwas war draußen explodiert. Zunächst dachte Wayne an ein erneutes Unwetter, aber er hatte in seinem ganzen Leben noch keinen Sturm gehört, der so laut gewesen war. Und kein Sturm hatte ihn je zu Boden gerissen.
»Heilige Scheiße«, hörte er Eddy über sich murmeln.
Wayne rappelte sich wieder auf und klopfte seine Kleidung ab. Er rannte zur Tür und trat hinaus. Orangefarbene Flammen erleuchteten den frühen Morgenhimmel. Über der brennenden Hütte stiegen dicke Rauchwolken auf.
Wayne war von dem knisternden Feuer wie hypnotisiert. Es war wunderschön, aber gleichzeitig entsetzlich bedrohlich. Selbst aus der Entfernung spürte er, wie die immense Hitze über seinen Körper strich.
Als sich der erste Schock und sein Staunen einigermaßen gelegt hatten, erkannte Wayne, welche der Hütten in Flammen stand. Es war seine.
Die Ursache für die Explosion, die ihn zu Boden gerissen hatte, musste der Tank des Saab gewesen sein, denn auch der Wagen stand vor der brennenden Hütte lichterloh in Flammen.
Wie zur Hölle konnte das passieren?, fragte sich Wayne. Natürlich … Simon!
Wayne schüttelte den Kopf. Er hatte den jungen Mann schon fast vergessen.
Was für eine Art, abzutreten, dachte er. Aber wie konnte es nur dazu kommen …?
Während er dastand und voller Ehrfurcht auf das Flammenmeer starrte, wurde es ihm plötzlich klar.
Die Kerzen.
Sie mussten heruntergebrannt sein und irgendwie das Holz in Brand gesteckt haben.
Wayne konnte kaum glauben, wie heftig das Feuer loderte. Die Hütte musste bereits seit mindestens zehn Minuten in Flammen stehen.
Wieso hab ich bloß nichts gehört?, wunderte er sich.
Während er noch darüber nachdachte, erfasste der Wind die Flammen seiner Hütte, die auf die Nachbarhütte überschlugen.
»Mein Gott.« Wayne schnappte nach Luft.
Er wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bevor auch diese Hütte in Flammen stand. Tatsächlich würde es aufgrund des böigen Windes auch nicht mehr allzu lange dauern, bis sich das gesamte Motel in ein flammendes Inferno verwandelt hatte.
»Zeit zu verschwinden.«
Plötzlich erklang das Heulen von Sirenen irgendwo in der Ferne, aber immerhin so nahe, dass Wayne sie bereits deutlich hören konnte.
»Oh, nein«, brummte er.
Er drehte sich um und rannte in die Hütte zurück.
»Was ist denn los?«, fragte Eddy. »Ein Feuer?«
»Allerdings«, antwortete Wayne und schnappte sich den Revolver und eine der Munitionsschachteln, die auf dem Tisch lagen.
»Eine der Hütten?«
»Meine und eure«, sagte Wayne. »Die beschissene Feuerwehr rückt schon an. Wahrscheinlich sogar die Polizei.«
Er bemerkte, wie Eddys Augen aufleuchteten. Der Mann starrte ihn jedoch nur weiter an, völlig verzweifelt und schmerzerfüllt.
Wayne warf einen Blick auf das Beil, das auf dem Boden lag. Er beschloss, es zu behalten, und rannte hinüber, um es aufzuheben.
»Willst du uns hier zurücklassen, damit wir verbrennen?«, fragte Eddy.
»Das würde ich liebend gerne«, keuchte Wayne. Er rannte zur offenen Tür zurück und steckte seinen Kopf hinaus. Das Geheul der Sirenen war inzwischen doppelt so laut. »Scheiße.« Er drehte sich wieder zu den beiden Männern um. »Aber das Risiko kann ich nicht eingehen«, brachte er den Satz zu Ende.
Er zielte mit der Waffe auf den Mann und feuerte einen Schuss auf seinen Kopf ab.
Hirn- und Knochenstückchen spritzten gegen die Wand hinter ihm und sein Blut sprühte über Eddys Körper, so als sei gerade eine riesige Tomate explodiert.
Energisch schüttelte Eddy immer wieder den Kopf und wimmerte: »Nein oh Gott nein oh bitte nicht oh bitte Gott nein.«
»Tut mir leid, dass es so enden muss«, sagte Wayne. »Das ist einfach zu … unpersönlich.«
Wayne richtete die Waffe auf Eddy. Tränen strömten über sein mit Blut besprenkeltes Gesicht.
»Es war wirklich eine wilde, hochinteressante Nacht«, sagte Wayne.
Eddy brachte nur noch ein krächzendes »N…« hervor, bevor Wayne den Abzug drückte.
KAPITEL 64
Die Sirenen waren inzwischen ganz
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