Das Motel
nahe.
Wayne eilte zu seinem Wagen und warf einen flüchtigen Blick auf die beiden am Boden liegenden Leichen, als er an ihnen vorbeirannte. Sie lagen ausgestreckt ganz in der Nähe der brennenden Hütte, in der Eddy und Al abgestiegen waren.
Die Körper glänzten im Schein des Feuers. Das Blut auf dem Boden sah dunkelviolett aus.
Wayne rannte zu seinem Bluebird. Er öffnete die hintere Tür der Beifahrerseite und warf die Axt und die Schachtel mit der Munition hinein. Dann knallte er die Tür wieder zu.
Hinter sich konnte er das Knistern und Krachen des Feuers hören.
Ein plötzlicher Knall erschreckte Wayne. Er wirbelte herum und sah, dass seine Hütte eingestürzt war. Das Dach und die rechte Wand waren eingefallen.
Er musste an Simon denken, schüttelte den Gedanken jedoch schnell wieder ab und ermahnte sich selbst, schnellstens zu verschwinden.
Trotzdem bewegte er sich nicht. Es war zu spät.
Die Sirenen waren nun so nahe, dass es durch den Lärm in seinen Ohren hämmerte. Wenn er jetzt abhaute, würde er auf dem Weg nach unten aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Kavallerie treffen.
Wayne schloss die Augen.
Er spielte mit dem Gedanken, zu Fuß zu verschwinden und über die Berge zu fliehen, aber er war sich ziemlich sicher, dass die Polizei das Gebiet absuchen würde.
Nein, viel zu viel Aufwand, entschied er dann.
Am Ende würden sie ihn ja doch finden. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen …
Wayne öffnete seine Augen.
Er konnte den Lichtschein von roten und blauen Blinklichtern blitzen sehen. Vielleicht noch ein paar Minuten, dann würden sie hier sein.
Komm schon, Wayne, lass dir was einfallen. Du bist im Arsch, wenn dir nichts einfällt. Denk dir irgendeine Geschichte aus und behaupte einfach, dass du mit alldem nichts zu tun hattest …
Das war es.
Wayne lächelte und nickte zufrieden.
Vielleicht funktionierte es auch nicht, aber es war auf jeden Fall einen Versuch wert.
Er brauchte nur zehn Sekunden, um sich die ganze Geschichte zurechtzulegen.
Er öffnete die Trommel des Revolvers und betrachtete die Kugeln. Es war noch eine Kugel übrig.
Tja, Kugel, gut möglich, dass du mir das Leben rettest.
Wayne klappte die Trommel wieder zu und richtete die Waffe dann auf sich selbst.
Er vergewisserte sich, dass der Lauf auf die richtige Stelle zeigte, schloss die Augen und atmete ganz tief ein.
Er bereitete sich innerlich auf den Schmerz vor, und während das Heulen der Sirenen hinter ihm immer weiter anschwoll, drückte er den Abzug.
Seine Waffenhand wurde zurückgerissen, und die Kugel schlug in seiner linken Schulter ein. Er stieß einen gedehnten Schrei aus und kippte zu Boden.
Seine Schulter brannte. Er spürte, wie heißes Blut über seinen Rücken und seine Brust lief.
Wayne schluckte die Schmerzen hinunter und rappelte sich wieder auf.
So schnell er konnte, taumelte er zu der Stelle hinüber, an der Judy und Madge lagen, und legte den Revolver neben seine rechtmäßige Besitzerin.
Ein Feuerwehrauto bog röhrend auf die Lichtung ein, gefolgt von zwei weiteren Löschfahrzeugen, zwei Streifenwagen, zwei Krankenwagen und – zu guter Letzt und ein ganzes Stück hinter dem restlichen Konvoi – einem Zivilfahrzeug.
Mit einem Gefühl des Schwindels und unter extremen Schmerzen winkte Wayne mit seiner rechten Hand und bewegte sich dann schlurfend vorwärts, um die Kavallerie zu begrüßen.
KAPITEL 65
Während Wayne auf die Löschfahrzeuge zutaumelte, hörte er jemanden rufen:
»Hey!«
Er drehte sich um und sah einen Mann auf sich zurennen. Wayne atmete tief ein und wartete, bis der Mann ihn erreicht hatte.
»Mein Name ist Detective Sergeant Wilkes«, sagte er etwas außer Atem. Er trug dunkle Hosen und eine bauschige Jacke, deren Reißverschluss er bis zum Hals zugezogen hatte. »Wie heißen …?«
»Harry!«
Sowohl Wayne als auch der Sergeant drehten sich um. Ein Mann in einer Jeans und einer alten Jacke lief auf sie zu.
Der Sergeant runzelte die Stirn. »Jason? Was zur Hölle machst du denn hier? Ich dachte …«
»Schon okay«, unterbrach ihn Jason. »Ich hab’s über Funk gehört. Ich bin gleich hergekommen. Haben wir schon irgend ’ne Ahnung, was hier verdammt noch mal passiert ist?«
»Äh, nein. Ich wollte gerade mit dem Mann hier reden. Das ist …« Der Sergeant wandte sich wieder an Wayne.
»John. John Bundy.«
»Mr. Bundy.«
»Ich nehme an, Sie haben gesehen, was hier passiert ist?«, wandte sich nun auch Jason an Wayne. Er warf einen Blick auf
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