Das Motel
Wayne.«
Er drehte den Wasserhahn auf und hielt seine Hand unter das kalte Wasser, bis er das ganze Blut abgewaschen hatte. Sobald er seine Hand unter dem Wasserstrahl hervorzog, setzte der gleichmäßige Blutstrom von Neuem ein.
Dieses Mal begann er, die Glassplitter herauszuziehen. Das Blut machte seine Finger und seine Hand glitschig. Es war nicht einfach und dauerte eine ganz Weile, aber schließlich gelang es ihm, alle sichtbaren Spiegelscherben zu entfernen. Er hielt seine pochende Hand erneut unter den Wasserstrahl, bis sie wieder sauber war. Das Verbandszeug und die antiseptische Salbe lagen im anderen Zimmer, und fürs Erste wickelte Wayne ein Handtuch um seine Wunden. Bevor er das Badezimmer wieder verließ, schaute er noch einmal in den zerbrochenen Spiegel und grinste. Das Letzte, was er darin gesehen hatte, bevor er ihm einen Faustschlag versetzt hatte, war nicht sein eigenes Spiegelbild gewesen, sondern das seines Vaters. Nun war es vollkommen zertrümmert und wertlos.
Er wusste jedoch, dass die Stimmen dadurch nicht verstummen würden. Nichts würde seinen Vater je davon abhalten, ihm das Leben zur Hölle zu machen. Obwohl er bereits vor zehn Jahren an Krebs gestorben war.
Aber für jetzt würde es genügen. Seit er den Spiegel zertrümmert hatte, fühlte er sich besser, und es war ihm egal, dass dieses Gefühl nicht allzu lange anhalten würde.
Er öffnete die Tür und trat in den goldenen Schimmer des Kerzenlichts. Das Verbandszeug und die Salbe lagen auf dem runden Frühstückstisch in der Nähe der Tür. Er ging hinüber und wickelte das Handtuch ab. Er legte das blutige Tuch auf den Tisch und nahm die Salbe.
»Ich hatte einen kleinen Unfall«, erklärte Wayne.
Der Junge blieb stumm.
Wayne schmierte die Salbe auf seine diversen Schnittwunden und wickelte dann einen Verband um seine rechte Hand.
Als er fertig war, ging er zurück ins Badezimmer, nahm das Messer aus dem Waschbecken und säuberte es von den Glassplittern und dem Blut.
Mit dem Messer in der linken Hand kehrte Wayne dann wieder ins Zimmer zurück. Er lächelte. »Ich hab’s noch nie mit links gemacht. Das mit dem Messer, meine ich, nicht … du weißt schon.« Er lachte leise.
Wayne sah, dass der Junge auf seine verletzte Hand starrte. Dann huschte sein Blick zu der Hand mit dem Messer hinüber. Wayne wechselte das Messer in seine rechte Hand, während er dem Jungen das Handtuch wieder in den Mund stopfte. »Ich will nicht, dass du dieses schmutzige Wort noch mal sagst. Das hast du ganz allein dir selbst zuzuschreiben, Junge.«
Er nahm das Messer wieder in die linke Hand und schaute zu den Kerzen hinüber. Sie brannten noch immer ganz gleichmäßig und die Flammen flackerten im sanften Luftzug. Waynes groteske Umrisse tanzten über die Wand.
Das Radio war noch immer an – Wayne hatte den Ton leiser gestellt, nachdem der Junge das Bewusstsein verloren hatte. Nun drehte er ihn wieder lauter. Er hatte die Nachrichten verpasst, aber das war ihm egal. Er hatte all das schon oft genug gehört. Was ihn betraf, hatte die Polizei keinerlei neue Anhaltspunkte.
Wayne drehte sich wieder zu dem Jungen um. In seinem Kopf machte sich ein dumpfer Schmerz breit, aber er versuchte, ihn zu ignorieren. »Ich hab noch die ganze Nacht mit dir«, sagte er. »Und ich werde Spaß mit dir haben, dich echte Schmerzen fühlen lassen. Wie gefällt dir das?«
»Du … bist … eine … Schwuchtel.« Obwohl im Mund des Jungen das Handtuch steckte, sprach er jedes einzelne Wort ganz langsam und so verständlich wie möglich aus.
Eine Welle glühend heißer Wut überflutete Waynes Körper. Seine Hand begann zu zittern und auf seinem Gesicht bildeten sich Schweißperlen.
Wayne taumelte zum Fuß des Bettes. Der Junge hob den Kopf und schaute zu ihm hinunter.
»Du Arsch«, bellte Wayne und rammte dem Jungen das Messer in die Unterseite des linken Fußes. Er traf den Jungen in der Mitte seines Fußgewölbes. Sein Körper krampfte sich zusammen. Die Szene wirkte bizarr, da der Junge seine Beine nicht bewegen konnte. Als Wayne das Messer wieder herauszog, schoss ein Blutschwall aus dem Loch. Wayne machte das Gleiche mit dem anderen Fuß des Jungen. Dieses Mal bohrte er das Messer tief hinein und drehte dabei die Klinge – mit einem mitleidlosen Grinsen auf seinem Gesicht. Dann zog Wayne die Klinge wieder heraus, ging um das Bett herum und blieb auf Höhe der Brust des Jungen stehen, die sich heftig hob und senkte.
»Ich werde dir ’ne Lektion erteilen,
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