Das Motel
»Beeil dich, damit wir von hier verschwinden können.«
Morrie nickte, küsste sie auf die Wange und ging zur Hüttentür.
»Denk an die Geschichte«, rief Judy ihm nach. »Und vergiss dieses Mal nicht wieder zu bezahlen.«
An der Tür drehte Morrie sich noch einmal um und grinste sie an. »Sehr witzig.« Er schloss den Reißverschluss seiner blauen Jacke und klopfte seine Jeans ab. Seine Brieftasche steckte sicher in der linken Tasche. Er griff nach der Klinke und öffnete die Tür.
»Mach nicht so lange«, hörte er Judy noch, bevor er in die kalte, stürmische Nacht hinaustrat.
KAPITEL 27
Al war nun schon seit 15 Minuten im Badezimmer. Selbst durch die geschlossene Tür konnte Eddy ihn vor Anstrengung stöhnen hören, von den unangenehmen Platschgeräuschen, die das Stöhnen begleiteten, ganz zu schweigen. Eddy drehte das Radio noch lauter und legte sich dann wieder auf sein Bett. Seine Hände taten vom ständigen Herumspielen mit dem Revolver schon richtig weh. Nun lag die Waffe auf dem Nachttisch, geladen und einsatzbereit.
Draußen wehte der Wind inzwischen noch stärker. Eddy hörte, wie er heulend um die kleine Hütte fegte.
»Jetzt fängt es garantiert bald an zu regnen«, sagte er und seufzte.
Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass sie eine schwere Leiche auf einen Berg schleppen mussten, bedachte Mutter Natur sie auch noch mit einem höllischen Unwetter, das sie bei ihrer schaurigen Tat begleiten würde.
Vielleicht ist das Karma, dachte Eddy.
Dann hörte er die Toilettenspülung. Er schaltete das Radio aus, stand auf und griff nach der Waffe. Er schob sein Hemd nach oben und steckte den Revolver in den Hosenbund. Zaghaft trat Al aus dem Badezimmer.
»Bist du endlich fertig?«, fragte Eddy.
»Das will ich verdammt noch mal hoffen«, antwortete Al.
»Mann, das ist ja ein ziemliches Aroma. Wie fühlst du dich?«
»Wie riecht es denn?«, fragte Al zurück.
»Genug Witze. Ich mein’s ernst: Wie fühlst du dich? Schaffst du das hier auch?«
»Ich glaub nicht, dass ich ’ne andere Wahl hab. Wir können den Wagen ja nicht hierlassen.« Al lächelte schwach. »Außerdem glaub ich nicht, dass ich auch nur noch ein Restchen Scheiße in mir habe.«
Eddy kicherte.
»Ich schaff das schon. Und jetzt lass es uns durchziehen.«
»Du weißt aber, dass es bald regnen wird, oder? Im Radio haben sie was von einem beschissenen Sturm erzählt.«
»Das sagen sie doch schon die ganze Nacht«, erwiderte Al. »Wie spät ist es jetzt? Halb zwei? Und es hat immer noch nicht geregnet.«
»Hör dir doch nur mal den Wind an, Mann. Ich sag’s dir, der Sturm kommt.«
»Und? Was soll ich jetzt deiner Meinung nach machen?«
»Gar nichts.« Eddy schnappte sich seine Jacke und zog sie an. »Es wird aber doppelt so schwer sein, ihn im Regen da hochzuschleppen. Scheiße, vermutlich holen wir uns dabei ’ne Lungenentzündung.«
Al zuckte die Achseln. »Wir müssen es aber machen. Verdammt, es ist unsere eigene Schuld, dass wir diesen Wagen geklaut haben. Wir müssen damit leben. Und mit den Konsequenzen.«
»Genau das Gleiche hab ich auch gerade gedacht«, sagte Eddy. »Diese ganze beschissene Situation, der Sturm, das ist Karma.«
»Na, dann sollten wir unser Karma mal wieder in Ordnung bringen.«
Eddy nickte und ging zur Tür.
»Hast du die Knarre?«, fragte Al und folgte ihm.
»Na klar.« Eddy öffnete die Hüttentür. Eine Windböe zerzauste sein Haar und riss an seiner Jacke. »Meine Güte«, sagte er, als er aus der Hütte trat.
Al folgte ihm, schaltete das Licht aus und schloss die Tür.
Abgesehen vom lauten Heulen des Windes war es auf dem Motelgelände völlig still. Nur im Büro gegenüber brannte noch Licht.
Und vor der Bürotür stand ein Mann.
Eddy packte Al an der Jacke und zog ihn mit sich zur Seitenwand der Hütte.
»Was zur Hölle?«, keuchte Al.
Eddy stieß ihn gegen die Hüttenwand. Von ihrem Versteck aus waren weder das Büro noch der Lichtschein aus dem Inneren zu sehen. »Hast du ihn denn nicht gesehen?«, flüsterte Eddy.
»Wen?«
»Den großen Typen von nebenan.«
»Den Frauenschläger?«
»Ja. Du hast ihn nich’ gesehen?«
»Nein, stand er draußen und hat eine geraucht oder was?«
»Er stand drüben am Büro. Hat draußen gewartet.«
»Ehrlich? Hab ihn nich’ gesehen.«
»Glaub mir, er war da. Ich denke zwar nicht, dass er uns gesehen hat, aber ich gehe lieber auf Nummer sicher.«
Eddy entfernte sich ein Stück von der Blockhütte und schlich zur Vorderseite. An
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