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Das Motel

Das Motel

Titel: Das Motel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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und blieb völlig ruhig und schwitzend liegen, während seine Nasenlöcher laute Zischgeräusche von sich gaben.
    Er fluchte stumm, schloss die Augen und wartete, bis sich sein Herzschlag wieder ein wenig verlangsamt hatte.
    Als er wieder regelmäßig atmete, öffnete Simon die Augen und schaute zu den hartnäckigen Kerzen hinüber.
    Warum seid ihr nicht umgefallen?, brüllte er sie innerlich an.
    Er musste sich ganz kurz ausruhen, bevor er es erneut versuchte.
    Als sein Blick auf den Nachttisch fiel, fragte er sich, warum die Kerzen nicht wenigstens ein einziges Mal ein bisschen gezittert hatten – und dann erkannte er den Grund.
    Die Rückseite des Nachttischs befand sich ein paar Zentimeter entfernt von der Wand. Ganz gleich, wie energisch er auch gegen die Wand donnerte, der Nachttisch würde niemals wackeln.
    Er hatte nur eine einzige Möglichkeit, die Kerzen zu Fall zu bringen – er musste den Nachttisch anstoßen. Und die einzige Möglichkeit, das zu tun, war, das Bett irgendwie dorthin zu bewegen und den Tisch anzurempeln.
    Simon war sich nicht sicher, ob er dafür genügend Kraft hatte. Es war ein kolossales Vorhaben, für das er eine Menge Kraft in seinem Oberkörper aufbringen musste – und mehr Energie, als er noch besaß.
    Trotzdem würde er es versuchen. Schließlich hatte er ohnehin nichts anderes zu tun, außer darauf zu warten, dass dieser Psychopath zurückkehrte. Ohne seine Beine bestand jedoch so gut wie keine Aussicht auf Erfolg.
    Aber er würde es versuchen. Er hatte nichts zu verlieren und, wenn es funktionierte, alles zu gewinnen.
    In dieser Welt erreichst du nichts, wenn du es nicht versuchst, hörte er seinen Vater sagen. Vergiss das nie, mein Sohn. Niemand kann dich einen Verlierer nennen, wenn du dein Bestes versucht hast.
    Wenn er seinen Vater – und seine Mutter und seinen kleinen Bruder – je wiedersehen wollte, dann musste er es versuchen.
    Ein halber Meter.
    So weit war der Nachttisch von ihm entfernt.
    Plötzlich fiel ihm diese berühmte alte Floskel ein: So nah und doch so fern. Nun wusste er, was dieser Spruch wirklich bedeutete.
    Simon fühlte sich merkwürdig. Am liebsten hätte er gleichzeitig geweint und gelacht. Warum, wusste er selbst nicht.
    Reiß dich zusammen, dachte er. Du kannst immer noch durchdrehen, wenn du von hier entkommen bist.
    Allmählich legte sich das Gefühl wieder.
    Er ermahnte sich, seine gesamte Energie darauf zu konzentrieren, das Bett um einen halben Meter auf den Nachttisch zuzubewegen.
    Simon schloss die Augen und ballte erneut die Fäuste.
    Er stellte sich den Mann vor, der ihn vergewaltigte und folterte, ein groteskes Grinsen auf seinem Gesicht. Und er stellte sich seine Familie vor. Dann wieder den Mann. David, wie er erschossen wurde. Und schließlich, wie der Mann zurückkehrte und er noch immer in der Falle saß.
    All seine Angst, sein Hass, seine Sehnsucht und seine Wut verdichteten sich zu einem einzigen Bündel Energie. Simon öffnete die Augen und begann, das Bett zu verschieben.

KAPITEL 47
    »Ich glaube, es ist allmählich Zeit, die Seiten zu tauschen«, rief Al über den Lärm des Regens hinweg.
    Eddy nickte.
    »Okay, legen wir ihn hier ab«, sagte Wayne.
    Die drei Männer blieben stehen und legten die Leiche auf den Boden.
    Al schaute auf seine Uhr. »Jep, es ist kurz nach halb vier.«
    »Wie wär’s, wenn wir ’ne kleine Pause machen?«, schlug Wayne vor. »Wir sind schon über ’ne halbe Stunde unterwegs.«
    Eddy, der dabei war, seine Muskeln zu dehnen, nickte. »Meine Arme und mein Rücken bringen mich um.«
    »Kann nicht schlimmer wehtun als bei mir«, seufzte Al.
    »Ihr Weicheier«, lachte Wayne.
    »Ich wette, du könntest jetzt noch ’nen Zehn-Kilometer-Lauf machen«, vermutete Al.
    »So weit vielleicht nicht«, erwiderte Wayne. Er rollte seinen Kopf hin und her, um seine Nackenmuskeln zu entspannen.
    Al trottete zu einem Baumstamm hinüber, der neben dem Wanderweg lag, und ließ sich mit einem Stöhnen darauf nieder.
    Wayne stapfte hinterher und setzte sich neben ihn. »Wie sieht’s aus?«, fragte er.
    »Ich schaff’s schon. Bisher ist es gar nicht mal so schlimm.«
    »Nein«, stimmte Wayne zu.
    Der schwierigste Teil des bisherigen Weges war der Anstieg gewesen. Noch hatten sie sich nicht über schmale Klippen, große Felsen oder durch tiefe, dunkle Höhlen wagen müssen.
    Tatsächlich waren sie aber auch erst seit 15 oder 20 Minuten unterwegs. Da sie die Leiche schleppen mussten, würden sie mindestens doppelt so lange

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