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Das Motel

Das Motel

Titel: Das Motel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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dass du dein Gewissen mit einem Mord belastest. Das kannst du vergessen.«
    »Ich wollte dir nur helfen, Morrie.«
    »Es verlangt einem eine Menge ab, einen Menschen umzubringen«, fuhr Morrie fort. »Und es fühlt sich schrecklich an. Man kommt sich ganz schmutzig vor. Nein, die Idee vergisst du mal ganz schnell wieder. Ich krieg das schon hin, mein Gott.« Er schnaubte. »Ich bin kein verfluchtes Weichei. Ich kann mich sehr wohl um Dinge kümmern, die erledigt werden müssen.«
    »Das weiß ich, Morrie. Ich dachte nur, vielleicht fühlst du dich einfach nicht dazu in der Lage.«
    »Ich bin sehr wohl dazu in der Lage«, erwiderte er. Er schaute Judy an und nahm ihre Hand. »Ich will nicht, dass du diese schreckliche Schuld tragen musst, okay?«
    Judy nickte und wischte sich die Tränen weg, die auf ihre Wangen tropften.
    »Und überhaupt, wer hat denn was von Erschießen gesagt?«
    »Was willst du denn damit sagen?«
    »Das wäre viel zu laut. Auch bei all dem Donner und den Blitzen, ein Schuss ist und bleibt ein ziemlich unverwechselbares Geräusch. Sie würden alle aufwachen und aus ihren Fenstern schauen und Madge hätte vermutlich längst die Polizei gerufen, bevor wir von hier verschwinden könnten.«
    »Natürlich. Daran hab ich gar nicht gedacht. Ich hab einfach angenommen, dass wir das Gewehr benutzen würden.«
    Morrie trank noch etwas von seiner Limonade. »Ich weiß, zuerst hab ich das auch gedacht. Aber als ich mir die Seele aus dem Leib gekotzt hab – und ich kann dir sagen, es ist schon seltsam, was einem so alles durch den Kopf geht, während man sich übergibt – haben mich die ganzen Geräusche darauf gebracht, wie laut und unverkennbar sich ein Schuss erst anhören würde.«
    »Was schlägst du dann vor?«
    »Na ja, er ist ja sowieso schon festgebunden und sieht ziemlich fertig aus. Ich würde sagen, ich gehe entweder rüber und ersticke ihn einfach oder ich erwürge ihn.«
    Judy nickte. »Okay. Und wie willst du reinkommen?«
    »Ich schätze, die einzige Möglichkeit ist, einzubrechen. Ich glaube, wir haben eine Brechstange im Auto.«
    Morrie trank die restliche Limonade aus und erhob sich. Er ging zum Waschbecken hinüber und stellte das Glas hinein. Dann trat er vor das hintere Fenster, teilte die Vorhänge und starrte hinaus in den strömenden Regen. »Ich mach mir Sorgen wegen des Vaters oder wer immer er ist. Wo steckt der bloß?«
    Judy blieb auf dem Bett sitzen. »Vielleicht ist er in diese Stadt gefahren, Hutto, um was zu essen oder ein paar Vorräte zu besorgen?«
    Morrie starrte weiter in die Dunkelheit hinaus und schüttelte den Kopf. »Sein Wagen ist da, weißt du nicht mehr?«
    »Ach ja«, erwiderte Judy. »Jetzt erinnere ich mich wieder. Ich schätze, ich war vorhin einfach zu nervös, nachdem ich den Jungen gesehen hatte, da ist es mir gar nicht richtig aufgefallen.«
    Vielleicht hat er ja Sex mit Madge, dachte Morrie.
    Bei dem Gedanken drehte sich ihm der Magen um. Die Vorstellung, dass Madge sich irgendeinem Psychopathen hingab, einem völlig Fremden, schnürte ihm die Kehle zu.
    Ich war auch ein Fremder, sagte er sich dann. Aber zwischen uns gab es eine Verbindung. Wir haben uns zuerst unterhalten und uns ein bisschen besser kennengelernt.
    Schließlich kam er jedoch zu dem Schluss, dass es ihn sowieso nicht das Geringste anging. Er hatte andere Dinge, über die er sich den Kopf zerbrechen musste, wichtigere Dinge. Dann fickte sie eben einen anderen Kerl. Es war ja nicht so, dass er vorhatte, sie zu heiraten.
    Trotzdem fühlte er sich betrogen. Und er war wütend auf sie.
    Vergiss sie einfach.
    »Es ist auf jeden Fall seltsam«, sagte Morrie und wandte sich vom Fenster ab. »Aber alles, worum wir uns Sorgen machen müssen, ist, dass er nicht wieder auftaucht, bevor ich die Gelegenheit hatte … mich um den Jungen zu kümmern«, endete er schließlich.
    Er ging wieder zu Judy zurück. »Ich schätze, ich sollte dann wohl besser gehen und die Sache erledigen.«
    »Nimm dir Zeit, wenn du sie brauchst«, sagte Judy. »Ruh dich aus. Ein bisschen Zeit haben wir sicher noch.«
    Morrie schüttelte den Kopf. »Der Typ kommt vielleicht gleich zurück. Es ist am besten, wenn ich es hinter mich bringe.«
    Judy erhob sich. »Bist du sicher? Wie geht’s deinem Magen?«
    »Ein bisschen flau, aber ich hab mich schon schlimmer gefühlt.«
    Judy holte tief Luft. »Okay.«
    »Du bleibst hier«, befahl Morrie ihr.
    Er ging zum Tisch hinüber und griff sich seine Jacke. Er schlüpfte hinein und

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