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Das Motel

Das Motel

Titel: Das Motel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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für die Wanderung brauchen.
    Genau genommen befanden sie sich noch immer am Beginn des Pfades.
    »Ist immer noch ein weiter Weg«, seufzte Wayne.
    »Erinner mich bloß nicht daran«, sagte Eddy und gesellte sich zu den anderen beiden auf den Baumstamm. »Bisher war’s das reinste Kinderspiel.«
    »Ja, es wird noch um einiges schlimmer werden«, fügte Wayne hinzu.
    Einen Moment lang hörten sie nichts als das Geräusch des Regens und des Windes. Wayne saß so auf dem Baumstamm, dass die Leiche im Dunkeln lag. Das Licht der Taschenlampe leuchtete den schmalen, kurvigen Pfad hinunter.
    »Weiß dein Sohn eigentlich, wo du bist?«, fragte Al.
    »Nein. Er hat geschlafen. Ich hab ihm aber ’ne Nachricht dagelassen. Hab ihm gesagt, dass ich ein bisschen über die Berge wandern will. Ich mach ziemlich oft ziemlich ungewöhnliche Dinge, deshalb wird er sich nichts dabei denken.«
    »Ehrlich? Sogar mitten im schlimmsten Sturm?«
    »Sicher. Ich liebe Regen. Und Stürme liebe ich noch mehr.«
    »Das ist ungewöhnlich«, sagte Eddy.
    Wayne kicherte.
    »Wie alt ist er denn?«, wollte Al wissen.
    »18. Sein Name ist Simon. Hey, hab ich euch das nicht schon erzählt?«
    »Mir nicht«, erwiderte Al.
    »Stimmt, Al war da gerade zum Scheißen im Wald.«
    Wayne kicherte, aber nicht besonders laut.
    »Sehr witzig. Und bevor du fragst: Es ist nicht mehr so schlimm. Ich glaube, ich bin damit durch.«
    »Sehr gut«, sagte Wayne. »Wir wollen ja nicht deinetwegen alle zehn Minuten anhalten.«
    Eddy fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und blickte in den schwarzen Nachthimmel hinauf. »Wisst ihr, wenn man lange genug im Regen draußen war, merkt man fast nicht mehr, dass er da ist.«
    Wayne und Al murmelten zustimmend.
    »Jetzt versteht ihr vielleicht, warum es mir nichts ausmacht, bei Regen durch die Gegend zu wandern«, meinte Wayne.
    Eddy rutschte auf dem Baumstamm hin und her. »Verdammte Knarre. Bohrt sich die ganze Zeit in meinen Bauch. Das Ding ist so groß wie ’ne beschissene Kanone.« Er setzte sich aufrecht hin und rückte den Revolver zurecht.
    »Was ist es denn?«
    »Es ist ’ne Magnum«, antwortete Eddy. »41er Revolver.«
    »Wow, echt beeindruckend. Ziemliche Durchschlagskraft.«
    »Ja, und wir werden nicht zögern, sie auch zu benutzen«, fügte Al hinzu.
    »Mein Gott, Mann«, schnaubte Eddy.
    »Hey, ich mach doch nur Spaß.«
    Wayne schüttelte lachend den Kopf und das Licht seiner Kopflampe huschte über die Bäume. »Ihr zwei seid echt ’ne Nummer. Wie lange seid ihr schon befreundet?«
    »Zu lange«, antwortete Al.
    »Wir haben uns im ersten Jahr auf der High School kennengelernt«, sagte Eddy. »Nur, dass ich ihn damals immer verprügelt und aufgezogen hab. Damals war er noch ein jämmerlicher kleiner Wicht.«
    »Fick dich, Edward. Du hast mich nie verprügelt …«
    »Und das ist er immer noch«, endete Eddy.
    Wayne kicherte.
    »Wie dem auch sei, eigentlich haben wir erst in der achten Klasse angefangen, zusammen rumzuhängen. Und aus irgendeinem Grund sind wir bis heute Freunde geblieben.«
    »Ahh«, seufzte Wayne. »Ist das nicht süß? Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.«
    »Nur, wenn wir nicht für das geschnappt werden, was wir heute Nacht getan haben«, erwiderte Al.
    Wie ein Zeichen Gottes krachte in jenem Moment ein Blitzschlag über ihnen. Alle drei Männer blickten auf und betrachteten das Schauspiel.
    Als es vorüber war und die Nacht wieder in vertrauter Dunkelheit versank, sagte Al: »Hattet ihr auch den Eindruck, dass der Blitz dieses Mal näher war?«
    »Ja, ich hab genau dasselbe gedacht«, erwiderte Eddy.
    »Das bildet ihr euch nur ein«, versicherte Wayne. »So hoch sind wir noch längst nicht auf dem Berg.«
    »Dann kam’s dir also nicht so vor?«, fragte Al.
    »Nein«, grinste Wayne.
    »Tja, zwei gegen einen«, sagte Eddy.
    »Wir haben Jeffrey noch gar nicht gefragt«, bemerkte Wayne. »Hey, Jeff«, rief er. »Wenn du das Gefühl hattest, dass der Blitz dieses Mal näher war, dann melde dich jetzt. Wenn nicht, dann nicht.«
    Die beiden anderen lachten schallend.
    »Seht ihr? Unentschieden.«
    »Scheiße, wär das nicht echt lustig gewesen, wenn er was gesagt hätte?«, lachte Eddy.
    »Ja, ein Riesenspaß«, erwiderte Al.
    »Genau das brauchen wir. Was zu lachen. Macht das, was wir hier tun, irgendwie erträglicher.
    »Da hast du sicher recht«, sagte Al.
    »Wohnt ihr Jungs noch bei euren Eltern?«, wollte Wayne wissen.
    »Ich schon«, antwortete Al. »Aber nur mit meiner Mum. Ihr

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