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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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unmögliches Unterfangen, wenn wir weiter auf dieselben Hindernisse wie bisher stoßen würden. Doch wir mussten unser Bestes geben, da die Mitgliedschaft Mozart großes Ansehen und beruflich eine weitaus bessere Zukunft versprach. Es war allerdings größte Vorsicht geboten, denn der Angriff in den Katakomben war eine deutliche Warnung gewesen.
    Beim Frühstück war der Maestro tief in Gedanken versunken und wir aßen, ohne ein Wort zu wechseln. Als Mozart mit dem Mahl fertig war, blickte er mich mit blitzenden Augen an: »So, David! Gehen wir zu Werke! Ich habe von Franz erfahren, dass am rechten Ufer, nicht weit vom Bürgelstein, noch immer das Zelt und die Buden der fahrenden Gesellen und Gaukler stehen und recht viele Vorführungen angeboten werden. Nehmen wir die Kutsche.«
    Ich freute mich durchaus auf diesen Ausflug zu den Gauklern, da der asketische Mozart dies bisher immer abgelehnt und mir sogar regelrecht untersagt hatte. Wir nahmen also den Einspänner. Auch heute war uns das Wetter wohlgesonnen und die Sonne strahlte und ließ uns ganz vergessen, dass der Herbst bereits Einzug hielt. Nur das Laub der Bäume konnte diese vorletzte Jahreszeit nicht verbergen und zeigte sich in bunten Farben, von letztem Grün über Brauntöne bis hin zu tiefem Rot.
    Ich konnte die Kutschfahrt in vollen Zügen genießen und sah dem Treiben in den Gassen mit Freude zu. Der Maestro war wieder nachdenklich und sprach kaum ein Wort während der ganzen Fahrt. Wir überquerten die Salzachbrücke beim monumentalen Rathaus und schlugen den Weg rechts entlang des Flusses ein, der uns (anders als beim Rückweg von meinem unterbrochenen Stelldichein mit Therese) diesmal nicht an der Kapuzinerkirche vorbeiführte, sondern überwiegend im Grünen verlief. Als wir die Grenzmauer und das Stadttor erreichten, sahen wir dahinter sogleich den Bürgelstein.
    Wie Küken um eine Glucke scharten sich die Buden um das große Zelt am Fuße des Hügels. Gut gelegen für Ausflügler, die den Bürgelstein und seine Wäldchen genießen wollten und auf dem Durchweg einige Kreuzer an den Buden ausgaben. Aber auch weit genug von der Stadt entfernt, um nicht den Unmut des Klerus zu erregen.
    Die Schießbuden zogen mich besonders an. Ich muss sagen, dass mich rückblickend erheitert, wie sehr der junge Wolfgang Amadeus später diese Art der Freizeitgestaltung lieben sollte, obgleich seinem Vater all dies ein Gräuel war.
    Wir ließen also den Einspänner mitsamt dem Kutscher, der auf unsere Rückkehr warten sollte, zurück und begaben uns in das Getümmel. Während Mozart sich anschickte, einen Herrn zu befragen, nutzte ich den Augenblick und versuchte mich als Schütze an einer Bude. In den Menschengruppen rings um mich herum sah ich einige Gesichter, die mir bekannt vorkamen, die ich aber nicht genau einordnen konnte. Neben mir schoss ein einfältig dreinblickender und kräftiger junger Bursche mit großem Erfolg. Nach dem gelungenen letzten Schuss lehnte er sich stolz zurück und blickte sich Beifall heischend um. Als er mein Gesicht erblickte, schien er wie gebannt und hielt kurz inne, mit finsterem Blick. Sogleich wandte er sich um und nahm seinen Gewinn in Empfang. Ich glaubte, sein Gesicht schon in Thereses Haus gesehen zu haben, ja, es konnte sein, dass er ein Diener im Hause Malfatti war, denn es waren unlängst einige neue Personen eingestellt worden. Ehe ich ihn aber ansprechen konnte, hatte er den Stand verlassen.
    Der Maestro rief mich zu sich.
    Ich eilte zu ihm; die Schützenbude musste ich ohne einen Preis verlassen.
    »Der Herr hier behauptet, dass es eine Salome geben soll, die letztes Jahr als Schlangenfrau auftrat. Sie ist zurzeit nicht hier. Einzig und allein der Raubtierbändiger soll sie kennen.«
    Ich war nicht sonderlich über diese exotischen Gestalten erfreut, besonders die Aussicht, einem Raubtierbändiger und vielleicht sogar den Tieren selbst gegenüberstehen zu müssen, ließ mich erschaudern.
    Da die Raubtierschau immer im großen Zelt stattfand, mussten wir uns dorthin begeben, zumal sie bereits in vollem Gange war. Der Türsteher wollte uns zunächst nicht einlassen, aber Mozarts großzügige Vergütung ließ den Mann doch schwach werden. Er nahm das schwere Tuch, das vor dem Eingang hing, zur Seite und schickte uns hinein.
    Drinnen war es dunkel, ja, richtig finster. Der Stoff des Zeltes war dicht und die Lampen im Inneren waren aus. Wir konnten allerdings im Zentrum einen abgegrenzten Bereich ausmachen, in dem sich etwas

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