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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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Bückling, um dem Erzbischof seine Ehre zu erweisen. Ich schloss mich ihm an und fühlte mich dabei sehr unsicher, da ich noch nie einer so hochgestellten Persönlichkeit gegenübergestanden hatte.
    Erzbischof Schrattenbach, der mürrisch dreinblickte und sitzen blieb, sprach uns gar nicht an, sondern zeigte mit einer Handbewegung, dass der andere Herr das Wort übernehmen würde, und las wieder in den vor ihm liegenden Papieren.
    Der ältere Herr trat näher. »Ich grüße Sie! Hoffentlich hatten Sie keine Unannehmlichkeiten auf dem Weg hierher? Ich musste Sie in der Stadt abfangen lassen, weil die Angelegenheit keinen Aufschub duldet.«
    Es handelte sich zu meinem Erstaunen – nach dem freundlichen Tonfall dieses Herrn – also nicht um eine Anzeige oder eine andere Gefahr für unsere Freiheit.
    Er setzte seine Rede fort: »Ich bin aus Leipzig angereist. Von Wolfenstein ist mein Name, Geheimrat.«
    Ich beobachtete den Herrn genau, um seine Absichten möglichst gut beurteilen zu können, dies schien mir nach den vergangenen Ereignissen ratsam: Wolfenstein war ein großer Mann und etwas beleibt, von fortgeschrittenem Alter, wohl Ende 60. Er war sehr elegant gekleidet und seine Rede und Gestik zeigte einen Mann von Welt. Sein Gesicht war lebhaft, mit leuchtenden Augen, einer großen, markanten Nase und ausgeprägt hoher Stirn. Erstaunlicherweise trug er keine Perücke, sondern seine natürlich gewellten grauen Haare mit grauen Koteletten. Seine Wangen waren etwas geschminkt, was aber sein Alter nicht verbergen konnte.
    »Herr Mozart – ich nehme an, Ihr Gefährte hier ist der junge Herr Stark – ich möchte Ihnen meine Hilfe anbieten. Man hat mir berichtet, dass Sie derzeit die Aufnahmeprozedur der Mizler’schen Societät absolvieren. Sie werden sich wundern, dass wegen einer solchen Gelehrtenangelegenheit ein Leipziger Beamter anreist, aber: Es sieht so aus, als ob Sie großen Gefahren ausgesetzt werden könnten!«
    Dies war nichts Neues für uns. Verwunderlich aber war, dass es bis nach Leipzig durchgedrungen war.
    Er fuhr fort: »In der Vergangenheit hatte ich bereits die unerfreuliche Aufgabe, mich mit der Societät zu befassen. Die Dinge haben sich in den letzten 5 Jahren besonders zugespitzt …« Er zögerte, als ob er unsicher war, wie viel er uns verraten oder zumuten konnte. »Lassen Sie sich nur gesagt sein: Es droht Gefahr für Ihr beider Leib und Leben!«
    Mozart bedankte sich ungemein höflich und versprach, mit dem Geheimrat zu kooperieren, und machte ihm Meldung von der Mehrzahl unserer bisherigen Erkenntnisse – wenngleich er einiges ausließ. Daraufhin schien Wolfenstein zufrieden, ermahnte uns, weiterhin alles Neue zu melden, und verabschiedete uns nach Hause.
    Wir durften also die Heimfahrt antreten, was wir in größter Eile taten. Anstatt aber in die Getreidegasse zu fahren, nahmen wir einen anderen Weg – nicht ohne nach Verfolgern Ausschau zu halten. Da Therese mich zum Kaffee erwartete, schlug Mozart vor, dort gemeinsam eine Lagebesprechung abzuhalten. Ich war nicht sicher, aus welchem Grund sich Mozart für diesen Ort entschied, vermutete aber, dass er Angst hatte, seine Wohnung stünde unter Beobachtung und sein Adlatus wäre möglicherweise ein Spitzel. Meiner Meinung nach waren wir allerdings auch bei Therese nicht sicher, da ich den groben Burschen, der mich heute vor der Schießbude so finster angesehen hatte, unter Thereses Hausbediensteten vermutete.
    Nichtsdestoweniger fanden wir uns bei den Malfattis ein und wurden warm und herzlich von Therese empfangen. Ihre Eltern waren wieder nach Wien aufgebrochen, nach dem mehrwöchigen Aufenthalt in Thereses Haus in Salzburg, das die Eltern für Thereses Studienaufenthalt angemietet hatten (eindeutig andere finanzielle Verhältnisse als ich es gewohnt war, obgleich auch ich nicht von armen Eltern abstammte).
    Von dem Burschen, der mir heute am Schießstand drohende Blicke zugeworfen hatte, war nichts zu sehen, sodass ich unbeschwert den köstlichen Kaffee und Kuchen genoss. Therese leistete sich wie immer die feinsten Backwaren Salzburgs, sie hatte drei verschiedene Kuchen vom Konditor bringen lassen. Es gab Apfel-, Pflaumen- und Pfirsichkuchen – eine dermaßen seltene Köstlichkeit, von der ich nie zuvor gehört hatte. Wie Therese uns mitteilte, bezog der Konditor die frischen Pfirsiche von einem italienischen Händler, der die seltene Ware von Bozen über den Brennerpass nach Innsbruck und von dort hierher schaffen ließ.
    Jeder

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