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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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bewegte: Ein enorm großer Mann in grobem Tuch und mit einem Schwert in seinem Gürtel stand in dem Kreis. Sonst war nichts zu erkennen.
    Explosionsartig brach lautes Gebrüll aus. Es musste aus einem verhangenen Käfig neben dem Kreis stammen, der zunächst wie eine Dekoration ausgesehen hatte. Der Dompteur wandte sich dem Käfig zu und zog das verbergende Tuch langsam zur Seite. Die Türen des Käfigs standen offen! Es saß in dem Kasten ein Löwe von ungeheuerlichen Ausmaßen, mit großer Mähne.
    Aus seinem Gürtel zog der Bändiger nun eine Peitsche hervor und schlug mit ihr knallend auf den Boden vor dem Käfig. Der Löwe verstummte aber nicht, sondern wurde erst recht angestachelt zum Gebrüll. Ob dies Absicht oder Versehen des Dompteurs war, konnte man nicht ersehen. Der Löwe erhob sich vollends und setzte zum Sprung aus dem Käfig an. Sein Dompteur trat zur Seite. Uns stockte vor Angst der Atem, denn es gab keinerlei schützende Abgrenzung zum Publikum!
    Schwer landete das Tier in der Mitte der Manege und fauchte das Publikum an, während es den Kopf zurückwarf.
    Der Dompteur ließ erneut die Peitsche knallen, nun hinter dem Löwen. Außer dem noch lauteren Gebrüll der mächtigen Raubkatze zeigte es keine Wirkung. Ich erkannte nun die Ursache für die Erregung des Löwen: Im Käfig war ein winziges Tier zurückgeblieben! Schemenhaft konnte ich eine zusammengerollte, schillernde Schlange erkennen! Ob die Schlange den Löwen gebissen hatte oder er nur erschrocken war, war unklar, sichtbar aber war seine Erregung. Sicher war auch, dass die Schlange nicht zur Vorstellung gehörte, denn der verdutzte Bändiger wurde von seinem Tier völlig ignoriert.
    Die Zuschauer wichen langsam zurück, ängstlich ihre Kinder mit den Armen beschützend. Die Schlange richtete sich auf und züngelte mit einem zischenden Geräusch. Jetzt begriff der Dompteur und erkannte, in welch gefährlicher Lage er und das Publikum waren. Er wandte sich zunächst der Schlange zu. Da seine Peitsche als Waffe gegen sie wirkungslos war, zog er sein Schwert. Während er sich vorsichtig der Schlange näherte und sich in den Käfig beugte, lief der Löwe in der Manege frei herum und wandte sich erst fauchend dem Käfig zu und dann wieder an das Publikum. Er schlug mit einer Pranke durch die Luft und erwischte ein Tuch, mit dem ein Podest verhüllt war. Das Tuch fiel zu Boden und enthüllte eine klassisch anmutende Gipsfigur, die als Dekoration bei einer anderen Vorstellung gedient haben musste.
    Das Publikum kreischte plötzlich. Ich erkannte zuerst nicht den Grund des erneuten Entsetzens und wähnte den Löwen als Ursache, bis mir klar wurde, dass der Dompteur nicht die Peitsche durch die Luft wirbelte, sondern die Schlange, die sich in seiner Hand festgebissen hatte.
    Er stieß einen lauten Ruf des Zorns aus und riss die Schlange weg. Wie gelähmt durch diese unerwartete Entwicklung blickte er auf die am Boden liegende Kreatur, die nun regungslos war. Er trat darauf, um sie unschädlich zu machen. Im gleichen Augenblick stieß er erneut einen Ausruf des Schmerzes aus und griff sich an die Hand, die von der Schlange gebissen worden war. Er beugte sich mit verzerrter Miene vornüber und schien einen Krampfanfall zu bekommen.
    Wir starrten gebannt und voll Schrecken auf die Szenerie. Der Löwe war ebenfalls darauf aufmerksam geworden und kam dem Bändiger näher. Als der Dompteur unter Schmerzen hilflos auf die Knie fiel, durchfuhr die Menge ein Raunen und es hielt niemanden mehr im Zelt! In einem chaotischen Tumult rannten die Menschen zum einzigen Ausgang, stürzten dabei zu Boden und drängten sich gegenseitig aus dem Weg. Durch das Geschrei zusätzlich erschreckt brüllte der Löwe wieder und sprang auf den Bändiger zu. In diesem Moment riss mich Mozart aus meiner Starre und zerrte mich zum Ausgang. Wahrscheinlich rettete er mir damit das Leben.
    Wir alle rannten wir davon. Ohne weiter nachzudenken, sprangen wir in unsere Kutsche, den Kutscher sofort zu höchstem Tempo antreibend. Erst innerhalb der schützenden Stadtmauern drosselte er das Tempo und wir wurden innerlich ein wenig ruhiger. Wir hielten an, um dem Torwächter die Kunde vom entlaufenen Löwen mitzuteilen, worauf er hinter uns das Falltor herabließ und Ausschau hielt.
    Da nach dieser Katastrophe nur wenig Aussicht bestand, noch einen lebenden Zeugen der mysteriösen Dame namens Salome zu finden, war ich zutiefst entmutigt.
    Mozart zeigte seine Enttäuschung kaum, aber schien

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