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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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Haupteingang des Universitätsgebäudes waren. Nun ahnte ich, welcher Fehler uns zuvor unterlaufen war: Das Hauptportal war fast genau doppelt so viele Schritte entfernt, wie wir zunächst gegangen waren. Ich prüfte also unseren Rechenvorgang und stellte fest, dass Mizler eigentlich eine übertragene Bedeutung des Spruches ›teil’ Gottes Zahl entzwei‹ im Sinne gehabt haben musste und statt der exakten Teilung der   Zahl   eine Teilung der Zahlen folge   durch Zwei meinte: statt 1,618 zu halbieren, mussten wir die Zahl in 16 (da man nicht 1,6 Schritte gehen kann) und 18 teilen. Also ergab sich genau die doppelte Wegstrecke im Vergleich zu unserem ersten Versuch.
    Es war sehr wahrscheinlich, dass Therese und ich mit der Richtung des zu schreitenden Weges grundsätzlich richtiglagen, denn die Universität war als Versteck viel versprechend. Nur waren Therese und ich nicht weit genug gegangen und daher vor der Fassade angelangt anstatt vor dem nahen Haupteingang, dem wahren Zielort, hinter dem sich zahlreiche Möglichkeiten eröffneten, wie die zweite Hälfte des Rätsels entschlüsselt werden könnte.
    Die Tür war unverschlossen und wir traten ein. Wegen der hereinbrechenden Nacht waren entlang der Wände der hohen Eingangshalle große Kerzenleuchter angesteckt worden.
    Mozart holte das Rätsel hervor und gab den Schluss nochmals wieder:
     
    »› Dann füge sie
    Zusamm’.
    Lies’ nun daraus
    Das Rätsel
    Das Du suchest .‹«
     
    Es war unbestreitbar, dass die wieder zusammengefügte Zahl Phi, also 1,618, der Schlüssel zur Lösung der zweiten Rätselhälfte war. Nur wie sollten wir dies anwenden?
    Zu unserer Linken sah ich die dunkle, hohe Eingangstür zur Bibliothek. Da in allen anderen Richtungen sonst nur die Mauern der Eingangshalle zu sehen waren, war es sehr wahrscheinlich, dass wir den nächsten Schritt zu des Rätsels Lösung in der Bibliothek finden würden. Also versuchten wir unser Glück. Auch diese Tür war noch offen!
    Leopold Mozart war vor vielen Jahren selbst für einige Zeit Student an der Universität gewesen, die von Benediktinermönchen geführt wurde und als Lehranstalt einen hervorragenden Ruf genoss. Die Studenten kamen aus aller Welt, so wie auch Mozart aus dem fernen Augsburg zur Ausbildung hierher gekommen war.
    Als wir auf der Schwelle zu Bibliothek standen, teilte er mir mit leiser Stimme mit, dass seine Erinnerungen an die Studienzeit nicht die besten wären, und sein Gemüt verdunkelte sich deutlich, als wir in die hohe Halle der düsteren Bibliothek traten. Sie bestand, soweit ich es erkennen konnte, aus einem einzigen Raum, in der auf drei Stockwerken Balkone an den Wänden entlangliefen. Mehrere schmale und lange Treppen, die äußerst steil aufwärts führten, verbanden die Stockwerke. Die Decke der Halle war mit aufwendigen Stuckarbeiten verziert, die ich aber in der Dunkelheit nur schemenhaft wahrnehmen konnte. Die Bücher standen ungeschützt in den Regalen und bedeckten sämtliche Wände, ohne auch nur die winzigste Lücke aufzuweisen.
    Aufgrund der schwachen Beleuchtung, die einzig durch Kerzen in Glaskelchen an den hohen Treppen und offenen Kerzen auf einigen Tischen im untersten Stockwerk der Halle gegeben war, verschwanden die Regale der oberen zwei Geschosse fast vollkommen in der Dunkelheit. In den untersten Ecken der Halle meinte ich, dunkle Türen zu erkennen; es konnte sich aber auch um aufgemalte Dekorationen handeln. An dem Lesetisch, der dem Eingang am nächsten stand, saß ein Mönch, der sogleich aufblickte, als wir eintraten. Geräuschlos erhob er sich und näherte sich uns, die Hände in den weiten Ärmeln seiner Kutte verschränkt.
    Zu meinem Erstaunen sah der Mönch ganz und gar nicht wie ein Bibliothekar aus, sondern hatte ein grob geschnittenes Antlitz mit kantigem Kinn, breiter Nase und harten Augen, das eher an einen Landarbeiter oder einen Soldaten erinnerte.
    Er verneigte sich leicht und sprach flüsternd: »Was führt Euch des Weges?«
    Ich wusste nicht, ob es ratsam wäre, unsere wahren Ziele preiszugeben. Ich hoffte daher inbrünstig auf eine geschickte Ausrede Mozarts, damit wir nicht der Tür verwiesen werden würden.
    Leider hatte er keinen guten Einfall und blickte mich Hilfe suchend an, beinahe bereit, den Rückzug anzutreten. Aus reiner Verzweiflung brachte er einfach heraus, was unser letzter Gedanke gewesen war: »Sagt Ihnen das etwas: 1 … 6 … 1 … 8?«
    Doch der Mönch war nicht im Geringsten verwundert ob dieses Gestammels,

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