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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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haben Sie hier vor, auf unsrem Land?«
    Mozart rang nach einer guten Ausrede, was ihm nur kläglich gelang: »Ich wollte die Aussicht genießen. Was für ein wundervoller Blick!«
    Offensichtlich hatten sie uns zwar beobachten wollen, um unsere Aktivitäten zu ergründen, dabei jedoch übersehen, wie ich auf den Baum gestiegen war. Wenigstens einen kleinen Vorteil hatten wir also. Von hinten traten jetzt zwei der Männer an Mozart heran und packten ihn an den Armen, jeder auf einer Seite.
    Ich war mir nicht sicher, wie ich mich verhalten sollte. Wenn ich herunterkletterte, um Mozart zu verteidigen, würde es sicher zum Kampf kommen – wobei wir sehr wahrscheinlich unterliegen würden und unser Leben riskierten. Ich war überzeugt, der Maestro wünschte, dass ich keinen Kampf provozierte und stattdessen die Mitgliedsgabe rettete und Hilfe aus Salzburg holte.
    Es stellte sich mir eine brennende Frage: Wussten diese Männer von unserer Rätseljagd? Wohl nicht, sonst wäre das Buch nicht mehr hier. Vermutlich hatten die Männer keinerlei Ahnung, wer wir waren, sondern schützten tatsächlich nur den Besitz und Treffpunkt der Illuminaten. Falls sie aber Mozarts Namen erfahren würden – und das war nur eine Frage der Zeit, wenn sie ihn ins Schloss brächten –, wüssten sie auch bald, dass er Freimaurer und damit ihr Feind war. Womöglich ein Todesurteil für den Maestro!
    Ich hatte die Zeit genutzt, um durch das Buch zu blättern und zu prüfen, ob ich das Gesuchte gefunden hatte. Wieder fehlte das Einlegeblatt mit dem handgeschriebenen Rätsel! Nur ein auf schweres, teures Bütten gedruckter Kupferstich lag bei, der vielleicht etwas mit dem Rätsel zu tun hatte. Ich hatte einen winzigen Kohlestift dabei, mit dem ich rasch das hinten im Umschlag stehende Gesetz der idealen Melodie auf die Rückseite des Bildes abschrieb. Ich steckte den Kupferstich in meine Jacke und zurrte die Gürtel und Schnallen sehr fest, sodass das Blatt nicht herausfallen konnte.
    Ich stieg so leise und vorsichtig, wie ich konnte, hinab und brauchte nur wenige Sekunden, um knapp zwei Manneslängen über dem Boden zu sein. Es war einmal mehr so, dass die Vernunft das eine gebot, jedoch der Stolz des Mannes das andere wollte: Rasch riss ich etwas bräunliches Moos von der Rinde und rieb es übers Gesicht. Anschließend ließ ich mich mit einem lauten Schrei hinabfallen, mitten zwischen Mozart und die Angreifer.
    Ich sah aus wie ein schmutziger Wegelagerer oder Waldgeist, der zu allem entschlossen war!
    Die Gruppe stob erschrocken auseinander, auch Mozart und die beiden Männer, die ihn hielten, sprangen mehrere Schritte zurück. Ich war mit beiden Beinen aufgekommen und zog sogleich meinen Degen, den ich dem Wortführer entgegenstreckte. Plötzlich hörte ich gellende Schreie in meinem Rücken und schaute über die Schulter: Mozart lag auf dem Boden am Rande des Abgrundes, die beiden Männer, die ihn zuvor festgehalten hatten, waren verschwunden. Ich begriff, was passiert war: Die Eiche stand nahe am Abgrund, sodass die wenigen Schritte nach hinten für die Männer den Absturz in die Tiefe bedeutet hatten. Mozart musste sich losgerissen haben. Er stand wieder auf und zog ebenfalls seinen Degen.
    Die beiden übrigen Männer starrten wie gelähmt auf die Szenerie, als ob sie nicht wüssten, wie sie handeln sollten. Ermutigt durch ihr Zaudern nutzte ich diesen Moment des Erschreckens und eröffnete den Angriff – obwohl unsere Gegner wesentlich stärker und kampferprobter wirkten als Mozart und ich.
    Ich brüllte wieder markerschütternd, so wie ich mir das Geschrei eines irren Waldschrat vorstellte, und sprang in einem Satz zu den beiden hin. Dies war zu viel für die Männer. Sie machten kehrt und rannten zurück zum Wald und ihren Pferden, die sie anscheinend dort zurückgelassen hatten, damit sie sich uns hatten lautlos nähern können.
    Ich war selbst erstaunt über meinen Mut und über den Erfolg meiner Attacke, aber ich war glücklich. Mozart schenkte mir einen erleichterten Blick, dann rannten auch wir los, um den Ort zu verlassen, bevor die Männer zurückkehren konnten. Wir wussten zudem nicht, ob die beiden Abgestürzten sich nicht eventuell auf halber Höhe festhielten und wieder heraufklettern könnten.
    Um nicht durch den Wald gehen zu müssen und weiteren Angreifern in die Arme zu laufen, stiegen wir, so rasch es möglich war, auf der anderen, weniger steilen Seite des Illuminatenhügels hinab ins Tal, halb rutschend, halb kletternd,

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