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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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um von dort zum Dorf und zu der Kutsche zurückzukehren.
    Wir waren lange unterwegs und gelangten schließlich auf einen Feldweg, der ins Dorf führte. Nach gut einer halben Stunde Gehzeit waren wir an der Schenke angelangt. Uns wurde bewusst, dass wir ein Furcht erregendes Bild bieten mussten, verdreckt und mit Degen bewaffnet, denn die Dorfbewohner wichen uns aus und wechselten auf die andere Straßenseite.
    Mozart, der noch etwas sauberer aussah als ich, ging in die Schenke, um den Kutscher zu holen. Der Mann, den ich von Anfang an nicht sympathisch gefunden hatte, torkelte sturzbetrunken heraus, bestand aber darauf, selbst die Kutsche zu lenken. Mozart wollte ihn in das Innere setzen, aber er wehrte sich mit Händen und Füßen; seine Kraft war trotz des Schnapsgenusses noch erheblich und Mozart gab schließlich nach.
    Die Sonne begann zu sinken und verströmte ein warmes Dunkelgelb über die Landschaft. Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle, wir erreichten Salzburg mit der einsetzenden Dunkelheit. Als die Pferde vor Thereses Haus zu stehen kamen und wir die Kutsche verließen, sahen wir, dass der Kutscher, der sich nur durch die Lehne der Kutschbank aufrecht hielt, eingeschlafen war. Ein Glück, dass die Pferde ihr Zuhause von allein gefunden hatten.
    Die Dienerschaft Thereses empfing uns und wir zogen uns sogleich zur Reinigung in unsere Bäder zurück.
     
    Wir fanden uns zu dritt zum Abendessen ein. Mozart und ich waren erschöpft und hungrig von den Abenteuern dieses Tages.
    Thereses Neugier war kaum zu stillen und sie fragte immer wieder nach allen Details der heutigen Erlebnisse, die unglaublich und erschreckend waren. Als das Essen abgetragen war und wir uns noch einen Weinbrand genehmigten (Therese scheute während unseres Aufenthaltes in ihrem Hause keine Kosten und Mühen), zog ich schließlich das auf dem Illuminatenhügel erbeutete Blatt mit dem Kupferstich heraus. Ich erinnerte mich auch noch im Detail an das Buch, das ich in der Baumhöhle zurückgelassen hatte, aus Furcht, die Angreifer würden es uns abnehmen. »Es war eindeutig ein Buch über Musik, verfasst von einem Herrn Bokemeyer! Der Titel lautete: ›Die »Institutiones oratoriae« des Quintilian [1]  untersucht nach ihren Bezügen zur »Ars musicae« [2] .‹« Das Buch war auf Deutsch verfasst und im Jahr 1743 in Mizlers Verlag erschienen. Das darin notierte Gesetz der Melodie hatte ich auf das Papier des Kupferstichs abgeschrieben:
     
    › Die Gesamtform der idealen Melodie ist im Großen entweder zweiteilig oder dreiteilig, wobei sich mindestens zwei der Teile in Taktzahl und Motiven entsprechen‹.
     
    Auch diesmal war das Gesetz vom Verfasser wohlüberdacht und einleuchtend formuliert worden. Mozart zückte ein Blatt Papier, das er tief in seiner Weste verborgen hatte, durchkreuzte mit dem Silberstift etwas, und steckte es umgehend wieder zurück, ohne uns einen Blick darauf werfen zu lassen. Ich ahnte aufgrund seiner heiteren Miene, dass er auch dieses Gesetz bereits selbst herausgefunden hatte.
    Doch dieses Mal hatten wir kein Rätsel gefunden, das uns zum nächsten Versteck führen konnte. Allein der Kupferstich, den ich als Notizblatt genutzt hatte, hatte im Buch gesteckt. Erneut war unsere Lage schier ausweglos. Das Buch selbst, in dem sich vielleicht weitere Hinweise verbargen, lag wohlverstaut im Baum.
    Ich war am Ende meiner Kräfte und ging niedergeschlagen und wortlos in meine Stube, wo ich kraftlos ins Bett fiel und sofort einschlief.
     
    Stunden später wachte ich auf. Etwas war anders. Neben mir lag Therese. Konnte das sein? War ich von dem wenigen Weinbrand so alkoholisiert gewesen, dass ich mich an die weiteren Ereignisse des Abends nicht mehr erinnerte? Das Bett schien mir, als ob es mit seidenen Tüchern bezogen wäre. Auch der Raum wirkte verändert auf mich, größer, er war kunstvoll mit Stuck und Spiegeln geschmückt. Unzählige Gemälde hingen an den Wänden, waren jedoch wegen des gedämpften Lichtes nicht genau erkennbar. An jeder Ecke des Bettes stand eine hohe Kerze auf einem geschwungenen metallischen Ständer. Ich liebkoste Therese, sie hauchte mir zärtliche Worte ins Ohr und berührte es dabei mit ihren Lippen.
    Plötzliche erhellte der flackernde Kerzenschein eines der Gemälde und mein Blick fiel unwillkürlich darauf. Es war ein Mann darauf porträtiert. Er hatte eine grässliche Fratze und eine schwarze Augenklappe. Voll Schrecken krampften sich meine Gedärme zusammen. Schallendes Gelächter

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