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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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Mizler.
    »Sie kennen meine Arbeiten wahrscheinlich, meine lieben Gäste, denn ich dilettiere gelegentlich auf dem Gebiet der Musik. In Salzburg werden Sie mich nie gesehen haben, denn ich lasse mir während meiner Aufenthalte immer alles Notwendige herbringen, um mein kleines Reich nicht verlassen zu müssen. Um Ihre Ungewissheit etwas zu beruhigen – oder auch nicht –, darf ich Ihnen sagen, dass ich über Ihr Unterfangen unterrichtet bin.«
    Es wurde mir immer unheimlicher. In diesem Moment hörte ich die Tür knarren und der magere Diener geleitete einen weiteren Gast zu uns. Wieder der dunkle Italiener Lucchesini!
    Mit spürbarem Sarkasmus sagte er, mit der ihm eigenen heiseren Stimme: »Ich grüße Sie, mein Freund. Wie ich sehe, haben Sie meinen Hinweis richtig verstanden. Ah! Der gute Adlatus ist auch dabei, wie schön! Haben Sie schon bemerkt, wer unser edler Gastgeber ist? Er ist bekannt für seine Geheimniskrämerei, also hat er sich bestimmt nicht zu erkennen gegeben.«
    Ich verneinte höflich, jedoch nun gespannt wie eine Sehne vor Wachsamkeit, um nicht in Gefahr zu geraten, denn Lucchesini schien mir unberechenbar.
    Der Gastherr redete weiter, er lächelte dabei breit, fast als seien all seine Worte nur ein Jux: »Keine Angst, keine Angst, ich bin Ihnen wohlgesonnen. Mein seliger Vater war ein Mitglied der Societät, sogar ein recht berühmtes. Die Wacht über die Verstecke wurde mir sozusagen vererbt, auf meinen Wunsch hin, auch wenn ich selbst kein Mitglied dieser Vereinigung bin. Leider weile ich meistens in Berlin, sodass ich nur für neue Aufnahmeverfahren hierher reise. In Zukunft werde ich aber wohl mehr Ruhe finden, falls Leopold Mozart die Gesetze komplettieren kann.« Er wandte sich lachend zu Lucchesini um, und sie tauschten Blicke, die ich nicht deuten konnte.
    Nachdem ich das rundliche, mit leichtem Doppelkinn ausgestattete Antlitz des Herrn lange genug auf mich wirken gelassen hatte, schwante mir allmählich seine Identität. In der Tat war er keinesfalls ein Dilettant, sondern vielleicht sogar der größte Komponist unserer Zeit: Carl Philipp Emanuel Bach, Musiker am Hofe Friedrichs des Großen.
    Franz räusperte sich und warf mir einen vielsagenden Blick zu, der ein Hinweis zu sein schien, auf der Hut zu sein.
    Lucchesini ergriff das Wort: »In letzter Zeit hatten wir unsere liebe Mühe, die Verstecke vor übelwollenden Feinden zu sichern. Wie Sie, David, im Steinernen Theater bemerkt haben, wurde uns eine Mitgliedsgabe, das Musikbuch Georg Linkes, entwendet. Sie erhalten von uns später ein Dokument mit dem fehlenden Gesetz, das Linke einst in das gestohlene Buch notiert hatte. Auch die Grotte hier wurde bereits heimgesucht, weshalb auch diese Mitgliedsgabe nicht frei zugänglich ist, sondern in der Bibliothek des Schlosses verwahrt wird. Der Liederband ›Der schönen Muse Melodien‹ des Meinrad Spieß wird Ihnen aber nicht einfach ausgehändigt werden, denn wir haben uns etwas viel Reizvolleres ausgedacht, da der liebe Mozart so frech Ihre Hilfe angefordert hat: Sie beide werden hier das nächste Gesetz und Versteck erraten müssen.«
    All dies war äußerst beunruhigend. Mein Maestro hätte die Rätsel vermutlich lieber allein gelöst, wenn er diese Entwicklung geahnt hätte. Wenn mein Gefühl mich nicht trog, drohte uns sogar physische Gefahr im Falle des Versagens bei dieser Aufgabe, die uns offensichtlich bald mitgeteilt werden würde.
    Die Sonne draußen stand tief. Wir konnten über dem Park das orange-goldene Abendrot sehen. Mozart würde sich Sorgen machen, wenn wir nicht zum Abendbrot zu Hause wären. Mein Antlitz musste die Gedanken verraten haben, denn Bach versuchte scheinbar, mich zu beruhigen: »Ei, ei, ei, schauen Sie nicht so betrübt! Dazu gibt es keinerlei Anlass. Im Gegenteil, der Abend verspricht sogar sehr interessant zu werden, denn mir ist bekannt, mit welchem Scharfsinn Sie und auch der Diener Franz ausgestattet sind. Franz, wie geht es denn unserer guten Freimaurerloge derzeit?«
    Wie von der Tarantel gestochen fuhr der Adlatus in die Höhe und fauchte die beiden an: »Unterstehen Sie sich!«
    Völlig unbeeindruckt sagte Lucchesini, der sich geradezu in seinem Sessel fläzte: »Ha, ha, ein stolzer Bruder! Gehaben Sie sich nicht so, wir sind ja alle einer Meinung über den Verlauf der Dinge. Es ist nur immer so possierlich, wie die Logenbrüder sich schweigsam verhalten. Uns vereint aber der Kampf gegen die Illuminaten. Es sind auch unsere Feinde.«
    Franz

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