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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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Hofmarstall entlang des Mönchsberges hin. Nun sahen wir auch die Felsarkaden, die in mehreren Stockwerken oberhalb des Sommerreitplatzes verliefen, eines ovalen Platzes, der fast wie das Kolosseums in Rom aussah, nur dass er weit kleiner war und sich die Zuschauertribüne ausschließlich an einer der Längsseiten des Platzes befand. Der Rest des Ovals war von einer Mauer umgeben.
    Das große, gusseiserne Tor zur Straße hin war nicht verschlossen, sodass wir ohne Hindernis den Platz betreten konnten. Wir befanden uns in einem schmalen Zuschauerbereich. Der Platz selbst war mit Holzmehl bedeckt, wohl um die Gelenke der Pferde beim Exerzieren zu schonen. Es standen zahlreiche uniformierte Zuschauer, wenigstens ein Dutzend Männer, im Umgang nahe des Tores und betrachteten die Übungen auf dem Platz, sich an das Geländer lehnend. Doch was wir nun zu sehen bekamen, war nicht der erwartete militärische Drill, sondern anscheinend die Probe für einen artistischen Auftritt einer Zirkustruppe. Diese Truppe bestand ausschließlich aus jungen Frauen, alle in einheitlicher Kleidung aus weißen, mit Rüschen verzierten Hemden und weiten ledernen Reithosen. Sie ritten im Kreis den Platz entlang und nahmen dabei allerlei Formationen ein, wobei einige Damen in der Mitte auf dem Boden standen, die anderen entweder auf dem Rücken der Pferde stehend ritten oder Kunststücke vollführten, zuletzt kletterte eine sogar auf die Schultern zweier Reitenden und die drei ritten stehend weiter im Kreis.
    Der Geheimrat war von dem Szenario hingerissen und rief »Famos, Famos!« Völlig außer Atem, schaute er zunächst ein wenig den Übungen zu. Es wäre ja auch ganz ungewöhnlich, wie er sagte, dass »die Truppe den Platz Zivilisten überließ, zumal von solchen Reizen«.
    Leopold und ich ließen ihn bereitwillig zurück und begaben uns nach hinten, in Richtung der Zuschauer-Arkaden. Als Erstes nahmen wir die Stallungen darunter in Augenschein. Es waren eine Unmenge Pferche zu sehen, einer an den anderen gereiht. Das milde Wetter erlaubte in diesen spätherbstlichen Tagen noch die Nutzung der halb offenen Räume. Schon bald aber müssten die Pferde in die überdachte Winterreitschule nebenan verlegt werden, wenn die Nächte kälter würden. Es waren kaum Stallknechte anwesend, wir konnten nur einen einzigen Mann am hinteren Ende der langen Reihe erkennen. Die anderen hatten wohl entweder wegen der Zirkusübungen frei oder schauten den Damen zu.
    Der würzige Geruch von Pferden und Dung waberte durch den Gang, laut schnaubten die Tiere. Hier war kaum ein sinnvolles und vor allem dauerhaft geschütztes Versteck denkbar. Wir machten uns daher auf die Suche nach der Treppe zu den Steinarkaden. Erst am hinteren Ende des Ganges erreichten wir die breite, in den Fels gehauene Treppe, die hinaufführte, wo vor allem die hohen Militärs den Vorführungen zusehen konnten (der Erzbischof stand als Landesherr dem Militär vor und war daher regelmäßiger Gast). Die Arkaden waren heute verlassen. Die anwesenden Soldaten suchten am Geländer des Reitplatzes lieber die direkte Nähe zu den schönen Artistinnen.
    Wir durchschritten langsam die unterste Arkadenreihe, sorgsam jede kleine Nische und Sitzbank auf Hinweise prüfend. Da wir nicht zu befürchten hatten, dass uns jemand folgte, der Geheimrat anderweitig beschäftigt war und das ganze Stockwerk der Arkaden gut zu überschauen war, konnten wir uns offen unterhalten. Mozart gab seinen Bedenken Ausdruck, ob unsere Rätselsuche und seine Bewerbung bei der Societät noch sinnvoll seien, denn wir begaben uns dadurch in solche Gefahr, dass wir letztendlich dabei unser Leben lassen konnten. Am schlimmsten war für ihn jedoch der Gedanke, dass immer mehr seiner Freunde mittlerweile Schaden nahmen, zuletzt sogar Therese.
    Ich redete auf ihn ein, um ihn weiter auf unser Ziel einzuschwören, denn es war meine tiefe Überzeugung, dass wir nicht aufgeben durften.
    Zu allen anderen Hindernissen kam aber noch Mozarts Befürchtung hinzu, dass die Angriffe oder Unglücke den von Mizler vorgegebenen Zeitrahmen sprengen würden und er trotz aller Mühen scheitern könnte. Zumal wir noch die lange Reise nach Leipzig vor uns hatten, mit all den weiteren unwägbaren Gefahren, die dabei drohten.
    Es war nicht zu bestreiten, dass er die Wahrheit sprach. Jedoch, und dies teilte ich ihm mit, war es nun genauso wichtig, dass die Übeltäter entlarvt und zur Rechenschaft gezogen würden, die neben den anderen Missetaten der

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