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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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lösen. Die Suche war hier verfrüht zu Ende gewesen. Ein Notenheft oder Buch war nirgends zu sehen, also war die Mitgliedsgabe wohl gestohlen worden. Die Illuminaten hatten ja bereits in anderen Fällen Versuche unternommen, die Verstecke der Societät zu zerstören, wie Bach in Hellbrunn erzählt hatte.
    Es ließ sich jedoch keine andere fremde Spur im Zimmer ausmachen, auch keine Waffen eines möglichen Angreifers, sodass Mozart sich völlig verdreckt und erschöpft auf den Rückweg machte. Er schloss die kleine Tür, um das Grab des unglücklichen Musikers zu versiegeln, der wie er selbst nach der Mitgliedschaft der Societät gestrebt hatte.
    Eines war Mozart noch unverständlich: Weshalb war die Treppe verschüttet gewesen? Der Bewerber konnte nicht vom Bergsturz überrascht worden sein, denn sein Tod müsste dann bereits 50 Jahre zurückliegen – damals gab es die Mizler’sche Gesellschaft allerdings noch gar nicht. Hatte dann jemand anderes den Zugang mit Geröll verschüttet? In diesem Fall handelte es sich bei der Todesursache des armen Bewerbers nicht um einen natürlichen Tod durch Erschöpfung oder ein Unglück, sondern um Mord.
     
    Mozart rannte zurück durch den engen Gang, diese grauenvolle Katakombe der Verschütteten, und erklomm den kleinen Absatz, den er zuvor unvorsichtig hinabgefallen war. Da seine Kerze fast abgebrannt war und zu erlöschen drohte, zündete er hastig und mit vor Schwäche zitternden Händen die zweite an und lief zum Grufteingang der Ursulinenkirche zurück.
    Nur mit Mühe konnte er den Deckel über dem Eingang anheben, doch er meisterte es mit einem letzten Kraftakt. So leise wie möglich ließ er die schwere Platte wieder herab. Auf Zehenspitzen ging er zur Sakristei, um vorsichtig einen Blick hineinzuwerfen. Möglicherweise war der betrunkene Mesner bereits eingenickt. Die Tür stand weit offen. Sowohl der Mesner als auch der Adlatus Franz schliefen friedlich in ihren Stühlen, leicht zur Seite gekippt.
    Etwas erstaunt, dass selbst der Adlatus nicht wach geblieben war, blickte Mozart sich um und sah, dass er im Suff seinen Becher umgeworfen hatte. Mozart rüttelte sanft an der Schulter von Franz, damit dieser ja nicht vor Schreck einen Schrei ausstieß. Aber statt aufzuwachen, kippte er leblos vornüber!
    Entsetzt legte Mozart sein Ohr an den Brustkorb. Kein Herzschlag – auch sein guter, treuer Adlatus war also ein Opfer der Rätseljagd geworden. Dicke Tränen liefen Mozart über das Gesicht. Als er sich umblickte, noch in einem traumähnlichen Zustand, durch das grausame Ereignis wie betäubt, sah er, dass auf dem Tisch zwei weitere Becher standen. Es war also ein zusätzlicher Gast anwesend gewesen. Ein dritter Stuhl stand außerdem mitten im Zimmer.
    Mozart raffte sich auf und ging zum Mesner, um dessen Puls zu prüfen. Tot. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Wachen des Bischofs zu rufen, denn diese Todesfälle würden Aufsehen erregen und es war besser, die Karten so weit als möglich offenzulegen.
     
    Als Mozart mit den Wachen zurückkehrte, wurde er zurück in die kalte Wirklichkeit gerissen und stand wieder seinem treuen Adlatus gegenüber, der auf so ungerechte Weise für ihn das Leben hatte lassen müssen. Von den Wachen wurde der Ort des Verbrechens sofort genauestens untersucht. Die geöffneten Flaschen wurden eingepackt, da noch etwas Wein darin war, der vielleicht Gift enthielt. Sehr unangenehm war, dass Leopold und Franz den Wein gekauft hatten, sodass es Zeugen geben konnte, die Mozart mit ihm in Verbindung brachten. Es gelang ihm jedoch, die Wachen von seiner Unschuld zu überzeugen, da der Wein in einen Krug umgefüllt worden war und dabei jemand anderes das Gift hineingegeben haben konnte. Zumal Leopold und sein Adlatus einen absolut untadeligen Ruf hatten. Die Leichname des armen Franz und des Mesners wurden zum Hofapotheker des Bischofs gebracht, wo sie eingehend untersucht werden sollten. Mozart war sich sicher, dass beide vergiftet worden waren. Es war nur die Frage, wer der Täter war. Er hatte keine andere Wahl, als das weitere Vorgehen den bischöflichen Bediensteten zu überlassen und schweren Herzens nach Hause zurückzukehren.
     
    Ich war bereits aufgestanden und angekleidet, als Mozart eintrat. Therese war schon vor einiger Zeit zu ihrem Haus aufgebrochen. Als Mozart mir die schlimmen Ereignissen mitteilte, war ich erschüttert. Er hatte nach diesem Erlebnis abgrundtiefe Zweifel an der Richtigkeit seiner Unternehmung und war nahe

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