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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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daran, aufzugeben. Von nun an war uns bewusst, dass wir uns alle in höchster Lebensgefahr befanden.
    Mozart berichtete mir im Laufe des Abends, dass Franz ihm heute von seiner besonderen Freimaurerbruderschaft erzählt hatte, die eine kampferprobte, besonders geheime Gruppe zur Bekämpfung der Illuminaten sei, und dass diese bereits am frühen Morgen einen der Wohn- und Treffpunkte der Illuminaten überfallen und drei Männer gefangen genommen hätte. Vielleicht war der Anschlag in der Kirche also ein Racheakt der Illuminaten gewesen.
    Mozart legte mir zuletzt seine Funde vor, das weitere Gesetz der idealen Melodie und die verschlüsselten Worte, die er auf der Tür zu dem großen Gewölbe gelesen hatte und die möglicherweise ein Hinweis auf das nächste Versteck waren. Ich war aber nicht sicher, ob dies nicht doch die Umschreibung der nicht geborgenen Leichen im Gewölbe war:
     
    ›Der Knöcherne reitet wie die Lebenden durch das Gestein‹.

Der reitende Knochenmann
     
    29. Oktober
     
    Nach dem Frühstück, das uns wieder einigermaßen gestärkt hatte, erhielten wir einen Brief des Geheimrat von Wolfenstein mit der Bitte, uns im Laufe des Vormittags in seinem gemieteten Haus nahe der Residenz des Bischofs einzufinden.
    Ich hatte zwar pochende Schmerzen in meinem verletzten Arm, wollte dennoch unbedingt Leopold bei dem Besuch begleiten. Franz war nicht mehr am Leben, sodass ich – neben Therese – der einzig verbliebene Helfer Mozarts war.
    Beim Gedanken an den illustren Geheimrat war mir recht unwohl, aber ich hatte das intensive Bedürfnis, Mozart bei dem Gespräch zur Seite zu stehen. Ich sandte ein Billett zu Therese, in der Hoffnung, sie könnte uns begleiten – der Geheimrat würde gewiss keine Einwände erheben.
    Nach etwa einer Viertelstunde kehrte Thereses Bote mit einem Briefchen zurück. Therese bat uns, sie auf dem Weg zu unserem Treffen abzuholen. Eine gute halbe Stunde später brachen wir zu Fuß auf, denn Mozarts Kutsche war zu klein für drei Personen und wir nahmen uns vor, nachher zusammen mit Therese in ihrer viersitzigen Kutsche zu fahren.
    Als wir noch eine Gasse von ihrem Haus entfernt waren, hörten wir lautes Geschrei und die Feuerglocke des Domes, die in hohen Tönen Alarm schlug. Menschen rannten uns entgegen. Leopold Mozart packte eine Magd am Ärmel und fragte sie nach der Ursache ihrer Panik.
    Sie riss sich sogleich los und rief nur: »Es brennt in der Fischergasse!«
    Thereses Haus stand in der Fischergasse. Wir begannen nun ebenfalls zu rennen, jedoch zum Feuer hin, entgegen der Richtung der Flüchtenden. Als wir um die Ecke bogen, sahen wir bereits die Flammen aus den Fenstern mehrerer Häuser lodern. Wasserkarren standen überall und Menschen bildeten Ketten, Wasserkübel in die Hauseingänge weiterreichend. Überall Schreie: »Rettet euch, Feuer, Feuer!«
     
    Mit Entsetzen sah ich, dass sich Thereses Domizil unter den brennenden Häusern befand. Ich entdeckte Sie bereits, sie stand unten auf der Straße, umgeben von ihren Mägden, die Hausrat in ihren Armen hielten und einen Karren beluden. Inmitten der uns entgegenrennenden Menschen erkannte ich ein weiteres Gesicht, das mir bekannt vorkam, ich konnte meinen Gedanken aber nicht zu Ende denken, da Therese mich soeben bemerkte und mich zu sich rief: »David, hier!«
    Schnell kämpfte ich mich durch die Menge und nahm Sie in die Arme, ohne jedoch ihr sofort einsetzendes Schluchzen mildern zu können.
    Eine kräftige Magd mit kurzen grauen Haaren und ein Hausdiener Thereses trugen soeben den großen und wertvollen Kielflügel zur Tür hinaus, um ihn vor den Flammen zu retten. Mozart wies die Mägde und Diener umgehend an, alles in seine geräumige Wohnung in der Getreidegasse zu bringen, in der Therese so lange als nötig Unterkunft erhalten sollte, so wie auch sie uns Unterkunft gewährt hatte. Vor allem jedoch mussten wir Therese beschützen, denn ich war mir sicher, dass dieses Feuer kein Zufall war.
    Langsam dämmerte mir, welche Person es war, die ich in der Menge erblickt hatte: Es war Thereses früherer Hausangestellter und Kutscher, der versucht hatte, im Sumpf den Maestro zu erdolchen. Er hatte also überlebt! Um Therese nicht vollends aus der Fassung zu bringen, behielt ich diese beunruhigende Nachricht vorerst für mich. Sie hatte sich denn bereits etwas kalmiert und schaute nun wie betäubt dem Treiben zu, unfähig, ein Wort zu sagen.
    Ich fragte ihren Diener, ob noch Wertsachen im Hause wären, und als er

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