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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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letzten Tage Franz und den Mesner ermordet hatten und mit Sicherheit auch für den Tod des letzten Bewerbers, der im verschütteten Keller unter der Ursulinenkirche lag, verantwortlich waren.
    Umso mehr war dies von Bedeutung, da ich, wie auch der Maestro, bezweifelte, dass es sich in allen Fällen bei den Übeltätern um Illuminaten handelte. Der Hauptgrund für die mögliche Existenz mindestens eines weiteren Schurken war, dass die Illuminaten eigentlich nur die Freimaurer verfolgten und nicht die Societät. Die große Fehde war diejenige zwischen den Freimaurern und ihren Abtrünnigen, den Illuminaten. Weshalb hätten also die Illuminaten bereits vor Jahren einen Bewerber der Societät eliminieren sollen, der kein Freimaurer war? Wäre er Freimaurer gewesen, hätte er vermutlich Kontakt zur örtlichen Loge gehabt, in der Leopold Mozart selbst Mitglied war, also hätte ihn Mozart vielleicht gekannt und von seinem Verschwinden erfahren.
    Auch hatte Bach in Hellbrunn von rätselhaften ›Spionen‹ gesprochen, die nichts mit den Illuminaten zu tun hätten. Da ich allerdings größte Zweifel am Charakter Lucchesinis hatte, der offensichtlich mit Philipp Emanuel Bach bekannt war, konnten sogar diese beiden ein Teil einer Verschwörung innerhalb der Societät sein. Aus welchen Beweggründen auch immer. In diesem Falle meinte er mit den angeblichen Spionen eigentlich die aufrichtigen Angehörigen der Societät, wie Mizler.
    Es war außerordentlich verwirrend und unheimlich. Auch der Geheimrat war mir suspekt. Letztendlich wäre es möglich, dass jeder von ihnen mit den Gegnern, wer dies auch immer war, paktierte, außer Therese, Mozart und mir.
     
    Nachdem wir keinerlei Besonderheiten gefunden hatten, stiegen wir eine weitere Ebene hinauf, auf die zweite Etage der Arkaden. Wir befanden uns bereits recht weit oben, ungefähr auf der Ebene des dritten Stockwerks, wegen der parterre gelegenen Stallungen. Erst als ich über die Brüstung auf den Platz schaute, wurde ich mir der Höhe bewusst.
    Auch hier war nichts zu finden. Leopold wurde zunehmend resignierter.
    Die nächste Arkadenebene schließlich, in der die Throne für den Erzbischof und seine engsten Untergebenen eingehauen waren, war reicher verziert. Genau in der Mitte des Arkadenganges stand sein Sitz, näher am Geländer als die anderen Bänke, und etwas erhöht. Die Rückseite des Thrones des Erzbischofs war mit Erdbeeren und anderen in Stein gehauenen Früchten verziert. Das schöne Fries war unten mit den eingemeißelten Buchstaben ›H. Acke‹ signiert. Die beiden Sitze links und rechts daneben waren ebenfalls reich ornamentiert. Doch nirgends war ein Spruchband zu sehen oder ein Versteck zu finden.
    Mutlos untersuchten wir den restlichen Teil der Arkaden, deren Rückwand ebenfalls mit in den Fels gemeißelten Bildern verziert war, reizvollen Darstellungen der Salzburger Geschichte in einer durchgehenden Bilderreihe. Direkt gegenüber dem Bischofsthron, an der Wand des Ganges, war ein besonders schönes Fries zu sehen, das unzählige Figuren in einem Gruppenbild zeigte, zudem war unter jeder der Personen ein Name eingraviert. Mozart erkannte sofort, dass dies die Namen der bisherigen Erzbischöfe waren.
    Unter den Figuren befand sich zentral platziert eine ›memento mori‹-Figur in Form des Sensenmannes, auf einem Pferde reitend. Auf der Sense stand ein kurzer Sinnspruch, offensichtlich auf die doppelte Eigenschaft des Erzbischofs als geistliches und weltliches Oberhaupt Salzburgs Bezug nehmend:
     
    ›Der große Hirte hütet nicht Lämmer auf Erden, doch das Gesetz.‹
     
    Mozart stieß einen Schrei aus. »Bei Gott! Das ist es! Der Knöcherne reitet hier durch den Fels!!«
    Tatsächlich! Die Darstellung entsprach dem letzten Rätselspruch. Ich zückte mein Notizbuch und notierte die Worte, die auf der Sense eingemeißelt waren. Doch wo befand sich die Mitgliedsgabe? Selbst wenn diese bereits gestohlen worden wäre, es müsste wenigstens eine Art Versteck sichtbar sein. Am unteren Bildrand war ein weiterer Satz zu lesen:
     
    ›Hier reitet der Kluge im Sommer. Im Winter, da reitet er nicht‹.
     
    Mozart kniete sich direkt vor das Bild, um es aus der Nähe zu betrachten: »Dies könnte ein weiterer Hinweis sein.«
    »Doch weshalb muss hier sonst so ausdrücklich auf den Zweck des Platzes hingewiesen werden? Es wird betont, dass der Kluge hier nur im Sommer reitet. Bedeutet dies, dass das eigentliche Versteck an einem anderen Ort ist? Es muss wohl etwas

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