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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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verneinte, machten wir uns zu Mozarts Wohnung auf.
    Ich vermied bohrende Fragen, denn ich wusste, Therese würde über alles sprechen, sobald sie nur konnte. Wir luden zunächst in der Getreidegasse alle Habseligkeiten aus – es war beeindruckend, wie viel edles Porzellan sie besaß. Therese musste sich ausruhen und von dem Schrecken erholen. Auch war sie in Sorge, wie ihre Eltern reagieren würden, wenn sie von diesem Unglück erführen. Gottlob war wenigstens kein Mensch zu Schaden gekommen, dessen war sie sicher.
    Wir wiesen die Mägde Mozarts und Thereses an, sich um Therese auf die bestmögliche Weise zu kümmern. Mozart und ich mussten aber schließlich doch zum Geheimrat aufbrechen. Wir sahen während der Kutschfahrt noch die hohe Rauchfahne, die von den Häusern der Fischergasse emporwehte. Bald waren wir am Haus des Geheimrats angelangt, das ähnlich Thereses ein edles Patrizierhaus mit mehreren Stockwerken war und links und rechts von den nebenliegenden Gebäuden durch sehr schmale Gassen getrennt war.
    Als Mozart läutete, wurde uns von einem Hausangestellten die Tür geöffnet. Der Maestro bat um eine Aufsicht für unsere Kutsche, denn wir wollten nicht lange hier verweilen und verzichteten daher darauf, Pferd und Kutsche an einem der nahen Gasthöfe anbinden zu lassen. Dann traten wir ein. Der Geheimrat ließ uns einige Zeit in einem kleinen Zimmerchen warten, vermutlich musste er sich noch etwas herausputzen (denn er war durchaus etwas eitel).
    Mit lautem Knarren öffnete sich alsbald die Flügeltür an der Seite des Vorzimmers und der Geheimrat stand darin, uns lachend grüßend und in das große Arbeitszimmer hinter sich bittend. Wie immer war er bestens gekleidet und mit Rouge geschminkt. Er gab sich jovial und überaus freundlich und ließ uns Kaffee und Pralinen reichen.
    Wie erwartet, fragte er uns höflich, aber bestimmt über den Verlauf der Dinge aufs Genaueste aus. Mozart teilte ihm der Reihe nach die Vorkommnisse mit, behielt aber die Gesetze der idealen Melodie für sich, ebenso wie den Rätselspruch für das nächste Versteck. Als er seine Ausführungen beendet hatte, schwieg der Geheimrat geraume Zeit.
    Nachdem er offensichtlich irgendetwas abgewägt hatte, meinte er, fast, als ob es sich dabei um eine frohe Nachricht handelte: »Ach, übrigens, der Bischof hat mich Ihnen für die weitere Unternehmung als Hilfe zugeteilt. Ein Alleingang wäre zu gefährlich für Sie beide.« Und fügte nebenbei hinzu: »Auch Ihre Stellung am Hofe wäre gefährdet, wenn Sie ohne mich weitermachen würden, Herr Mozart. Ach, ich freue mich ja so!« Beim letzten Satz hob sich seine Stimme erregt an, er schloss seine kleinen dicklichen Hände zu Fäusten und sein fülliger Körper schüttelte sich.
    Es war mir unwohl ob dieser Aussichten. Mozart konnte sich aber offensichtlich keine Ablehnung erlauben. Energisch sprach er: »Also dann, brechen wir auf. Wir müssen zur Felsenreitschule!«
    Ich war verblüfft! Mozart hatte das Rätsel während der letzten Stunden ganz im Stillen gelöst! Als ich mir daraufhin den Rätselspruch wieder ins Gedächtnis brachte, leuchtete mir die Auflösung sofort ein: ›Der Knöcherne reitet wie die Lebenden durch das Gestein‹. – Die Felsenreitschule, der große, für die Sommermonate geschaffene Reitplatz am Hang des Mönchsberges, hatte hohe, in Stein gehauene Arkaden für die Zuschauer und einen überdachten Stall im Fels unter jenen Arkaden, sodass die Pferde und Reiter sozusagen durch das Gestein ritten. Und es gab hier mit Sicherheit nur einen Ort dieser Art. Weshalb jedoch ein ›Knöcherner‹ durch das Gestein reiten sollte, war mir bis dahin noch rätselhaft.
    Mit sichtbar schlechter Laune führte uns Mozart zu Fuß vom Haus des Geheimrates zur etwa 30 Gehminuten entfernten Reitschule. Obwohl er wissen musste, dass die lange Distanz den beleibten Geheimrat ziemlich erschöpfen würde, verschwieg er ihm, der ja ein Auswärtiger war, die genaue Entfernung und schlug sogar vor, nicht die Kutsche zu nehmen.
    Der Spaziergang war für mich erholsam und ich genoss trotz meiner immer wiederkehrenden Schmerzen die frische, aber noch milde Herbstluft. Über uns zog in einer lang gestreckten, gebogenen Bahn eine Schar Zugvögel vorbei.
    Das große Gebäude des Hofmarstalls, genannt Winterreitschule, der direkt neben dem offenen Reitplatz der Sommerreitschule lag, wurde nun sichtbar. Nur wenig verziert, da ein Militärgebäude, aber hoch aufragend und solide gebaut, zog sich der

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