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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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mit dem Wort ›Winter‹ zu tun haben. Vielleicht ist das Versteck nicht hier, sondern im Gebäude der Winter-Reitschule nebenan? Dort wäre die Mitgliedsgabe auch besser vor der Witterung geschützt.«
    »Ganz recht, lieber Junge!«, tönte es in meinem Rücken.
    Ich fuhr erschrocken herum. Der Geheimrat stand da, wie dem Boden entwachsen. Er musste auf Zehenspitzen gegangen sein, denn wir hatten ihn nicht herannahen gehört. Mit breitem Lächeln, das sich jedoch nicht in seinen Augen zeigte, beglückwünschte er uns zu der Entdeckung: »Sehr schön. Machen wir uns auf dorthin!«
    Mozart warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu, der sowohl Ärger als auch Beklemmung ausdrückte, und wandte sich, ohne ein Wort zu sagen, zur Treppe.
    Wir hatten den Seiteneingang der angrenzenden Winterreitschule bald erreicht. Da die Pferde bisher noch nicht umquartiert worden waren, war das Gebäude verschlossen. Wir mussten einen der Soldaten bitten, uns aufzuschließen, was nur durch ein Empfehlungsschreiben des Erzbischofs, das der Geheimrat sozusagen als Generalvollmacht bei sich führte, ermöglicht wurde.
    Das lang gezogene Gebäude hatte eine enorm hohe Decke und ebenfalls eine Zuschauertribüne, die, wie in einer Kirche, als hölzerne Empore ringsum lief und dreistufig in Sitzreihen gegliedert war.
    Mozart wies darauf hin, dass die Halle einen wunderschönen Konzertsaal abgeben würde. »Unsere Salzburger Sänger würde ich hier viel lieber hören als das Gewieher der Pferde, obwohl manch einer dem Vergleich nur eben so standhalten würde.«
    Wegen der ausgedehnten Anlage teilten wir uns auf und jeder untersuchte den Raum für sich. Mozart beschloss – vorgeblich zum Schutz des Geheimrates vor Attacken – mit diesem zusammen nach dem Versteck zu suchen. Natürlich wollte er ihn in Wahrheit im Auge behalten.
    Mozart ging mit dem Geheimrat auf die Tribüne und sah sich um nach den Plätzen der Honoratioren.
    Ich selbst begab mich in die Stallungen unterhalb der Ränge. Da zahlreiche Fenster vorhanden waren, war es nicht vollkommen dunkel hier unten, ich konnte auch ohne Kerze sehen. In den einzelnen Verschlägen war bereits frisches Heu gelagert, vermutlich würden die Pferde in den nächsten Tagen hierher gebracht werden.
    Die Decke der Stallungen, zugleich der Boden der Zuschauerebene, bestand aus dunkelrot eingefärbtem, aber ansonsten unverziertem Holz. Ich wandelte, die Decke betrachtend, umher, als ich Geräusche hörte, die vom Haupttor stammen mussten: Der dumpfe Klang galoppierender Hufe. Einer oder mehrere Reiter waren also hereingekommen, doch keine Stimme war zu hören. Ich schritt voran, in der sehnlichsten Hoffnung, dass wir unsere Suche nicht unterbrechen mussten.
    Ich hatte diesmal mehr Glück als die anderen, denn in der hintersten Ecke eines Pferches erkannte ich an der Rückwand, etwa auf Hauptes Höhe, ein eingeschnitztes Symbol. Ich trat weiter in den Pferch hinein und sah mir das Zeichen aus der Nähe an: Es war ein Dreieck. Wer die Bedeutung nicht kannte, musste es für die belanglose Schnitzerei eines Stallburschen halten. Ich erkannte nun, dass es zwischen den Holzlatten der Rückwand sichtbare Ritzen gab. Ich drückte gegen die Holzlatte, in die das Dreieck eingeritzt war. Nichts passierte. Nachdem ich längere Zeit vergeblich versucht hatte, die Latte zu lösen, war ich sicher, dass ich hier ohne Werkzeug nicht weiterkäme.
    In diesem Moment hörte ich, wie sich die Seitentür des Gebäudes leise öffnete und schloss. Ich vernahm gedämpfte Stimmen, es wurde geflüstert. Von meiner Position aus konnte ich jedoch den langen Gang nicht einsehen.
    Die Schritte kamen näher und näher. Ich drückte mich seitlich an die Wand, in der Hoffnung, dass man mich übersehen würde, denn die Personen konnten schließlich keine guten Absichten haben, wenn sie flüstern mussten.
    Stille.
    Die Eindringlinge waren stehen geblieben. Hatten sie mich gehört? Jetzt vernahm ich wieder Stimmen, genau im Pferch nebenan. Sie suchten wohl ebenfalls nach dem Versteck, also mussten es Illuminaten sein – ein Mitglied der Societät, sei diese Person uns wohl oder übel gesonnen, würde das Versteck ja bereits kennen.
    Einer der Gesellen lachte mit kehliger Stimme. Hohes Kichern folgte … Es war ein Liebespärchen! Vermutlich hatte einer der Soldaten eine der Artistinnen bezirzt und sie suchten sich ein Versteck zum Turteln, wofür ihnen der Pferch mit frischem Stroh gerade recht kam. Ich war zwar etwas irritiert, aber doch

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