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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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erleichtert, dass es keine Angreifer waren.
    Ich musste zurück zur Treppe der Tribüne, um Mozart um Hilfe zu bitten. Dabei kam ich an dem Liebesnest vorbei und wurde zu meinem Bedauern von der Dame gesehen, die sogleich einen gellenden Schrei ausstieß. Die beiden waren bereits ein Knäuel aus Gliedern und Kleidungsstücken, aber ich sah nicht näher hin, sondern rannte weiter zur Treppe am Anfang der Stallungen.
    Als ich oben angelangt war, erblickte ich auch den Reiter, den ich zuvor nur gehört hatte. Er ritt auf dem Platz in der Mitte der Halle. Es war ein Uniformierter, der wohl in Ruhe üben wollte. Gerade riss er das Pferd hoch, dass es sich aufbäumte, dann trieb er es schon wieder an und galoppierte im Kreis entlang der Hallenwand.
    Mozart sah mich herannahen und winkte mir zu. Ich bedeutete ihm, dass ich etwas gefunden hätte, worauf er den Geheimrat zu mir herüberführte. Sie nahmen den kürzesten Weg, entlang des Geländers zum Reitplatz hin, in freudiger Stimmung wegen meiner offensichtlichen Entdeckung. Auch der Reiter schien gut gelaunt und temperamentvoll zu sein, denn er ritt mit lautem Hufgetrommel in großer Geschwindigkeit durch die Halle. Er schwang sogar eine glänzende Peitsche in der Luft, um das Pferd aufs Äußerste anzutreiben.
    Zu spät erkannte ich, was tatsächlich geschah. Erst als ich die entsetzten Mienen des Geheimrats und Mozarts sah, wusste ich, dass etwas im Argen lag.
    In diesem Moment flog jedoch schon ein Degen durch die Luft, geschleudert von dem Reiter, der quer durch die Halle auf Mozart und den Geheimrat zugeritten war und gerade seitlich abdrehte.
    Der Degen schlug direkt vor Mozart in eine Sitzlehne ein und blieb federnd stecken, den Maestro nur um Haaresbreite verfehlend. Als wir alle die Situation realisierten, hatte der Reiter bereits von seinem Ross das Tor auftreten lassen, ritt behände hindurch ins Freie und damit aus unserer Sicht- und Reichweite.
    Obwohl wenig Aussicht auf Erfolg bestand, rannte der Geheimrat, soweit es seine Leibesfülle zuließ, hinunter zur Seitentür, sogleich den Soldaten Befehle zurufend, um den Angreifer noch zu fassen.
    Mozart hatte sich rasch wieder erholt (er war mittlerweile kaum noch zu erschrecken) und riss wütend den Degen aus dem Holz, um ihn zur Verteidigung verwenden zu können. Ich selbst hatte meinen Degen heute nicht angelegt, obwohl ich diesen besser mitgeführt hätte.
    Wir gingen zusammen hinab, wobei wir nicht dem Geheimrat folgten, sondern rasch zu dem von mir entdeckten Dreieck in den Stallungen liefen. Mozart nutzte nun den Degen als Werkzeug und schob ihn zwischen die Holzlatten, nach und nach das markierte Stück lockernd, bis schließlich die ganze Latte gebogen war. Ein winziges Büchlein, äußerlich einem Gebetsbuch gleichend, fiel heraus. Mitnichten machte es den Eindruck eines kostbaren Gegenstandes. Uns aber war es Gold wert.
    Mozart nahm es in die Hand und blätterte es auf. Schon auf der ersten, unbedruckten Innenseite stand ein handschriftlicher Spruch, in großen Lettern:
     
    › DIE IDEALE MELODIE BESTEHET NUR AUS ZWEIEN ODER DREIEN TEILEN – WOVON IMMER EINER EIN KLEIN WENIG ANDERS IST ‹.
     
    Rasch notierte ich den Spruch in mein Notizbuch. Mozart blätterte noch bis zum ebenfalls handgeschriebenen Titel des Buches – es war in der Tat etwas sehr Wertvolles:
     
    › George Frideric Handel
    My memories. The heritage of an emigrant.
    London 1750‹.
     
    Es handelte sich scheinbar um die handschriftlichen Lebenserinnerungen des großen Händel, der erst vor Kurzem nach einer missglückten Augenoperation verstorben war.
    Mozart konnte nicht anders: Er steckte das Büchlein in seine Jacke und bog die Latte zurück über das leere Versteck. Auf meinen fragenden Blick hin meinte er: »David, Sie werden mich wohl nicht verstehen, aber ich muss zumindest für einige Tage dieses Buch verwahren und lesen, denn diese Lebenserinnerungen Händels sind bisher völlig unbekannt und bedeuten mir sehr viel. Auch könnten darin weitere Hinweise verborgen liegen.«
    Wir gingen durch das Seitentor hinaus, wo der Geheimrat stand und heftig mit einem Militär diskutierte. Wir wurden gleich begrüßt: »Mozart, David, gut dass Sie kommen. Man hat den Reiter erkannt! Es war der Freiherr von Erding. Der Name sagt Ihnen vermutlich nichts, ich weiß aber, dass ein Münchner Illuminat, der schon mehrere Morde begangen haben soll, diesen Namen trägt.«
    Wir waren trotzdem nicht zufrieden, denn der Mann war entwischt. Es

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