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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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heulen wie die Hund’ im Regen, wenden/
    Sich auch, zum Schutz der Seiten, hin und wieder/
    Ohn’ Unterlass, die gierigen Elenden./
    Als Cerberus uns sah, die grosse Hyder,/
    Wies er die Zähn’ im aufgereckten Munde,/
    Und zorn’ges Beben fasste seine Glieder‹.«
     
    Der Text ließ mich erschauern.
    Mozart war über etwas verwundert: »Dieses Gedicht hat eigentlich nicht die Nummer 14 im Kapitel des Infernos, also der Hölle, wie auf dem Pergament angegeben, sondern die Nummer 6. Ein seltsamer Fehler.«
    Ich überflog nochmals das Pergament und mir kam eine Idee: »Kann die Zahl 14 ein Hinweis sein? Ist dies nicht Johann Sebastian Bachs Zahl, die er in seinem großen ›Opus Ultimum‹, in seiner letzten Komposition als seine Signatur verwendet? Die Zahl ergibt sich schließlich, wenn die Buchstaben seines Nachnamens mit dem Zahlenalphabet gleichgesetzt und addiert werden: A ist gleich Eins, B gleich Zwei, und so weiter. Wenn wir die Buchstaben B, A, C und H jeweils durch ihre Zahlen ersetzen ergibt sich: B = 2, A = 1, C = 3 und H = 8, zusammen gezählt also 14. Es ist zwar umständlich, doch die Begeisterung Mizlers für Zahlen und deren Symbolik ist uns bekannt.«
    Mozart war verblüfft: »Ja! Sehr gut! Das könnte stimmen! Das nächste Versteck muss also mit dem guten alten Bach zu tun haben. Es gibt noch einen weiteren Grund dafür, der Ihnen eigentlich bekannt sein müsste, wenn Sie etwas nachdenken, David!«
    Ich wusste nicht, worauf er hinauswollte.
    Mozart half mir auf die Sprünge: »Haben Sie mitgezählt, wie viele Gesetze und Mitgliedsgaben wir bisher gefunden haben?«
    Ich zog mein Notizbuch hervor, in das ich alle Ergebnisse eingetragen hatte, auch dasjenige, das ich selbst nicht gefunden hatte. Ich zählte: Unser jetziges war das dreizehnte Gesetz! Die nachfolgende und letzte Mitgliedsgabe, die wir finden würden, war also die vierzehnte Gabe (das erste Rätsel war ja ohne Beigabe und nur der Brief Mizlers gewesen), und die Nummer entsprach damit Johann Sebastian Bachs Zahl, der Zahl 14, dem Symbol seines Nachnamens! Begeistert schaute ich mir nochmals das Pergament an. »Und was ist mit dem letzten Satz unter dem Gedicht: ›Lipsia te salutat‹.«
    Mozart umarmte mich, denn er wusste, dass wir den Ort des nächsten Versteckes zumindest im Groben kannten und nun zu Mizler reisen konnten, denn die lateinische Unterschrift besagte: ›Leipzig grüßt dich‹.
    Ich war jedoch nicht froh, denn ich wusste, dass die Formulierung ›Lipsia te salutat‹ eine Anspielung auf die berühmte Anrede war, mit der alle Gladiatoren vor dem meist tödlichen Gefecht im Circus Maximus in Rom Cäsar grüßen mussten: ›Morituri te salutant – die Todgeweihten grüßen dich‹.

Das letzte Gesetz
(Finale)
     
    22 Uhr. Es war Zeit, aufzubrechen.
    Wir wollten uns bereits heute Nacht auf die Reise nach Leipzig begeben. Die Strecke, die vor uns lag, war gewaltig: noch am selben Tag mussten wir die Landesgrenze zum Kurfürstentum Bayern erreichen. Nach der Grenze, in Landshut, würde uns hoffentlich die Zeit bleiben, eine warme Mahlzeit zu uns zu nehmen, denn wir mussten, wenn irgend möglich, am ersten Reisetag bis Regensburg gelangen, um dann am zweiten Tag bis nach Wunsiedel im Fichtelgebirge zu kommen und am dritten Tag über Zwickau Leipzig zu erreichen.
    Spätestens in drei Tagen mussten wir also dort sein, wenn Mozart nicht seinen Anspruch auf Mitgliedschaft in der Societät verlieren wollte, denn es war noch das letzte Versteck zu finden. Darin würde das letzte bekannte Gesetz der idealen Melodie verborgen sein. Allein, Mozart musste danach noch ein weiteres Gesetz formulieren und Mizler präsentieren, denn dieser hatte ihm bereits mitgeteilt, dass die bekannten Gesetze zwar weitgehend vollständig wären, aber nicht ausreichend für das Verfassen wirklich unsterblich schöner und einprägsamer Kompositionen. Falls Mozart aber kein weiteres Gesetz entdecken würde, konnte diese letzte Stufe der Prüfung zu einer unüberwindbaren Hürde werden.
    Mir machte die große Distanz Sorgen. Es war schier ein Ding der Unmöglichkeit, die lange Strecke in drei Tagen zu meistern, doch nur so könnte Leopold Mozart die von Mizler gesetzte Frist einhalten und rechtzeitig an Ort und Stelle in Leipzig sein.
    Der Geheimrat stellte seine große Kutsche samt Kutscher zur Verfügung, da diese mit Abstand bequemer und geräumiger war als Thereses Viersitzer (von Mozarts Einspänner ganz zu schweigen). Der Geheimrat würde mit uns

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