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Das Mozart-Mysterium

Das Mozart-Mysterium

Titel: Das Mozart-Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Öhm
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von weinroter Farbe und mit goldfarben Knöpfen besetzt.
    Er begrüßte uns mit leiser Stimme; seltsamerweise mit einem leicht württembergischen Akzent, der mich an mein Zuhause erinnerte: »Gnädige Herren, seien Sie willkommen. Grüß Gott, Herr Geheimrat.«
    »Ich grüße Sie, Herr Hofbibliothekar Redloh!« Der Geheimrat verbeugte sich ehrerbietig, obwohl sein eigener Status sicherlich weit höher war. Wir schlossen uns ihm an.
    Der Bibliothekar fuhr mit zarter Stimme fort, ein leichtes Lächeln umspielte dabei seine Mundwinkel: »Kommen Sie mit mir, bitte sehr.«
    Während wir ihm folgten und zwei weitere große Räume durchschritten, sprach der Geheimrat ganz ungeniert: »Der Herr Hofbibliothekar ist mir seit längerer Zeit wohlbekannt, denn ich komme in regelmäßigen Abständen nach Salzburg und studiere in der Bibliothek des Erzbischofs, wenn ich an einem neuen Buch arbeite, wie zuletzt für mein bekanntes Werk über die Geologie. Der Herr Hofbibliothekar ist selbst ein Gelehrter, ein großer Poet, aber ihm wurden akademische Lehrstühle verwehrt, da er ein zu sensibler Mensch ist. Er hat eine regelrechte Irrfahrt nach Odysseus’ Vorbild hinter sich, daher bin ich froh, dass er hier in guter Stellung alt werden kann. Wir haben uns aber schon vor vielen, vielen Jahren kennengelernt, als er noch in Tübingen studierte und ich dort auf einer Reise in den Süden für einen Tag Station machte.«
    Der Bibliothekar schwieg und ging in Gedanken versunken vor uns her. Sein Kopf pendelte hin und wieder von links nach rechts, aus inneren Regungen, die uns verborgen blieben.
    »Hier hinauf!« Er führte uns über eine breite hölzerne Treppe in das erste Obergeschoss des Hauptgebäudes. Unvermittelt begann der Bibliothekar leise zu kichern, was mich sehr irritierte, denn er teilte uns den Grund seiner Freude nicht mit.
    Wir gelangten an eine hohe zweiteilige Tür aus reich verziertem hellbraunem Holz, vor der eine stoisch dreinblickende Wache stand, eine auf den Boden gestützte Lanze in der rechten Hand.
    Der Bibliothekar sagte zu der Wache nur leise: »Kusch!«, machte dazu eine kleine Handbewegung, und der Bewaffnete trat sofort zur Seite, mit seiner freien Hand die Tür für uns aufhaltend.
    Es eröffnete sich ein hoher, langer Saal, dessen Wände fast nahtlos mit Bücherregalen bedeckt waren. In der Mitte des Raumes befanden sich mehrere Sitzgruppen, in der Ecke rechts hinten sah ich ein kunstvoll bemaltes, langes Tasteninstrument, vermutlich ein Kielflügel.
    »Bitte schön, schauen Sie sich unsere Bücher an«, ermunterte uns Redloh. »Ich übe so lange ein bisschen.« Und er ließ uns stehen und schritt hinüber zu dem bereits geöffneten Instrument. Ohne uns weiter zu beachten, nahm er Platz und begann zu spielen, ein leises, gesangliches Thema, das aus einer Oper stammen musste.
    Wir waren ratlos. Wie sollten wir uns hier zurechtfinden ohne irgendeinen Hinweis? Vermutlich wusste der Bibliothekar nichts Genaueres von unserer Suche. Er hatte nur auf die bereits gestern übersandte Bitte des Geheimrates hin (davon hatte uns Wolfenstein in der Kutsche berichtet) die Bibliothek für uns geöffnet. Nun waren wir auf uns selbst gestellt. Mozart blickte mich und Wolfenstein an und zuckte mit den Schultern.
    Der Geheimrat sagte leise: »Also dann. Es muss wohl ein Notenband oder eine Schrift über die Musik sein. Dies kann uns zumindest eine kleine Hilfe sein, denn die Sammlung ist nach Sachgebieten sortiert. Wir haben nur eine der Bücherwände zu durchsuchen, dort drüben.«
    Er zeigte nach links, zu einer der Längswände, die sicherlich mehrere hundert Bücher umfasste. Wir teilten für jeden von uns die Wand in drei gleiche Abschnitte auf, die zu durchsuchen waren, Buch für Buch. Es standen mehrere hohe Leitern im Saal, die an einer Leiste an der Decke eingehängt waren und uns die oberen Fächer zugänglich machten.
    Redloh saß noch immer an dem Flügel, was mich zunehmend nervös machte, und spielte wieder und wieder die gleiche Melodie, nur leicht variierend.
    Ich nahm mir eine der Leitern und fing an. Stück für Stück blätterten wir durch die Bücher und Notenhefte. Ich handelte sorgsam, um nichts zu beschädigen, war jedoch zunehmend enerviert.
    Ich blickte kurz zum musizierenden Bibliothekar. Zufällig schaute er just im selben Augenblick über seine Schulter zu uns herüber. Als sich unsere Blicke trafen, kicherte er wieder leise, dennoch zu keiner Zeit sein Spiel unterbrechend. Er geriet jetzt

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