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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Eichenportal im nüchternen tapezierten Korridor – hielt er inne. »Machen Sie sich auf etwas gefasst«, sagte er.
    Emmas Hand suchte Malenfants.
    Cornelius öffnete die Tür.
    Und Emma fand sich auf Cruithne wieder: Schwarzer Himmel, die mattschwarze Oberfläche wölbte sich unter ihren Füßen, und das Licht einer starken, über ihr hängenden Sonne blendete die Sterne aus. Und in einer sauber ausgehobenen Grube ragte ein 272
    blaues Artefakt vor ihr auf: neun Meter hoch, leuchtend, perfekte Kreisform, wie ein abstraktes Kunstwerk auf einem öffentlichen Platz. Reglos verharrend.
    Sie ging zögerlich weiter, und die Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Sie senkte den Blick und sah, dass die Füße etwas in die kohlschwarze Oberfläche des Asteroiden einge-sunken waren, als ob sie durch eine Pfütze watete. Natürlich spür-te sie nichts.
    »Wir haben die Wände mit Softscreens tapeziert«, sagte Cornelius. »Keine Virtuelle Realität im eigentlichen Sinn … Die meisten Bilder werden direkt von den verschiedenen Kameras übertragen, die wir dort oben installiert haben. Der Rest ist Software-Extrapolation. Ich habe eine Feuerkäfer-Robotsonde ausgeschickt. Aber …«
    »Aber was?« sagte Malenfant.
    Cornelius seufzte. »Vor einer Stunde ist das passiert.« Er tippte auf die Tischplatte. Ein Feuerkäfer-Robot materialisierte aus einem Pixel-Sturm vor ihnen. Mit über die zerklüftete Oberfläche schlei-fenden Leinen und Felshaken schlich er sich ans Artefakt an. Die Leinen verschwanden außerhalb des Blickfelds.
    »Das ist unser Robot?« fragte Malenfant.
    »Nein. Nicht unsrer. Passen Sie auf …«
    Und nun erschien in der virtuellen Rekonstruktion ein Objekt wie ein riesiger Strandball, das im Schlepptau des Feuerkäfers hing. Emma sah, dass es Wasser war: ein riesiger Tropfen, der in eine golden schimmernde Decke eingeschlagen war. Komplexe Wellen kräuselten die Oberfläche, als er sanft auf den Regolith aufschlug.
    In der Decke bewegte sich etwas.
    »Es ist ein Kalmar«, sagte Emma.
    »Ja.« Cornelius rieb sich die Nase. »Wir glauben, dass es Sheena ist. Das heißt, von der Gruppe, die noch immer die Nautilus be-273
    wohnt. Sie scheinen noch immer den ursprünglichen Imperativ der Mission zu befolgen. Passen Sie auf, was jetzt geschieht…«
    Mit feuernden Mikroraketen sprang der Feuerkäfer durch das Portal. Er wirkte winzig vor dem großen blauen Kreis. Dann verschwand er in einem roten Blitz.
    Die Leinen, an denen der Ball hing, wurden in Schwingungen versetzt, aber nicht gekappt. Der goldene Ball lag zitternd auf der Oberfläche.
    Malenfant trat vor, stemmte die Hände in die Hüfte und studierte das Bild. »Wohin ist der Feuerkäfer verschwunden? Ist er auf der anderen Seite des Rings herausgekommen?«
    »Wir glauben es«, sagte Cornelius. »Aber die andere Seite scheint nicht auf Cruithne zu sein.«
    Es trat ein langes Schweigen ein.
    Der Tintenfisch im goldenen Ball flitzte hin und her. Dann strafften die Leinen sich wieder, und der Ball wurde vorwärts gezogen.
    Es war ein gespenstischer Anblick, als die scheinbar losen Strän-ge im Artefakt verschwanden.
    In wenigen Sekunden war der Ball zum blauen Kreis gehüpft.
    Dann drang er in den flirrenden Kreis ein und verschmolz mit ihm. Emma hatte den Eindruck, dass die goldene Kugel beim Aufprall auf die schwarze Scheibe abgeplattet wurde und sich dunkelrot verfärbte. Schließlich wurde die Kugel zu einer trübe glühenden Ellipse zusammengedrückt.
    Und dann war sie spurlos verschwunden.
    »Heilige Scheiße«, sagte Malenfant.
    Cornelius hielt die Hand hoch. »Warten Sie …«
    Es ertönte ein so lautes Kreischen, dass es in Emmas Ohren hallte. »Was war das?«
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    »Ein Funksignal«, sagte Cornelius. »Von sehr hoher Intensität.
    Es kam aus dem Artefakt. Ich habe es gefiltert und das hier bekommen.«
    Es war die Abbildung eines Tintenfischs: grobkörnig, mit verwaschenen Farben und einem Goldstich. Er wiederholte unablässig das gleiche Zeichen.
    »Er sagt Riff«, erklärte Cornelius.
    ■
    Cornelius ließ Stühle und Kaffee bringen. Dann setzten sie sich unter Cruithnes wirbelnden schwarzen Himmel und tranken Milchkaffee. Emma sah, wie Erde und Mond durch Cruithnes fünfzehnminütige Nacht wanderten: ein blauer Funke mit einem fahlen graubraunen Begleiter.
    »Ich habe nur Teilantworten.« Cornelius' Gesicht lag im Schatten, und der Ausdruck war nicht zu erkennen. »Die Sheena hat offensichtlich überlebt. Sie hat diese Botschaft mit einer

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