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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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zum Beispiel einen Leib-wächter Ihrer Wahl stellen können. Das haben Sie aber nicht getan. Sie sind wie all die Gutmenschen, die sich lautstark über die Schulen und die Behandlung der Blauen Kinder beschwert haben.
    Solang die Kinder aus den Augen waren, war es Ihnen aber egal, was mit ihnen passierte.«
    Sie vermochte ihm nicht in die Augen zu sehen.
    Dann bemerkte sie, dass Michael gleichzeitig das Prisma betrachtete und den Blick über die Erwachsenen schweifen ließ. Er vertraut uns nicht, sagte sie sich. Er rechnet damit, dass wir uns wieder gegen ihn wenden, wie wir – die Welt der Erwachsenen – es schon einmal getan hatten.
    Sie nahm bedrückt Platz. »Bringen wir's hinter uns.«
    »Sie haben etwas, nicht wahr?« sagte Malenfant gespannt und aufgeregt. »Etwas auf Cruithne.«
    Cornelius nickte knapp. »Zur Sache. Eins nach dem andern, ja?
    Dank unsrem Freund Dan hier haben die Tintenfische auf Cruithne überlebt.« Er tippte auf die in die Tischplatte integrierten Touchpads. »Leider wollen sie nicht mit uns sprechen. Sie weisen sogar Feuerkäfer ab, die von der Gruppe der Kalmare kontrolliert werden, die in der ursprünglichen Habitat-Blase der Nautilus ge-267
    blieben sind – jener Teil der Population, der uns gegenüber loyal ist. Wir versuchen, selbst die Kontrolle über die Feuerkäfer zu erlangen und die Cephalopoden zu übergehen. Zwischenzeitlich müssen wir uns ironischerweise auf die Fern-Sensoren auf der Erde und Satelliten im Erdorbit beschränken, um uns ein Bild von den Vorgängen dort oben zu machen.«
    »Ironischerweise deshalb«, sagte Malenfant zu Emma, »weil wir den Tintenfisch überhaupt nur losgeschickt haben, damit er uns einen besseren Überblick über Cruithne verschafft.«
    Cornelius präsentierte auf den Softscreens, die in den Tisch ein-gelegt waren, Daten in Form von Grafiken und Balkendiagram-men. »Sie würden sich wundern, wie viel wir allein dadurch über einen Asteroiden herauszufinden imstande sind, indem wir ihn beobachten. Wir ermitteln die Helligkeit des Asteroiden, indem wir ihn mit nahen Sternen vergleichen, wir bestimmen seine Geschwindigkeit, indem wir ihn vor dem Himmelshintergrund betrachten, wir ermitteln die Form anhand von Helligkeitsschwan-kungen, und anhand der Farbe des Gesteins bestimmen wir seine Zusammensetzung. Des Weiteren setzen wir Radarteleskope ein und werten die von Cruithne reflektierten Radarstrahlen aus.
    Durch den Vergleich des Echos mit dem ausgesandten Strahl finden wir so manches über den Asteroiden heraus: Form, Rotation, Eigenschaften der Oberfläche, Position und Geschwindigkeit, Zusammensetzung …
    Wir haben in Bereichen des Asteroiden eine ungewöhnliche Oberflächen-Morphologie festgestellt. Und nicht nur wegen der Präsenz der Tintenfisch-Habitate. Es ist uns gelungen, ein Signal von einer Feuerkäfer-Drohne aufzufangen. Sie kam nah genug heran, um ein Bild – ein Teilbild – zu senden, ehe sie umgelenkt wurde.«
    »Nah genug woran?« fragte Malenfant schroff.
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    Als Antwort rief Cornelius ein Bild auf den Softscreens in der Tischplatte auf.
    Emma sah Cruithne aus der Perspektive eines Feuerkäfers: Ein Sternenfeld, ein unebener Horizont, eine pockennarbige dunkelgraue Oberfläche, die von einer Lichtquelle irgendwo hinter ihr angestrahlt wurde – vermutlich an dem Roboter befestigt, durch dessen elektronische Augen sie schaute. Sie sah Teile des Feuerkäfers im Bild: einen metallenen Greifarm und zwei Leinen, die die Drohne an die Oberfläche fesselten. Das Blickfeld war begrenzt; die Drohne stand dicht über der Oberfläche und bildete den Horizont des Asteroiden in Nahaufnahme ab.
    Und am Horizont sah sie …
    Ja, was?
    Es war ein hellblauer Bogen. Er wirkte völlig glatt und geometrisch perfekt. Das offensichtlich künstliche Gebilde erstreckte sich von einem Bildrand zum andern.
    Sie fror plötzlich. Das war höchst seltsam und kam völlig unerwartet.
    »Heilige Scheiße«, sagte Malenfant. »Das ist ein Artefakt, stimmt's?«
    »Das«, sagte Cornelius, »haben unsre AWOL-Kalmare auf Cruithne ausgegraben. Sie sehen aber nur einen Teil der Struktur.
    Nachdem der Feuerkäfer das gesendet hatte, wurde er zurückgeschickt. Ich kann Ihnen auch ein Bild des ganzen Dings zeigen.«
    Er tippte auf die Softscreen. »Ist aber vom Boden aus aufgenommen und von lausiger Qualität.«
    Emma beugte sich nach vorn. Sie sah ein kartoffelförmiges Objekt – grau, unförmig und vernarbt – vor einem dunklen Hintergrund. »Cruithne«,

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