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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sagte sie.
    Die Abbildung war animiert; Cruithne rotierte majestätisch um die Längsachse und brachte etwas ins Bild. In einer tiefen und kreisrunden Mulde stand eine Struktur.
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    Es war ein blauer Kreis.
    In der hochauflösenden Darstellung war es nur ein Ring aus klötzchenartigen Pixeln. Es handelte sich offensichtlich um die Verlängerung des Bogens, den der Feuerkäfer angeflogen hatte. Sie hatte keinen Vergleichsmaßstab, um die Größe zu schätzen. Kalmar-Habitate konzentrierten sich wie goldene Tupfen um den Kreis, ohne ihn jedoch direkt zu berühren.
    Innerhalb des Kreises selbst war es dunkel.
    »Er hat einen Durchmesser von ungefähr neun Metern. Wir haben das Artefakt mit Radar-und Laserstrahlen abgetastet. Seine re-flektierenden Eigenschaften weichen vom Rest des Asteroiden ab.
    Wir scheinen überhaupt kein Radarecho zu bekommen. Es ist schwer, eine definitive Feststellung zu treffen. Die Störsignale von der umliegenden Oberfläche …«
    »Und was bedeutet das nun?« fragte Malenfant.
    »Vielleicht ist es ein perfekter Absorber. Oder vielleicht ist es auch ein Loch.«
    Malenfant runzelte die Stirn. »Ein Loch? Was für ein Loch?«
    »Ein unendlich tiefes.« Cornelius lächelte. »Wir suchen aber nach einer besseren Erklärung. Außerdem haben wir noch weitere Anomalien entdeckt. Hochenergetische Strahlung. Exotische Teilchen wie Pionen und Positronen. Wir glauben, dass dort energiereiche Prozesse ablaufen.« Er zuckte die Achseln. »Es scheint aber kein Licht zu reflektieren. Das blaue Glühen stammt von der Substanz selbst. Es hat keine Spektrallinien. Nur ein Breitband-Glü-
    hen.«
    Emma schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht.«
    »Wenn es aus Atomen bestünde, aus irgendwelchen Atomen«, sagte er geduldig, »würde es präzise Frequenzen emittieren. Weil die Elektronen in den Atomen zwischen quantisierten Energieniveaus hin und her springen.«
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    »Dann besteht es also nicht aus Atomen«, sagte Dan nachdenklich.
    »Wir müssten bald ein paar Robots unter unsre Kontrolle gebracht haben«, sagte Cornelius. »Falls es sich um ein Loch im Raum handelt, werden wir herausfinden, wohin es führt. Wir schicken einen Feuerkäfer hinein.«
    Malenfant stapfte aufgeregt umher. »Dann stimmt es also. Es gibt ein Artefakt dort draußen auf Cruithne. Sie hatten Recht, Cornelius. Das wird den Arschlöchern bei der FAA und der NASA und im Kongress das Maul stopfen …«
    Emma hörte in sich hinein und suchte nach Ehrfurcht, wenn nicht gar Entsetzen. Aber sie war nur wie betäubt.
    Sie erkannte, dass Malenfant sich sogleich mit den Weiterungen für seine Projekte und für sein Unternehmen befasste. Nicht etwa mit dem Phänomen selbst. Falls es sich jedoch als real erwies, wäre plötzlich alles anders.
    Oder?
    Cornelius lächelte. Dan saß mit offenem Mund da. Michaels Augen schauten sie im Widerschein der Prismen leer und offen an.
    ■
    Es dauerte eine Woche, bis Cornelius alles vorbereitet hatte.
    Wie sie im herbstlichen Sonnenlicht im Büro in Vegas saß und sich mit Firmenangelegenheiten zu befassen versuchte – die totale, sich hinziehende Zerstörung von Bootstrap, die damit zusammenhängenden Skandale bezüglich Weltuntergang, Blaue Kinder und Tintenfische, derweil Finanzberichte und Prognosen, Pressemittei-lungen und Aktionärsberichte über die Softscreens liefen –, mutete das, was sie auf Mount Palomar gesehen hatte, irgendwie irreal an.
    Eine Lichtershow.
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    Artefakte auf einem Asteroiden? Ein Loch im Weltall?
    Das war unmöglich real.
    Und doch fiel es ihr enorm schwer, sich zu konzentrieren.
    Malenfant war in dieser Zeit wie ein Geschwür im Hintern. Er mischte sich in alle möglichen Belange von Bootstrap ein, womit er sich offensichtlich nur ablenken wollte: Er war zornig, launisch und frustriert und musste seine Energien kanalisieren. Emma versuchte ihn nach Möglichkeit von der Presse fern zu halten.
    Schließlich lud Cornelius Emma und Malenfant zu einer Besprechung im Eschatology-Büro in New York ein. Emma spielte erst mit dem Gedanken, die Einladung zu ignorieren: Sie wollte Cornelius und den Einschlag von Wahnsinn und Unmenschlich-keit loswerden, den er in ihr Leben gebracht hatte.
    Aber dann nahm sie die Einladung doch an. Sie musste es wissen.
    Mit einem unguten Gefühl schob sie die Arbeit auf und flog mit Malenfant nach New York.
    ■
    Cornelius empfing sie an der Rezeption und führte sie in ein Be-sprechungszimmer.
    Vor der geschlossenen Tür – einem schlichten

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