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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Schwester und eine andere Frau.
    Als die Schwester ihn mit dem Teller sah, verzog sie das Gesicht.
    Er sah, wie sie die Faust ballte, aber etwas hielt sie davon ab, ihn zu schlagen. Stattdessen bückte sie sich, packte seinen Kopf und kniff ihm in die Wangen, bis er die Schale auf den Boden spuckte.
    Die andere Frau kam näher. Sie kam ihm bekannt vor.
    Unerfreuliche Erinnerungen kamen in ihm hoch. Sie war vor langer Zeit ins Dorf gekommen. Stoney. Stef hatte sie Stoney genannt.
    Plötzlich wusste er, was man mit ihm machen würde. Nachdem Stoney ins Dorf gekommen war, hatte man ihn in die Schule gebracht. Und nun war sie wieder da, und man würde ihn wieder 264
    fortbringen – irgendwohin, wo es noch schlimmer war als hier und wo er die ganzen Regeln noch einmal würde lernen müssen.
    Stoney kam einen Schritt auf ihn zu.
    Er warf sich auf den Boden, krümmte sich zusammen und wartete auf die Schläge.
    Doch Stoney streckte die offenen Hände nach ihm aus. Sie strich ihm über den Rücken. Er schaute verwundert auf.
    Sie tat etwas, das er noch bei keinem Erwachsenen gesehen hatte.
    Etwas, das, wie er geglaubt hatte, nur Kinder täten.
    Sie weinte.
    Emma Stoney:
    Eine Woche nachdem Emma aus Australien zurückgekommen war, beraumte Cornelius eine Besprechung in der Mount Palomar-Sternwarte an, von der aus er versucht hatte, Cruithne zu beobachten.
    Emma – die wie eine Besessene arbeitete und von den Bildern, die sie in Australien gesehen hatte, um den Schlaf gebracht wurde –, versuchte das zu verhindern. Natürlich wurde sie überstimmt.
    Also musste sie wegen Cornelius Taine, dieses wahnsinnigen Genies, wieder einmal in der Weltgeschichte herumgondeln.
    ■
    Um nach Mount Palomar zu gelangen, musste Emma erst nach San Diego fliegen. Dann folgte eine einstündige Autofahrt nach Osten in die San Jacinto Mountains. Der Highway war neu. Die Fahrerin, eine übergewichtige Plaudertasche, erzählte ihr, dass die Straße von Häftlingen aus einem örtlichen Gefängnis gebaut wor-265
    den sei. Schließlich erreichten sie das Teleskop-Ensemble, aus dem die Sternwarte bestand. Der Ort wurde von der Kuppel des riesigen 50-Meter-Reflektors beherrscht: ein Nationaldenkmal, dessen Herz aus einem zwanzig Tonnen schweren Spiegel aus Wabenkern-Glas bestand. In dieser Nacht war die große Kuppel trotz des ster-nenklaren Himmels – abgesehen von einer dünnen Smogschicht aus glühendem Natrium – jedoch geschlossen.
    Cornelius Taine holte Emma vom Fahrzeug ab. Sie drehte sich wortlos um.
    Scheinbar ungerührt führte er sie zu einem kleinen Wirtschafts-gebäude. Die hell erleuchtete Baracke war mit summender Compu-tertechnik ausgestattet, die zum großen Teil veraltet schien. Hier arbeiteten ein paar junge Forscher, die sich stumm fluchend wieder eine Nacht um die Ohren schlugen und darauf warteten, dass die Erde durch den von Sternenlicht geworfenen Schatten eines Gesteinsbrockens im All wanderte.
    Im Gegensatz zu Cornelius sind sie nicht wegen der Carter-Katastrophe hier, sagte sie sich. Cruithne ist für ihn nur ein Neben-schauplatz. Sie werden nicht einmal anständig bezahlt. Sie tun es nur, weil…
    Sie hatte keine Ahnung, weshalb sie es taten.
    Aus dieser nervösen, überkompensierenden Truppe stach der eiskalt und überlegt wirkende Cornelius in seinem schwarzen Anzug hervor.
    Sie gingen in ein kleines, unordentliches Büro. Emma war spät dran; die anderen schienen schon angefangen zu haben.
    Malenfant ging mit raumgreifenden, theatralisch wirkenden Schritten auf und ab. Sie hatte ihn seit der Rückkehr aus Australien nicht mehr gesehen. Dan Ystebo war auch da. Er hatte einen Krapfen in der Hand und schien recht zufrieden mit sich zu sein.
    Und Emma sah mit großem Unbehagen, dass Michael auch hier war: der Junge aus Afrika, den sie aus dem albtraumhaften Lager 266
    in Australien herausgeholt hatte. Er trug bequeme, saubere Kleidung. Er saß mit dem Rücken zur Wand in einer Ecke des Büros, spielte mit einem Prisma und beobachtete die Streuung des Lichts.
    »Was tut er hier?« zischte sie Malenfant zu.
    »Keine Ahnung, Emma«, sagte Malenfant. »Ich weiß, das scheint nicht richtig zu sein. Aber ich glaube nicht, dass wir eine Wahl haben.«
    Sie runzelte die Stirn. Er klang ängstlich.
    Cornelius gesellte sich zu ihnen. »Michael ist sicher, und es geht ihm gut. Sein Aufenthalt hier entspricht den gesetzlichen Bestimmungen. Emma, wenn Sie so besorgt um den Jungen sind, hätten Sie doch die Initiative ergreifen und ihm

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