Das Multiversum 1 Zeit
Innere leuchtete in hellem Gelb.
»Das Portal«, sagte Cornelius. »Das Licht stammt von unsrem Scheinwerfer. Und wenn die Sonne auf unsrer Seite aufgeht, müss-te das Sonnenlicht die andere Seite erreichen …«
»Wenn das Cruithne ist«, sagte Malenfant, »wo, zum Teufel, sind wir dann? Auf der anderen Seite, oder am Pol?«
»Sie verstehen nicht«, flüsterte Cornelius.
Der Feuerkäfer erzeugte ebenfalls einen Lichtkegel. Die glühenden Ellipsen wanderten über den Regolith und fielen aufs Portal.
Malenfant schnappte sich eine Softscreen und probierte verschiedene Kamerawinkel aus. »Wenn es möglich ist, durch dieses Portal zurückzukommen …«
»Dann müssten wir auch das Licht des Feuerkäfers auf dieser Seite herauskommen sehen«, sagte Cornelius. »Gute Überlegung.«
Sie bekamen ein stabiles Bild des Portals – und zwar von dieser Seite. Der Boden des Asteroiden war mit Instrumenten und Feuerkäfern übersät. Das Portal blieb dunkel. Emma schaute angestrengt hin und hoffte ein Glühen zu sehen, wie das Licht einer Taschenlampe, das aus einem dunklen Tunnel drang. Aber nichts dergleichen.
Cornelius nickte mit einem zufriedenen Ausdruck.
»Verdammt, Cornelius«, ereiferte Emma sich. »Das bedeutet, dass der Sheena der Rückweg versperrt ist. Stimmt's?«
Ihre Aufwallung schien ihn zu überraschen. »Aber das wussten wir doch schon. Es verstärkt nur die Hypothese.«
»Und das gefällt Ihnen.«
»Natürlich gefällt mir das«, sagte er irritiert.
Emma atmete durch, um sich zu beruhigen.
281
»Wenn das Licht des Feuerkäfers nicht zurückkommt«, sagte Malenfant, »wie kommt dann das Funksignal durch?«
»Ich glaube nicht, dass das Signal überhaupt zurückkommt. Ich glaube, das Portal – das andere Ende – fängt die Signale des Feuerkäfers auf und überträgt sie, vielleicht über eine Art Feynman-Funkgerät. Und ich glaube, das Portal an unsrem Ende empfängt die Feynman-Signale und wandelt sie wieder in Funksignale um, die wir dann empfangen.«
»Wie Sheenas Schrei.«
»Ja.«
»Was für ein Feynman-Funkgerät? Neutrinos?«
»Der Neutrinofluss vom Portal hat sich verstärkt, seit wir damit angefangen haben«, sagte Cornelius. »Aber ich stelle nur Mutmaß-
ungen an. Wir haben es hier mit Kapazitäten zu tun, die unsere bei weitem …«
Die Kamera des Feuerkäfers suchte noch immer den Horizont des Asteroiden ab; das unheimlich glühende Portal wanderte aus dem Bild.
Ein Krater kam ins Blickfeld: so groß und tief, dass nur die vordere Kraterwand sichtbar war.
»Schaut euch das an«, sagte Malenfant. »Er muss eine Meile breit sein. Das ist aber nicht auf unsrem Cruithne.«
»Noch nicht«, murmelte Cornelius.
»Noch nicht?« fragte Malenfant. »Sie glauben, die Sheena hat es in die Zukunft verschlagen? Wollen Sie das damit sagen?«
»Denken Sie doch mal nach. Wenn es in der Vergangenheit einen solchen Krater auf Cruithne gegeben hätte – wer hätte ihn ausheben sollen?«
»Wie weit in der Zukunft?«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte Cornelius. »Es gibt keine Anzeichen von Radioaktivität in diesem Krater. Falls er von einer Kern-282
waffe verursacht wurde, muss die Detonation zehn-oder gar hunderttausend Jahre zurückliegen.«
»Hunderttausend Jahre?«
»Das ist ein Minimum. Das Maximum …« Er überprüfte ein anderes Datum. »Der Feuerkäfer ist mit Thermoelementen bestückt.
Ich habe ihn darauf programmiert, die Temperatur der Hintergrundstrahlung des Universums zu messen. Das erkaltende Glühen des Urknalls … Ich erkenne keinerlei Veränderungen im Toleranz-bereich der Ausrüstung gegenüber dem letzten Wert – drei Grad über dem absoluten Nullpunkt.«
»Und was besagt das?«
»Schwer zu sagen. Wir sind vielleicht etwas weniger als eine Milliarde Jahre in die Zukunft gegangen.«
»Mein Gott, Cornelius«, sagte Emma. »Sie haben damit gerechnet.
Sie waren darauf vorbereitet, riesige Sprünge in der Zeit durch die Messung von Temperaturänderungen des Universums nachzuweisen.«
»Ich wusste nicht, was wir antreffen würden. Ich wollte nur nichts außer Acht lassen.«
»Wie können Sie nur so denken?«
Er grinste schelmisch. »Ich bin ein Besessener. Sie kennen mich doch, Emma.« Er tippte sich an die Stirn.
»… Da«, sagte Malenfant und deutete auf die große Softscreen.
»Die Sheena.«
Der goldene Ball lag auf dem Asteroidenboden unter dem schwarzen Himmel. Und irgendetwas wurde von der goldenen Kugel reflektiert: etwas, das außerhalb des Bilds am
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