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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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wahrscheinlich für immer ausdehnen, bis in alle Ewigkeit. Aber wir wissen nicht, welche physikalischen Prozesse ab diesem Punkt ablaufen.«
    Emma sagte: »Und alles Leben, in jeder Form, ist ausgelöscht.
    Richtig?«
    »Ja.«
    »Wenn das so ist«, sagte Emma leise, »mit wem spricht Sheena dann?«
    ■
    Sheena verschwamm nun durch die Entfernung, und ihr Habitat war wie ein goldener Planet, der im erlöschenden Scheinwerferlicht des Robots nur undeutlich zu sehen war. Vielleicht projizier-te Emmas Einbildung etwas auf sie, wie das Gesicht des Manns im Mond.
    Dennoch …
    »Ich bin mir sicher, dass sie noch Zeichen gibt«, sagte sie.»Mein Gott. Du hast Recht«, pflichtete Malenfant ihr bei.
    Emma runzelte die Stirn. »Es muss etwas hier sein. Weil das Portal nämlich auch noch da ist. Und es hat sich durch gestaffelte 320
    Portale, durch die Vergrößerungsfaktoren bei uns in der Gegenwart gemeldet. Vielleicht hat es Sheena gerufen und sie hierher gebracht.«
    »Sie hat Recht«, sagte Cornelius nachdenklich. »Natürlich hat sie Recht. Es muss hier eine Entität geben, eine Gemeinschaft, die den Neutrino-Pfad manipuliert und Signale in die Vergangenheit aus-sendet.«
    »Woher beziehen sie dann die Energie fürs Rechnen und fürs Denken?«
    Cornelius wirkte ratlos. Wie ein Besessener bearbeitete er die Softscreen und ging Referenzlisten durch. »Es ist höchst spekulativ. Aber es wäre möglich, dass man Berechnungen ohne Energie-aufwand durchführt. Wir haben theoretische Modelle … Was bei Berechnungen wirklich Energie erfordert, ist das Ablegen von Informationen. Wenn man zum Beispiel zwei Zahlen addiert, wird Energie verbraucht, um die ursprünglichen Zahlen aus dem Speicher zu löschen. Wenn die Berechnung aber logisch umkehrbar ist – wenn man keine Informationen ablegt –, vermag man den Verar-beitungsaufwand auf vernachlässigbar kleine Werte zu verringern.«
    »Die Sache muss aber einen Haken haben«, sagte Malenfant.
    »Sonst wäre das Verfahren schon längst patentiert.«
    Cornelius nickte. »Wir kennen keine Art der verlustfreien Inter-aktion mit dem äußeren Universum. Es ist unmöglich, Daten oh-ne Verluste ein-und auszugeben. Hierzu müsste man sich in einer Art Substrat isolieren … Nur dass dann gar keine signifikanten Veränderungen mehr stattfinden würden. Wozu brauchte man dann noch Wahrnehmung?«
    »Was bleibt übrig?«
    »Erinnerung. Reflektion. Es gibt zwar keine neuen Daten mehr.
    Aber der Vermehrung der gewonnenen Einsichten sind vielleicht keine Grenzen gesetzt…«
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    »Falls diese Bewohner am äußersten Unterlauf der Zeit im Substrat isoliert sind«, sagte Malenfant, »wie vermag Sheena sich dann mit ihnen zu verständigen?«
    »Sheena ist ein Flüchtling aus der tiefen Vergangenheit«, sagte Cornelius. »Vielleicht glauben sie, dass sie es wert sei, etwas von der sorgsam gehüteten Energie in sie zu investieren. Sie müssen gewaltig sein«, sagte er verträumt. »Die letzten verbliebenen Partikel umkreisen sich in Abständen von Lichtjahren. Ein einziges Bewusstsein hat vielleicht die Größe einer ganzen Galaxis mit extrem langen Reaktionszeiten. Nichts vermag ihnen mehr etwas anzuha-ben. Sie haben sich dem Zugriff der Gravitation entzogen und sind vor dem Wärmetod geschützt.«
    »Und das sind unsre fernsten Nachfahren?« fragte Emma. »Diese Phantome? Die Manipulation von Strukturen, die das Universum umspannen, der endlose Kampf Intelligenz gegen Entropie – soll das dann wirklich alles gewesen sein?«
    »So sieht's aus«, sagte Cornelius schroff. »Oder gibt's hier noch was?«
    »Sinnhaftigkeit«, sagte Emma dezidiert. »… Wir verlieren sie.«
    Sheena driftete aus dem Bild.
    Cornelius klopfte gegen die Konsole. »Dem Feuerkäfer geht der Brennstoff für die Steuertriebwerke aus.«
    Alle paar Minuten driftete der Strandball mit der Rotationsge-schwindigkeit des waidwunden Feuerkäfers durchs Bild der Softscreen. Das Bild war trübe und verschwommen und bewegte sich an der Auflösungsgrenze der versagenden Kamera. Emma trat na-he an die Softscreen heran, starrte auf die Abbildung des Tintenfischs und versuchte noch irgendwelche Zeichen von ihm zu erkennen.
    Als ob ich aus einem Traum erwachen würde, sagte sie sich.
    »Wir müssen uns den nächsten Schritt überlegen«, murmelte Cornelius.
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    Malenfant runzelte die Stirn. »Welchen nächsten Schritt?«
    »Schauen Sie aufs Bild. Schauen Sie hin. Wir haben ein Artefakt, ein außerirdisches Artefakt auf diesem Asteroiden

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