Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
und nur-technisch-plausibles Startdatum näher rückte, schienen die Ereignisse dem Höhepunkt zuzutreiben. Auf der einen Seite baute eine Grundströmung öffentlicher Unterstützung für den unbeugsamen Malenfant und 325
    sein geheimnisumwittertes Unternehmen sich auf. Doch auf der anderen Seite sammelten die gegnerischen Kräfte sich und verstärkten ihre Angriffe.
    Sehen wir es mal von dieser Warte aus. Wenn dieser ganze rechtliche Scheiß verpufft ist und ich startbereit bin, werde ich starten. Wenn ich nicht startbereit bin, werde ich eben nicht starten. So einfach ist das. Was habe ich groß zu verlieren?
    Kommt, seht mich fliegen.
    Mit jedem misslungenen Startversuch verlor er ein paar Millionen Dollar, sagte Emma sich. Aber Malenfant wusste das selbst, zumal er sich davon auch nicht beirren ließ. Also sagte sie nichts.
    Und sie musste zugeben, dass es funktionierte: Er erhöhte den Einsatz noch einmal und peitschte das öffentliche Interesse auf. Es gibt nichts Besseres als einen Countdown, um das Bewusstsein zu fokussieren.
    Und dann, ein paar Tage vor dem eigentlichen ›Startdatum‹, bat Malenfant Emma, zu ihm zu kommen. Es geht in die heiße Phase, Babe. Ich brauche dich hier …
    ■
    Sie lehnte Malenfants Angebot ab, zum Testgelände geflogen zu werden. Sie wollte lieber mit dem Auto fahren, um Zeit zum Entspannen und Nachdenken zu haben. Sie aktivierte den SmartDrive, dunkelte die Scheiben ab und versuchte zu schlafen.
    Erst als das Auto sie noch vor der Morgendämmerung von Malenfants ›Starttag‹ weckte, wurde sie sich des Publikums bewusst.
    Zuerst waren es nur ein paar Pkw und Kleinbusse, die neben der Straße parkten – kleine Oasen aus Licht in der dunklen Wüstennacht. Doch es wurden immer mehr: Pritschenwagen mit Cam-pingaufbauten, Pkw mit Zeltanhängern, umgebaute Busse, Jeeps 326
    mit Häuschen auf der Ladefläche und Geländefahrzeuge aller Mar-ken. Leute regten sich im Morgengrauen in den von innen be-leuchteten Zelten. Andere schliefen in den Autos und sogar im Freien auf Luftmatratzen und Decken.
    Je näher sie dem Bootstrap-Gelände kam, desto dichter drängten die kleinen Gruppen sich. Sie sah, dass eine Decke, die unter der Heckklappe eines alten Cabrios ausgebreitet war, sich fast mit der Bodenmatte eines luxuriösen Hauszelts überlappte. Dann sah sie direkt neben einem Wohnmobil der gehobenen Preisklasse einen uralten Ford, dessen Motorhaube mit Klebestreifen befestigt war und aus dessen sämtlichen Fensteröffnungen schmutzige Füße lugten. Bei Einbruch der Morgendämmerung wurden die Leute lebendig, kratzten sich und machten Frühstück. Ein paar kletterten sogar auf die Dächer ihrer Autos, um die Vorgänge auf dem Bootstrap-Gelände zu beobachten.
    Sie machte ein Vehikel aus, das wie ein Militärfahrzeug aussah.
    Ein bulliger, aggressiv wirkender Geländewagen mit schwarz getönten, rechteckigen Scheiben. Ein Mann steckte den Kopf aus dem Schiebedach. Er war massig, schien in den Vierzigern zu sein und hatte einen kahl geschorenen Schädel. Er schwankte, als ob er nicht standfest wäre und beobachtete das Gelände mit einem gro-
    ßen, professionell wirkenden Fernglas. Er kam ihr irgendwie bekannt vor, aber sie wusste ihn nicht einzuordnen.
    Als sie wieder hinschaute, war der Jeep verschwunden. Er musste in die Wüste hinausgefahren sein.
    Sie sah Uniformen und Banner. Es waren religiöse Gruppen vertreten, die teils für, teils gegen Malenfant eingestellt waren. Manche veranstalteten Gottesdienste und Fürbitten. Es hatten sich Tierschützer eingefunden, die animierte Poster mit einem karibischen Riffkalmar hochhielten. Andere Demonstranten hatten Bilder kränklicher gelber Babies dabei. Und dann waren da noch die Freaks; zum Beispiel eine Gruppe Frauen, die mit schwarzen Leib-327
    chen mit hellblauen Kreisen bekleidet waren und himmelblaue Reifen hochhielten. Nimm mich! Nimm mich!
    Emma sah aber, dass diese thematisch motivierten Gestalten in der Minderheit waren, Gischtspritzer auf dem großen Meer normaler Bürger, die sich am Tag von Malenfants ›Start‹ hier versammelt hatten. Es gab Weiße, Schwarze, Asiaten, Latinos und India-ner. Es gab junge Leute, manche mit Kindern auf dem Arm und viele Ältere, die sich wahrscheinlich noch an Apollo 11 erinnerten.
    Es stand zu erwarten, dass an allen Zufahrten zum Bootstrap-Ge-lände ein ähnlicher Betrieb herrschte.
    Wie viele mochten es sein? Eine Million?
    Aber wieso waren sie überhaupt hier? Was hatte so viele Menschen

Weitere Kostenlose Bücher