Das Multiversum 1 Zeit
erschienen die Dreiecke in einem rosigen Weiß. Sie waren unscharf, aber regelmäßig und spannten sich als ein Netz aus ausgewaschener Farbe durch den Raum.
»Der Feuerkäfer überträgt eine Falschfarbendarstellung«, sagte Cornelius.
Das Muster wanderte ruckartig über den Bildschirm, während der Feuerkäfer die Kamera nachführte. Und hinter dem Netz sah Emma eine grünliche gekrümmte Fläche, als ob das Netz etwas enthielte.
»Es muss das Universum in der Mitte trennen«, sagte Emma.
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Die Struktur wanderte noch immer über den Bildschirm. Sie war verschwommen, weil die Geschwindigkeit der Kamera die Fähigkeit der Software übertraf, das Bild zu verarbeiten.
»Es sieht aus wie eine riesige geodätische Kuppel«, sagte Malenfant.
»Ich glaube auch, dass es eine Kuppel ist«, sagte Cornelius.
»Oder vielmehr eine Sphäre. Mit einem Durchmesser von ein paar hunderttausend Lichtjahren. Ein Netz. Und so weit stromabwärts gibt es nur eins, das zu sammeln sich lohnen würde.« Er deutete auf den grünlichen Vorhang aus Licht mit seiner komplexen Textur, der durch die Lücken in der Kuppel schimmerte. »Schauen Sie sich das an. Ich glaube, dass wir hier Ereignishorizonte Schwarzer Löcher sehen. Gigantische Löcher mit der Masse von galaktischen Super-Clustern und darüber hinaus. Sie umkreisen sich, sodass die Ereignishorizonte verzerrt werden. Ich glaube, die Löcher wurden dort bewusst positioniert. Sie werden zu einer Hierarchie immer massiverer Löcher verbunden. Ich kann mir vorstellen, dass die Unterlaufbewohner inzwischen imstande sind, Löcher ohne signifikanten Energieverlust miteinander zu verschmelzen.«
»Wie, zum Teufel, bewegt man ein Schwarzes Loch? Indem man ein Abschleppseil dran befestigt?«
Cornelius zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Vielleicht benutzt man Hawking-Strahlung als Rückstoß. Aber die Details sind auch unwichtig … Die Kuppel scheint ein Energie-Kollektor zu sein.
Wie eine Dyson-Sphäre. Alles, was noch existiert, muss auf diesen Verstrebungen leben und sich von der letzten freien Energie ernähren: der langsamen Hawking-Strahlung aus den Schwarzen Lö-
chern. Aber das ist nur ein verdammt dünnes Rinnsal.« Er warf einen Blick auf die Softscreen. »Wir können Überlebensstrategien postulieren. Vielleicht strecken sie die kärglichen Ressourcen durch lange Ruhephasen. Tiefschlaf, geringe Rechenleistung, die 313
Ausdehnung einer Stunde des Bewusstseins zu einer Million Jahren …«
Vielleicht, sagte Emma sich. Oder sie erleben diese Ruine eines Universums vielleicht doch bei vollem Bewusstsein. Bewegungsunfähig im Käfig des Schwarzen Lochs eingefroren, gefangen wie Ju-das im tiefsten Schlund der Hölle.
»Es mag Ihnen seltsam erscheinen, dass wir imstande sind, so viel über diese ferne Zukunft zu extrapolieren. Aber für die Unterlaufbewohner gelten auch die Gesetze der Physik. Und wir wissen, dass sie die Ressourcen ihrer Schwarzen Löcher nutzen müssen.
Die Supercluster-Löcher sind die größten, die es überhaupt gibt, mit vielleicht hundert Billiarden Sonnenmassen. Doch selbst die lösen sich bereits auf.
Also muss man die Löcher abernten. Wenn man zwei Löcher ver-eint, erhält man ein größeres Loch …«
»Das dann kälter ist.« Malenfant nickte. »Es wird sich langsamer auflösen. Dadurch ist es möglich, die Lebensdauer zu verlängern.«
»Sie verschmelzen wahrscheinlich Löcher in allen Hierarchien im ganzen erreichbaren Universum. Dieser Ort, so groß er auch ist, stellt vielleicht nur eine Sprosse in der Leiter dar.
Die konstruktiven Details sind kompliziert. Man muss die Lö-
cher so schnell zusammenführen, dass sie sich nicht schon auflö-
sen, ehe man sie abgeerntet hat. Auf der anderen Seite darf es auch nicht so schnell geschehen, dass man ein so großes Loch erzeugt, das sich zu langsam auflöst und die nutzbare Energie nicht in aus-reichendem Maß freisetzt … Erstaunlich«, sagte Cornelius atemlos und starrte auf die trüben Phantombilder. »Die Vorstellung, dass das Bewusstsein nun das ganze Universum regiert – dass die zu-künftige Evolution des Universums von bewussten Entscheidungen abhängt, die von unsren Nachkommen getroffen wurden.«
Kooperation, sagte Emma sich, die ein Universum umspannte, Projekte mit einer Dauer von Millionen, sogar Milliarden Jahren.
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Was auch immer aus diesen Leuten geworden ist, sagte sie sich, Menschen sind sie nicht mehr.
»Mein Gott. Seht euch das an.«
Emma drehte sich zum
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