Das Multiversum 1 Zeit
gefunden. Genau an der Stelle, die die Unterlaufbewohner uns gezeigt hatten.
Und sie haben es benutzt, um uns einen Weg in die Zukunft zu weisen: die Myriaden Jahre, die vor uns liegen, wenn wir nur eine Möglichkeit finden, die Carter-Katastrophe zu verhindern – und es muss eine Möglichkeit geben. Mein Gott, stellen Sie sich das mal vor.
Wir haben heute einen streiflichtartigen Blick in die Zukunft erhascht. Was, wenn wir Beobachtungsstationen auf jeder dieser Zukunfts-Inseln einrichten würden? Stellen Sie sich nur vor, was wir sehen und wie wir davon profitieren würden … Wir müssen das Artefakt bergen. Falls es uns nicht gelingt, es vom Asteroiden ab-zutransportieren, müssen wir es eben vor Ort untersuchen. Malenfant, wir müssen Menschen nach Cruithne schicken. Und wir müssen das Michael zeigen.«
Ein Ausdruck unerklärlicher Angst erschien auf Malenfants Gesicht.
Auf der Softscreen erschien Sheena als ein verwaschener Lichtklecks. Schatten wanderten über ihre Flanke. Sheena gab ein letztes Zeichen – Emma versuchte es zu entziffern, und die Übersetzung wurde ins Bild eingeblendet –, und dann wurde der Bildschirm grau.
»Es ist vorbei«, sagte Cornelius. »Der Feuerkäfer ist tot. Und Sheena auch.«
»Nein«, sagte Emma. »Nein, das glaube ich nicht.«
Irgendwie wusste sie, dass Sheena verstand, was mit ihr geschah.
Denn das Letzte, was Sheena gesagt hatte, das Letzte, was Emma erkannt hatte, ehe das Bild verblasste, war eine Frage. Werde ich träumen?
323
Maura Della:
Offenes Journal, 22. Oktober 2011.
Ich werde nie das erste Mal vergessen, als ich der Länge nach über Afrika hinwegflog. Die großen leeren Wüsten, die grünen Decken aus Vegetation, die verstreuten Menschen, die sich an Küsten und Flusstäler klammerten.
Ich bin ein Stadtmensch. Ich hatte immer geglaubt, meine Welt sei die ganze Welt. Diese afrikanische Erfahrung hat meinen Glauben an die Kraft der Menschen – unsre Kraft –, Dinge zu verändern, zu erschaffen und zu überleben, ins Wanken gebracht. Die Wahrheit ist, dass die Menschen kaum einen Eindruck auf der Er-de hinterlassen haben – und dass die Erde selbst nur ein Staub-korn in einem lebensfeindlichen Universum ist. Das hat mein Denken nachhaltig geprägt. Wenn die Menschheit auf der Erde einen schweren Stand hat, dann müssen wir diesen Zustand, verdammt noch mal, ändern.
Gerade einmal vor einer Generation ist es uns gelungen, die Er-de als Ganzes zu sehen. Und nun scheinen wir in der Lage zu sein, die ganze Zukunft zu sehen und was wir tun müssen, um zu überleben. Und ich hoffe, dass wir es schaffen.
Dennoch muss ich gestehen, dass die ganze Sache mich depri-miert hat.
Es ist natürlich der logische Schluss meines Ehrgeizes, der darin besteht, zu verhindern, dass die menschliche Rasse sich selbst vernichtet. Ich glaube nämlich, dass es unser Schicksal ist, die Herr-schaft über die ungerichtete Kraft der unbeseelten Materie zu übernehmen und die Zukunft des Kosmos zu gestalten.
Aber es ist mir noch nie in den Sinn gekommen, dass es am En-de nur die erkaltenden Ruinen des Universums, nur noch Trümmer zu erobern gibt.
324
Ich bin einundsechzig Jahre alt. Ich bin niemand, der ständig über den Tod sinniert. Ich glaube eher, dass ich immer gegen ihn angekämpft habe. Dafür setze ich meine ganze Energie ein und bediene mich außerdem aller verfügbaren und bezahlbaren Techniken und Tricks, um so lang wie möglich zu leben.
Aber ist es das wert? Mich ans Leben zu klammern, bis ich aller Kraft und Hoffnung und des Bewusstseins beraubt bin? Haben wir nicht genau das in der fernen Zukunft gesehen, eine senile Spezies, die von den letzten Energien zehrte und sich gegen die Dunkelheit stemmte?
Mir scheint es, dass das Alter, das Altern, ein Kampf zwischen Weisheit und Bitterkeit ist. Ich weiß nicht, wie ich selbst aus diesem Kampf hervorgehen werde, falls ich überhaupt so weit komme.
Vielleicht sind manche Dinge noch wichtiger als das Leben.
Aber welche?
Emma Stoney:
Während seine Beauftragten noch mit den bürokratischen Dämonen rangen, die ihn zu überwältigen drohten – und während die Welt zwischen Staunen und Spott über seine Licht-und Schatten-Bilder aus der fernen Zukunft schwankte –, wartete Reid Malenfant mit der nächsten Überraschung auf.
Er ging an die Öffentlichkeit und verkündete im Fernsehen und im Internet ein Startdatum für BDB-2, den er auf den Namen O'Neill getauft hatte.
Und als Malenfants nominelles, fiktives
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