Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
zu heben, doch das Blickfeld verschwamm. »Michael?«
    »Nein«, sagte Cornelius mit belegter Stimme. Und nun sah sie eine große Kugel aus Erbrochenem. Sie war grün mit einer orangefarbenen Maserung und schwebte über ihnen in der Luft. Komplexe Wellen wanderten über die Oberfläche der Kugel, die von zehn oder einem Dutzend kleinerer Satelliten umgeben zu sein schien.
    »Mein Gott, Cornelius«, sagte Malenfant. Er griff unter die Liege und holte eine Plastiktüte hervor, mit der er die Kugel aus Erbrochenem einfing. Als die Substanz mit der Tüte in Berührung kam, verhielt sie sich auf einmal ›normal‹ und füllte die Tüte als klebrige, klumpige Masse aus.
    So etwas hatte Emma noch nie gesehen. Trotz des Gestanks verfolgte sie, wie das kleine Drama sich entfaltete.
    Dann ertönten auf der anderen Seite der Wand wieder eine Reihe von Schlägen, die sich wie Schüsse anhörten. Bei jedem Schlag wurde Emma auf der Liege durchgeschüttelt, und ihr drehte sich fast der Magen um.
    »Keine Angst«, sagte Malenfant zur Crew. »Die Hydrazin-Steuer-düsen feuern nur und versetzten uns in Rotation. Wir spüren die Übergänge. Das wird sich legen.«
    Es ertönten ein metallisches Stöhnen von der Hülle und ein Knacken der Flansche, mit denen die Wiedereintritts-Kapsel am Raumschiff befestigt war. Sie fühlte sich wie auf einem maroden Kettenkarussell.
347
    Mit zunehmender Rotation spürte sie eine Gewichtszunahme und wurde mit sanfter Gewalt auf die Liege gedrückt.
    Die Steuertriebwerke verstummten.
    »Klappt alles wie am Schnürchen«, sagte Malenfant. »Wir fliegen zu den Sternen, Leute. Gehen wir an die Arbeit.«
    Er löste die Gurte. Dann stellte er sich auf die Liege, hüpfte wie auf einem Trampolin und zog an Hebeln und Gurten, bis der mittlere Abschnitt der Instrumentenkonsole über ihm herunter-klappte. Es war, als ob er die Innenausstattung eines Vans umgrup-piert hätte. Hinter der Konsole war ein kurzer Tunnel, der zu einem Schott führte. Die schwere Eisenscheibe mit dem Stellrad in der Mitte mutete Emma wie ein U-Boot-Schott an.
    »Eins, zwei, drei«, sagte Malenfant und machte einen Luftsprung. Er stieg langsam in die Höhe, trieb seitlich ab und schlug sanft gegen die Wand des Tunnels. Dann hielt er sich mit baumelnden Beinen an einer Sprosse fest. »Coriolis-Kraft«, sagte er. Er zog sich weiter in den Tunnel hinein, streckte die Hand aus und drehte am Rad.
    Aber das Rad war blockiert, wahrscheinlich wegen der Vibratio-nen beim Start. Schwach angefangen und stark nachgelassen, sagte Emma sich. Malenfant ließ sich von Emma einen großen Schraubenschlüssel geben, mit dem er gegen das Rad hämmerte, bis es schließlich gängig wurde. Malenfant drehte das Rad, stieß das Schott auf und zog sich mit baumelnden Beinen durch die Luke.
    Hinter ihm sah Emma eine Scheibe aus grauem fluoreszentem Licht.
    Sie schaute Cornelius an. »Soll ich als Nächste?«
    Cornelius hatte noch immer den Helm auf. Sein Gesicht war wirklich grün. »Ich helfe Michael.«
    Sie setzte den Helm ab und legte ihn vorsichtig auf Malenfants Liege. Dann löste sie schwer atmend die Gurte und legte sie beiseite. Sie erhob sich ein Stück in die Luft und sank langsam wieder 348
    nach unten. Sie hatte das Gefühl, durch ein hüfthohes Schwimmbecken zu waten.
    Sie spürte Michaels Blick auf sich ruhen. Er beobachtete sie mit großen leuchtenden Augen unter dem Helm.
    Sie wollte ihm etwas sagen. Aber er machte von allen den ruhig-sten Eindruck und schien sich in dieser neuen Umgebung am ehesten heimisch zu fühlen. Das war schon seltsam.
    Ohne darüber nachzudenken, ging sie in die Knie und stieß sich ab.
    Der Sprung war olympiareif gewesen, doch sie kam vom Kurs ab und prallte, härter als Malenfant, gegen die Tunnelwand. Immerhin gelang es ihr, sich an einer Sprosse festzuhalten. Dann erklomm sie die Sprossen und zog sich durch den Tunnel. Sie fühlte sich leicht wie eine Feder.
    Sie gelangte in eine kleine Kammer, einen Zylinder mit einem Durchmesser von vielleicht drei Metern. Er verströmte ein fluoreszentes, grauweißes Licht. Es roch eigenartig, nach Metall und Kunststoff. Eine so stickige und zugleich antiseptische Luft hatte sie noch nie geatmet. Die Wände waren mit Ausrüstungskästen, Kabeln, Röhren, Softscreens und Displays bestückt. Über ihr spannte sich eine Decke in Form eines grobmaschigen rautenförmigen Gitters, hinter dem sie weitere zylindrische Kammern er-spähte. Röhren, die mit einer silbernen Isolierung umhüllt

Weitere Kostenlose Bücher