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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Schwerelosigkeit, nachdem sie das unbehagliche Gefühl einmal abgeschüttelt hatte – dass sie ohne den Widerstand des Wassers durch die Luft zu fliegen und in drei Dimensionen sich frei zu bewegen vermochte.
    Ein paar Soldaten bekundeten ihren Unmut, als sie nach drei Wochen im All Übungen im Raumanzug durchführen sollten.
    June begrüßte das aber. Vom Rest der Truppe isoliert musste sie nur sich selbst riechen – einen bitteren Gestank nach Schweiß und Entschlossenheit.
    Trotz der Abwechslung durch das Training geriet die lange Reise zum Albtraum. Sie befand sich schließlich mitten im interplanetaren Raum; mit diesem Gefühl der Enge, sogar der Klaustrophobie hatte sie wirklich nicht gerechnet.
    Und der Trott des Lebens an Bord eines Raumschiffs war ebenfalls enervierend: die Stunden, die sie täglich mit den öden, immer gleichen Aufgaben verbringen musste – oder, noch schlimmer, mit Reinigungsarbeiten, wo sie Algen von den Wänden kratzte, Was-seraufbereitungssysteme reparierte, die schon seit dem Start von der Erde nicht richtig funktioniert hatten und so weiter. Eben viel Arbeit in diesem hastig zusammengedengelten Schiff.
    Die knappe Freizeit der Soldaten ging dafür drauf, was man erwarten würde: TV, Kartenspiele (mit Klettstreifen an der Rücksei-457
    te) und erstaunlich vielen sexuellen Aktivitäten: Hetero, Homo, Bi, Solo, Pärchen und größere Gruppen, die die vielfältigen Möglichkeiten der Schwerelosigkeit sondierten. June beteiligte sich nicht daran, und sie wurde auch von niemandem belästigt; die Gleich-verteilung zwischen Männern und Frauen verhinderte das.
    Stattdessen verbrachte sie viel Zeit mit Lesen.
    Mit den Schilderungen der frühen Astronauten zum Beispiel.
    Nicht etwa über das Heldengedöns von Apollo und den Rest des frühen US-Programms, sondern über die Russen: bodenständige Kosmonauten wie Dobroolsky, Patsayev, Volkov, Lazarev, Mako-rov, Popovich … Seit 1971 hatten die Kosmonauten hunderte von Tagen im niedrigen Erdorbit in sowjetischen Raumstationen verbracht, der Saljut und der Mir, wo sie ohne irgendeine Abwechslung nur Löcher in den Himmel gestarrt und versucht hatten, am Leben zu bleiben und nicht verrückt zu werden. Ein paar dieser alten Kameraden waren weiter und länger gereist als sie – wenn auch nicht in einer geraden Linie – und sie hatten wirklich nur diese ›Traktorenfabrik‹-Technologie zur Verfügung gehabt. Und ein paar dieser Kosmonauten waren nicht zurückgekehrt.
    Nachdem sie ihre Schilderungen gelesen hatte, verlor die Bucephalus für sie einen Teil ihrer Gefängnis-Atmosphäre.
    Das und der Gedanke an Tom und Billie.
    Schneller als Reid Malenfant strebte die Bucephalus durchs All Cruithne entgegen.
    Maura Delta:
    Offenes Journal, 3. März 2012.
    Es war natürlich das besondere Vorkommnis in Nevada, das zu der – wie ich glaube, richtigen – Entscheidung führte, die Blauen Ausbildungszentren zu schließen. Das Motiv war, die Bedrohung 458
    und die Unwägbarkeiten zu eliminieren, die die Blauen Kinder darstellten. Diejenigen, die für die Sicherheit dieses Landes Verantwortung tragen, hatten keine andere Wahl.
    Die Medienbilder kaltäugiger Jugendamts-Mitarbeiter, die von schwer bewaffneten Soldaten eskortiert in die Zentren eindrangen und die verwirrten Kinder aus den Betten holten, müssen jeden Menschen mit einer Seele erschüttert haben. So seltsam diese Kinder auch sein mögen, sie sind immer noch Kinder. Aber es musste sein.
    Zumal ich weiß, dass das, was den Leuten an diesen Bildern Unbehagen verursacht, weniger der Umgang mit den Kindern selbst als vielmehr der Umstand ist, dass wir alle Heuchler sind. Im Grunde seines Herzens hat nämlich jeder gewusst, dass der eigentliche Zweck der Zentren darin bestand, die Kinder wegzuschließen.
    Jeder ist ein Mitwisser. Schuldig und beschämt – und voller Angst – haben wir uns abgewandt.
    Die Kinder sind von ihren Kameraden getrennt und im ganzen Land auf sichere Einrichtungen – hauptsächlich militärische – verteilt worden. Aus den Augen, aus dem Sinn; sie werden in Einzel-haft gehalten. Das ist jedenfalls die Vorstellung.
    Das ist nicht besonders appetitlich. Aber für das Problem schien eine Lösung in Sicht.
    Außer in Nevada.
    Das Klügste wäre gewesen, ich hätte mich aus der ganzen Sache rausgehalten; wie auch immer die Situation gehandhabt wurde, ich hatte ohnehin nichts zu gewinnen. Nichts zu tun wäre aber auch keine Option gewesen. Mein verdammtes Gewissen ist ein

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